Michael Brandner: George Clooney tanzte nach seiner Pfeife

Sein Gesicht kennt jeder, den Namen nur wenige. Dabei gehört Michael Brandner (62) zu den meistbeschäftigten Schauspielern der Republik. George Clooney (52, "The Descendants") war egal wie prominent er ist, er suchte einfach nur einen deutschen Top-Darsteller. Von Michael Brandner war er so angetan, dass er ihn auf Anhieb für "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" (Kinostart 20. Februar 2014) besetzte. Eine Entscheidung, die er allein schon wegen dessen musikalischer Drehpausen-Untermalung nicht bereute, wie Brander im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt.
Michael Branders Gedichtsammlung "Nachts", musikalisch untermalt von Nighthawk, ist hier erhältlich
Sie spielen in George Clooney's "The Monuments Men", der am 20. Februar im Kino anläuft. Wie waren die Dreharbeiten?
Michael Brandner: Großes Kino, im wahrsten Sinne des Wortes. Das ging schon beim Casting los, als ich George Clooney persönlich vorspielen durfte und zehn Minuten später einen Handschlag-Vertrag von ihm bekam. Ich war beeindruckt von seiner Lässigkeit. Genauso wie von meinem Filmpartner Bill Murray, dessen Zahnarzt ich spiele.
Wie fühlt man sich da?
Brandner: Großartig! Ich befand mich inmitten einer großzügigen Wagenburg, umzingelt von Legenden wie John Goodman, Matt Damon, Jean Dujardin, Bob Balaban und Cate Blanchett, alle sind wahnsinnig nett und du wirst großartig behandelt. George Clooney begrüßt dich mit Umarmung und sagt: "Hey, schön dass du da bist." Ich kam mir vor wie im Kino.
Waren die Hollywood-Kollegen zufrieden mit Ihrer Leistung?
Brandner: Nicht nur mit meiner schauspielerischen, sondern auch mit meiner musikalischen Leistung. In den Drehpausen haben wir nämlich zusammen gesungen und ich habe ihnen deutsches Liedgut näher gebracht. Ich stand da und trällerte "Froh zu sein bedarf es wenig" im Canon mit Bill Murray und George Clooney und bekam sogar noch Geld dafür - herrlich! In der Liga spielt Musikalität eine große Rolle. Klar, wer nicht singen und nicht tanzen kann, der ist als Schauspieler schwer eingeschränkt. Sprache und Spiel, das ist in erster Linie Timing, Rhytmus.
Und Clooney hat das drauf?
Brandner: Sonst wäre er nicht da, wo er ist. Hinzu kommt, dass er sehr charismatisch, unheimlich freundlich und sehr sozial ist. Ein Regisseur, wie man ihn sich nur wünschen kann. Er schaut zwar genau hin, aber quatscht nicht viel rein. Braucht er auch nicht, da er nur mit den Besten arbeitet. Dadurch hast Du am Set eine vollkommen entspannte Atmosphäre. Und wenn Du dann nur drei Minuten am Tag drehen musst und nicht neun, wie bei uns, dann macht das die Sache zum reinsten Spaziergang. Für mich das Highlight meiner bisherigen Karriere.
Eine beachtliche Karriere, mit über 200 Film- und Fernsehrollen. Kaum ein deutscher Akteur dreht so viel wie Sie, trotzdem kennt kaum jemand Ihren Namen. Wie kommt's?
Brandner: Weil ich kein Selbstdarsteller bin und stets in meinen Rollen verschwinde. Ein Beispiel: Nach einer Kinopremiere im Foyer ließ sich eine entfernte Bekannte meiner Frau über den miesen Typen aus, den ich gespielt hatte, ohne zu begreifen, dass ich vor ihr stand. Als meine Frau sie aufklärte, hat sie mich angeschaut wie ein Auto. Ich empfand das als ein Riesenkompliment. Für die Karriere ist das zwar nicht förderlich, aber für mein Schauspieler-Ego ist das groß.
Und die Eitelkeit?
Brandner: Damit komme ich klar. Ich definiere mein Selbstwertgefühl nicht über die öffentliche Wahrnehmung. Allein schon, weil ich familiär viel zu gut eingebettet bin. Ich habe das große Glück, nicht festgelegt zu sein. Das ermöglicht mir, in allen Formaten große und kleine Rollen zu spielen. Wenn die Rolle mich reizt, brauche ich nicht darauf zu achten, ob etwas zu meiner Karriere passt. Das lässt mir die Freiheit, ohne großen Masterplan durchs Leben zu laufen und genug Raum für meine Aktivitäten als Vorsitzender des Bundesverbands der Film und Fernsehschauspieler und der Deutschen Akademie für Fernsehen. Ich habe allein schon daher eher zu viel als zu wenig Arbeit.
Auch dem Umstand geschuldet, dass Sie von Ihrer Frau Karin gemanagt werden, die einer der renommiertesten Schauspielagenturen - Scenario - des Landes vorsteht?
Brandner: Das macht's eigentlich eher schwieriger, weil sie Skrupel hat mich genauso zu verkaufen wie ihre anderen Klienten. Zumal da zum Teil sehr raue Umgangsformen herrschen. Wenn Produktionsleiter mit Agenten über mögliche Besetzungen verhandeln, dann wird da kein Blatt vor den Mund genommen. Das klingt manchmal als ob ein Freier mit dem Zuhälter über Prostituierte verhandelt. Klar, dass die da bei der Ehefrau eines Schauspielers Hemmungen haben, Tacheles zu reden.
Stört diese Zuhälter-Situation Ihr privates Liebesleben?
Brandner: Das macht es spannender. Und Spannung ist immer gut für eine Beziehung. Wenn Beziehungen auf festen vorgegebenen Schienen verlaufen, dann ist es sehr mühsam sie am Leben zu halten, weil Du Dir ständig was Neues einfallen lassen musst, damit es nicht langweilig wird. Das haben wir nicht nötig, unser Leben ist abwechslungsreich genug. Wir sehen uns oft wochenlang nicht, aber schätzen jede Minute, die wir uns sehen.
Was schätzt Ihre Frau an Ihnen?
Brandner: Keine Ahnung, ich bin einfach nur heilfroh, dass sie mich liebt, weil ich ursprünglich ein furchtbarer Choleriker bin. Ich habe wenig Geduld, fahre schnell aus der Haut und ich bin furchtbar dünnhäutig. Da hat meine Frau schon viel gegengesteuert. Sie ist die schönste Seele, die mir je begegnet ist und hat wahnsinnig viel Herz bei der Erziehung unserer Kinder bewiesen. Da konnte ich mir einiges abschauen und ich kann sagen: Meine Frau hat mich zu einem besseren Menschen gemacht!
Was tun Sie dafür, damit das so bleibt?
Brandner: Ich strebe täglich nach Gelassenheit und bekämpfe meinen Jähzorn mit unterschiedlichsten Mitteln. Ich mache Yoga, schreibe Gedichte und spiele mit den Bauklötzen meiner Enkeltochter. Die kleine Mathilda ist erst sechs Monate alt und hat aus einem potentiellen Griesgram bereits ein echtes Weichei gemacht.