Michael Douglas: "Ich will es allen zeigen"
Die Karriere von Michael Douglas überspannt mehr als vier Jahrzehnte, doch er musste erst 70 werden, um einen ersten echten Action-Blockbuster wie "Ant-Man" (ab 23. Juli im Kino) zu drehen. Höchste Zeit, wie Douglas selbst findet: "Tatsächlich habe ich nur darauf gewartet, dass mir endlich jemand sowas anbietet", erzählt er der Nachrichtenagentur spot on news im Interview. "Es hat mir einen Riesenspaß gemacht."
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Dass er nun ins Comic-Helden-Genre einsteigt, liegt nicht zuletzt auch daran, dass der Kinomarkt derzeit von diesem Genre dominiert wird. "Die meisten Studios konzentrieren sich jetzt auf diese Art von Filmen", sagt Douglas. "Das ist nicht gerade förderlich für die Art von Filmen, die ich sonst gerne mache." Aktuell arbeite er an Remakes, die er vor vielen Jahren produziert hatte, wie "Starman" (1984) oder "Flatliners - Heute ist ein schöner Tag zum Sterben" (1990). Zum direkten Vergleich zwischen der Realisierung sagt Douglas: "Es ist ein längerer, quälenderer Prozess als damals. Aber so ist es nun mal."
Die Zukunft gehört dem Fernsehen
Anstatt dagegen anzukämpfen, wolle er sich lieber anpassen. Die Geschichten, die früher der Independent-Filmindustrie gehörten, würden nun fürs Fernsehen gemacht. Als beispielsweise kein Studio den Film "Liberace - Zuviel des Guten ist wundervoll" über einen schwulen Entertainer machen wollte, obwohl mit Douglas, Matt Damon und Regisseur Steven Soderbergh hochkarätige Namen mit an Bord waren, wichen sie aufs Kabelfernsehen aus. Unter dem US-Sender HBO wurde der Film ein großer Erfolg. "Die Bildschirme in den Wohnzimmern werden größer, und die Leinwände in Independent-Kinos werden kleiner", sagt Douglas, der selbst mehrere TV-Projekte in den Startlöchern hat. "Anstatt zu verbittern, zeige ich es lieber allen."
Überhaupt sei er ein Mensch, der "das Glas lieber halbvoll als halbleer sieht", wie der 70-Jährige sagt. "Das ist wahrscheinlich eine Folge davon, eine Krebserkrankung überlebt zu haben." 2010 erkrankte Douglas an Kehlkopfkrebs. Durch Strahlen- und Chemotherapie überstand er die Krankheit. "Es ändert die Perspektive", erzählt er heute. "Ich weiß alle Menschen in meinem Leben mehr zu schätzen." Dazu gehört auch seine Familie, für die er sich mehr Zeit nehme. So habe er in diesem Jahr mehrere Schauspiel-Engagements abgelehnt, für die er mehrere Monate im Ausland hätte verbringen müssen.
Der nächste Douglas?
Einer von Douglas' Kindern könnte indes die Schauspiel-Dynastie am Leben erhalten: Sohnemann Dylan strebt eine Karriere in der Filmbranche an. "Er brennt darauf. Er ist der geborene Schauspieler", schwärmt Douglas. Er würde ihn und auch Tochter Carys nach Kräften unterstützen, sollten sie diesen Weg einschlagen, doch weiß der Sohn von Hollywood-Legende Kirk Douglas (98) auch, wie schwierig es im Schatten eines berühmten Vaters sein kann. Er selbst habe stets "großes Lampenfieber" gehabt, bis er Mitte der 1980er in den Erfolgsfilmen "Eine verhängnisvolle Affäre" und "Wall Street" mitspielte und hierfür den Oscar gewann. "Von da an hatte ich das Gefühl, eine eigene Identität zu haben, und das hat sich gut angefühlt."
Die neue Generation an Hollywood-Schauspielern sieht Douglas allerdings sehr kritisch. "Die jungen US-Schauspieler stecken momentan in der Krise", urteilt der 70-Jährige. "Die Briten und Australier kommen rüber und schnappen ihnen die Rollen weg." Britische Schauspieler seien meist besser ausgebildet und australische Männer würden Maskulinität verkörpern, während die Staaten sich in eine fast "asexuelle Richtung" bewegen würden. "Ich weiß es nicht genau, aber ich denke, es liegt daran, dass es ihnen mehr um ihr Image und soziale Medien geht als darum, ihre Rolle gut zu spielen."