Michael Mittermeier: "Bono zollte mir seinen Respekt"

Comedian Michael Mittermeier spricht im Interview mit spot on news über seine Tour und welche Erfahrungen er davon mitgenommen hat.
von  (ali/spot)

Comedian Michael Mittermeier spricht im Interview mit spot on news über seine Tour und welche Erfahrungen er davon mitgenommen hat. Er verrät unter anderem, dass er nicht die ganze Zeit der lustige Kerl von der Bühne ist.

Berlin - Er hat einen an der Klatsche, das gibt Michael Mittermeier freimütig im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news zu. Wieso sonst sollte jemand, der hierzulande so erfolgreich ist, auf Welttournee gehen und für ein Taschengeld vor 300 besoffenen Schotten in Edinburgh Witze reißen? Was er auf Tour gelernt hat, kommt seinem neuen Programm "Blackout" zugute. Hier ein paar Kostproben.

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Wie prall muss man sein, um als erfolgreicher deutscher Comedian, ein Jahr lang durch die Kleinkunstbühnen von London, New York, Montreal, Dublin, Kapstadt und Edinburgh zu tingeln?

Michael Mittermeier: Man muss prall sein. Aber nicht durch Alkohol, sondern man muss einfach einen kleinen Dachschaden haben. Aber vor allem muss man lieben, was man macht. Ich mache Live-Stand-Up und ich liebe das. Ich bin jemand, der immer neue Grenzen sucht und die Herausforderung braucht. Ich habe hierzulande schon alles gespielt, jede Größe, mehr geht nicht. Aber Größenwahn interessiert mich nicht. Ich bin nicht auf der Suche nach mehr Zuschauern, sondern nach einem neuem und besserem Programm.

Was war anders im Ausland?

Mittermeier: Du fängst bei null an und musst dich komplett neu definieren, in einer Umgebung, wo Comedy einen ganz anderen Stellenwert hat. Verglichen mit England oder USA ist Deutschland Comedy-Sozialhilfe-Land. Hier bekommt jeder, der viermal lustig umfällt eine Comedy-Sendung. Wenn du in England im Fernsehen auftrittst und da steht Comedian unter deinem Namen eingeblendet, dann kannst du davon ausgehen, dass du schon ein bisschen mehr geleistet hat, als nur im Container rumzusitzen.

Die Quintessenz Ihrer Welttournee?

Mittermeier: Ich habe viel für mein neues deutsches Programm "Blackout" mitgenommen, allein schon weil du vom Ausland einen anderen Blick auf die Heimat hast. Es war ein Mörder-Workshop, die Erfahrungen sind unbezahlbar. Wenn du um Mitternacht in Edinburgh vor 300 Besoffenen, wohlgemerkt Genickbruch-Besoffenen, auftrittst, dann gibt es kein Pardon. Da muss jede Pointe sitzen.

Über was lachen die?

Mittermeier: Zum Beispiel über unseren größten staatlich organisierten Massen-Blackout, das Oktoberfest. Ich habe über Porno-Dirndl gesprochen, darüber haben sie in der ganzen Welt gelacht. Sehr gut kam auch an, wenn ich mich als Deutscher über Deutsche lustig gemacht habe. Du musst eine Schnittmenge an Themen finden, die sowohl in Montreal, als auch in Kapstadt funktionieren.

Die wichtigste Station?

Mittermeier: London war besonders spannend. Zum einen, weil ich dort mit Eddie Izzard arbeiten durfte und zum anderen, weil die Messlatte so hoch ist. Die Engländer sind so verwöhnt, die gehen einfach raus wenn es ihnen nicht gefällt. Aber ich habe das gewuppt und bin da ganz stolz drauf. Sogar Bono kam einen Abend vorbei und zollte mir seinen Respekt. Der war wirklich begeistert, dass ein Deutscher in seiner Heimat so was hinbekommt.

Was sagt Ihre Frau dazu, dass Sie Kunst statt Kohle machen?

Mittermeier: Da sie selber Künstlerin ist, findet sie es toll, dass ich es immer noch wissen will. Sie weiß, dass sie einen Künstler geheiratet hat, der sich nicht für Ruhm, Geld und Ehre interessiert. Solange ich sie nicht monatelang mit unserer Tochter alleine lasse, ist das ok. Wir waren nie länger als zwei Wochen getrennt, da ich zwischendurch immer wieder nach Hause kam, oder sie mich am Ende der jeweiligen Touren besuchten. Während der Tour kann ich nämlich niemand um mich haben. Wenn ich in meinem Programm stecke, bin ich sehr unleidlich.

Der grantige Clown?

Mittermeier: Ein Klischee, das immer wieder herhalten muss, wenn sich mal wieder einer umbringt. Aber es ist was dran: Gute Comedians und Satiriker sind eher stille Menschen, weil sie tief reinschauen und weitgehen. Ich kenne die andere Seite und weiß, wie es ist, zu weit zu gehen im Leben. Das kann passieren, aber besser als der Comedian, der privat dauernd den Clown gibt und es auf der Bühne nicht bringt. Ich find's furchtbar, wenn man am Tisch den Kasperl mimt, weil es auf der Bühne nicht klappt.

Noch andere Mankos?

Mittermeier: Pünktlich sein kann ich nicht. Meine Auftritte schaffe ich nur rechtzeitig, weil ich ein Riesenteam von Technikern habe, die mich mit aller Gewalt auf die Bühne prügeln. In der Regel komme ich zwei Minuten vor Showbeginn im Theater an und dann kennen die kein Pardon. Keine Pinkelpause, kein Kaffee, kein nix, die machen das Licht an, lassen den Sound laufen, drücken mir ein scharfes Mikro in die Hand und schubsen mich auf die Bühne.

Ihr Lieblings-Gag?

Zur Zeit beschäftige ich mich am liebsten mit Zombies und stelle mir Fragen wie: Fressen Zombies auch Vegetarier? Oder: Warum kiffen Zombies und warum koksen Vampire? Ich habe seit frühester Jugend eine tiefverwurzelte Zombie-Phobie. Das kostet mich bis heute viele schlaflose Nächte. In sofern ist Blackout vielleicht eines meiner ehrlichsten Programme, da ich dabei wirklich mit meinen intimsten Ängsten spiele.

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