Michael Graeter: Trüffel-Royal mit Helmut Dietl

Beinahe hätten sich zwei früher Liebende im 32-Plätze-Restaurant getroffen: Der Star-Regisseur und seine Ex Veronica Ferres hatten Lust auf die weiße Knolle – Graeter saß daneben.
Trüffel, mit 8,50 Euro das Gramm die teuerste Delikatesse der Welt, hieß die Versuchung. Zwei ehemaligen Lebensabschnittspartnern war’s danach – und es hätte nicht viel gefehlt, dass sie beim Essen aufeinander getroffen wären in Münchens 32 Plätze großem Schmuckkästchen-Restaurant „Rossini“ in der Maxvorstadt, oft für Schwabing gehalten. Dort saß „Kir Royal“-Regisseur Helmut Dietl mit seinem Freund, Bestseller-Autor Patrick Süskind, beim Trüffel-Dinner. 48 Stunden vorher waren Helmuts Ex-Freundin, Filmstar Veronica Ferres und ihr aktueller Verehrer, AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, Freund von Ex-Kanzler Gerhard Schröder, beim Schlemmen der Spezialität aus Alba.
Die weiße, köstliche Knolle ließ sich Dietl flächendeckend auf die Nudeln schaben und man konnte fühlen, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Restaurant-Chef Fabrizio Cereghini hielt in seinem weißen Handschuh ein Prachtstück in der Hand, über ein Pfund schwer, Einkaufspreis 2500 Euro. „Ich esse ihn nur zu Beginn der Saison, leider nicht öfter, weil der Trüffel mir zu teuer ist“, sagte Fabrizio.
Helmut war guter Laune. Er hält sich in München auf wegen der Finanzierung des Streifens „Berlin Mitte“, dessen Dreharbeiten Ende Mai beginnen und sich bis September hinziehen. „Ich bin nur noch wenn es sein muss in Berlin“, sagte er trocken. Wenn das „Diridari“ in trockenen Tüchern ist, beginnt er mit dem endgültigen Casting. So viel steht jetzt schon fest: Die Hauptrolle, einen Paparazzo, spielt Michael Bully Herbig. Die Figur „Baby Schimmerlos“ gibt’s nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Dietl und Franz Xaver Kroetz, wie berichtet, nicht mehr. In den anderen Rollen agieren wieder Senta Berger und Dieter Hildebrandt. Der neuerdings vielseitig Verwendung findende Talkmaster Harald Schmidt mimt einen schwäbischen Ministerpräsidenten.
Mit Drei-Sterne-As Heinz Winkler, der jünger denn je aussieht, war ich mal in Alba bei der nächtlichen Trüffel-Ernte. Mit verbundenen Augen wurden wir nach einer 30-minütigen Autofahrt in einen Eichenwald gebracht, wo ein schnüffelnder Hund – früher waren es Schweine, die sich oft die Delikatesse selbst schmecken ließen – die sündteure Knolle ausbuddelte. Als Belohnung winkte dem Vierbeiner für einen schwarzen Trüffel ein, für einen weißen zwei „Grissini“. Ein äußerst günstiger Stundenlohn.
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Die Italiener sind mit Steinklopfer-Hüten stets an vorderster Front beim Münchner Oktoberfest. Jetzt haben sie diese bajuwarische Feinheit für elf Stunden auch nach Rom importiert. Nach „l'ozapfen“ von Augustiner-Bier in Anwesenheit des Münchner Bräu-Chefs Ferdinand Schmid gab es „Per tutti würstel, crauti“ sowie 1000 Brezn, 600 Hendl, Fischsemmeln, Obazdn und Leberkäs bei der Groß-Party mit 1200 Gästen in Lederhosen und Dirndl in der „Ponte Galeria“ außerhalb der Ewigen Stadt. Das Essen wurde auf Tellern mit weißblauem Rautenmuster serviert, das Bier schäumte in gläsernen Maßkrügen. Sämtliche Tonarten bayerischer Folklore-Show waren aufgeboten, darunter Schuhplattler, Löffelklopfer und Goaßlschnalzer. Als Gastgeber fungierte der römische Käse-König Marco Lorenzoni und Robert Guschlbauer, die jetzige Seele in der „Lukullus Bar“ des Münchner Feinschmecker-Gewölbes Dallmayr. Marco, der in seinem Imperium pro Tag 200000 Liter Milch produziert, und Robert lernten sich in München kennen und sind seither Freunde.
Roms laszive Schönheiten wie Prinzessin Josephine Borghese oder Maria Grazia Cucinotta amüsierten sich von Mittags bis Mitternacht. Playboy Prinz Giovanelli hatte alle Hände voll zu tun. Nur die blonde Ella Weber, die im italienischen Fernsehen dank ihrer Haarpracht und ihres offenen Wesens eine steile Karriere gemacht hat, fehlte. Neben den Botschaftern von Norwegen und Österreich sowie Nato-General Wolf-Dieter Loeser zählte auch Carabinieri-General Ugo Zottin mit Ehefrau Fiamma zu den Gästen. Der Polizei-Chef drückte hoffentlich an diesem Abend angesichts des starken Bierkonsums ein Auge zu. Mit dem Augustiner-Stoff wurde manchem Römer nicht ganz klar.