Mein erstes Mal: Weißer wird’s nicht
Wer sich in der VIP-Welt durchbeißen will, braucht ein strahlendes Lächeln. Immer mehr Stars lassen sich deshalb die Zähne „bleachen“, also künstlich aufhellen. Ein AZ-Reporter hat’s ausprobiert.
Das, was sich gefärbte Blondinen in die Haare schmieren, habe ich jetzt im Mund: Wasserstoffperoxyd heißt das Bleichmittel, das meine Zähne in Zuchtperlen verwandeln soll.
Werde ich gleich lächeln wie Roberto Blanco oder gar Naddel? Brauche ich ab morgen überhaupt noch Energiesparlampen oder reicht es einfach, wenn ich den Mund aufmache? Und: Hat Hollywood meine Handynummer?
Fragen, die mir durch den Kopf gehen, während ich auf dem Behandlungsstuhl im Münchner Zahnpflegestudio „munichsmile“ (Hochbrückenstraße 4, nähe Marienplatz) lagere. Dort komme ich mir zunächst ein bisschen vor wie Dr. Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“. Mir wird ein monströser, blauer Plastikrahmen eingesetzt, so dass ich nicht mehr zubeißen kann. Dabei gefällt mir die charmante Zahnarztfee Nadja lebendig sowieso besser.
Auf der Wellness-Skala eher weiter unten
Sogar die „Professionelle Zahnreinigung“, die vor jedem Bleaching gemacht werden muss, nehme ich ihr nicht übel – das Reinigen der „Zahnfleischtaschen“ mit modernen Instrumenten, die aussehen wie Leihgaben des Museums für Folterkunde, würde ich auf der Wellness-Skala trotzdem eher weiter unten ansiedeln.
Kaffee, Tee, Wein, Zigaretten – alles das kann Zähne im Laufe eines Lebens verdunkeln. Meine Farbe liegt vor dem Bleaching immerhin bei „A2,5“, was überdurchschnittlich hell ist. Von der Ace-Oma aus der Waschmittelwerbung habe ich aber gelernt, dass es immer noch weißer geht.
Nachdem Studiochefin Susanne Bleikert das Zahnfleisch durch Plastikschienen geschützt hat, trägt sie das rote Bleichmittel mit einer Spritze auf und massiert es ein. Vorsichtig. Bei Fehlern drohen Verätzungen. Darauf, dass alles glatt geht, achtet auch VIP-Zahnarzt Didi Küffer, zu dessen Praxis „munichsmile“ gehört. UV-Licht verstärkt die Wirkung, zehn Sekunden pro Zahn wird eine Lampe drübergehalten, zehn Minuten bleibt die Paste drauf.
Wie eine frisch produzierte Toilettenschüssel
Danach wird das Material abgesaugt, das Ergebnis überprüft. Bis zu drei Mal kann die Prozedur (Preis: 400 Euro) wiederholt werden. Bei Durchgang 2 gebe ich per Handzeichen ein Stoppsignal – aus Angst, meine Zähne könnten bald wie eine frisch produzierte Toilettenschüssel aussehen. Es soll noch natürlich wirken, am liebsten wie ein 30 Mal in der Spülmaschine gewaschener Ikea-Teller.
Vom Ergebnis bin ich hellauf begeistert, dann kommt noch das Unangenehmste: die Fluoridierung. Ich muss auf eine widerlich schmeckende Schiene beißen – und mich fast übergeben. Dies sei jedoch wichtig, um die Zähne wieder zu versiegeln. Wurde die Aufhellung sachgemäß durchgeführt, soll sie Studien zufolge unbedenklich sein.
Schmerzen habe ich hinterher keine – bis auf ein leichtes Ziehen beim tief Luft holen, das nach rund drei Stunden verschwindet. In der U-Bahn grinse ich jeden an und fühle mich fast wie Roberto Blanco, was sich aber rasch wieder normalisiert.
loko
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