Mehr Männer melden sich zu Wort: Neue Details zu Kevin Spacey
Welche Dimensionen wird der Fall um Kevin Spacey (58) annehmen? Nachdem sich zu allererst der Schauspieler Anthony Rapp (46) zu Wort gemeldet und erzählt hatte, von dem "House of Cards"-Star sexuell belästigt worden zu sein, gehen nun weitere Männer mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit. Waren die Übergriffe von Kevin Spacey - wie die von Harvey Weinstein (65) - ein offenes Geheimnis in Hollywood?
Auf Facebook offenbarte sich der mexikanische Schauspieler Roberto Cavazos (35) als eines von Spaceys angeblichen Opfern. "Ich selbst hatte ein paar unangenehme Begegnungen mit ihm, die an der Grenze zur Belästigung stehen. (...) Ich denke, dass viele von uns eine 'Kevin Spacey Story' zu erzählen haben. Es brauchte nur einen jungen Mann um die 30 und Herr Spacey fühlte sich frei, uns anzufassen. Es war so üblich, dass es sogar ein Witz wurde (von sehr schlechtem Geschmack)", schreibt Cavazos in einem ausführlichen Facebook-Post, in dem er auch Harvey Weinstein anspricht.
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Picknick statt Geschäftsessen
Ähnlich wie Weinstein soll auch Spacey eine Art Strategie gehabt haben, um bei den jungen Männern zu landen. "Er lud sie ein, sich mit ihm zu treffen, um 'über ihre Karriere' zu sprechen. Wenn sie ins Theater kamen, hatte er ein Picknick mit Champagner auf der Bühne vorbereitet, wunderschön beleuchtet. Die Geschichten unterscheiden sich darin, wie weit das Picknick ging, doch die Technik war immer die gleiche", beschreibt der Mexikaner weiter. Doch meistens sei es so gewesen, dass er sich in der Bar seines Theaters denjenigen gegriffen habe, der seine Aufmerksamkeit erregte. "Ich weiß von einigen Leuten, dass sie Angst hatten, etwas dagegen zu tun."
Kevin Spacey war von 2004 bis 2015 künstlerischer Leiter des Old Vic Theatre in London. Dort sollen auch die Vorfälle stattgefunden haben, die Cavazos in seinen Vorwürfen beschreibt. Das Theater hat auf seiner Homepage bereits ein Statement veröffentlicht. "Unangemessenes Verhalten von Menschen, die im Old Vic arbeiten, ist völlig inakzeptabel", heißt es darin. Beschwerden würden unter einer Mailadresse entgegengenommen und vertraulich behandelt werden. Externe Berater stünden dem Theater dabei zur Seite.
Seinen Facebook-Post beendete Cavazos mit einem Appell: "Diese Art von Raubtier kann nur solange handeln, wie wir es zulassen. Wenn wir nichts dagegen tun und nichts sagen, machen wir uns zu Komplizen. Meine Botschaft an die Opfer: Ich glaube euch. Ich höre zu. Ich unterstütze euch." Werden sich nun auch bald Männer unter dem Hashtag #metoo zu Wort melden?
"Er ist groß, oder?"
Ein weiterer junger Mann hat es bereits getan. Wie die "Sun" berichtet, soll Spacey im Jahr 2010 einen damals 19-jährigen Barmann im Goodwood Park Hotel in West Sussex belästigt haben. Dem Mann namens Daniel Beal zufolge habe der Schauspieler ihm während seiner Pause unaufgefordert seine Genitalien gezeigt und dabei gefragt: "Der ist groß, oder?" Danach sei Beal verstört zurück an die Arbeit gegangen - gefolgt von Kevin Spacey, der ihm seine 5.000 Pfund teure Uhr als Schweigegeld anbot.
Bereits zuvor in der Bar habe sich Spacey ihm gegenüber auffällig verhalten. "Immer wenn ich ihm seinen Drink geben wollte, hat er meine Hand auf komische Art berührt. Er trank mehr und mehr, eine ganze Flasche Jack Daniels", so Beal. "Er war wie sein Charakter in 'House of Cards'. Schäbig und ein bisschen sonderbar."
"Er packte mir ans Gemächt"
Außerdem erhebt auch der Dokumentar-Filmer Tony Montana schwere Vorwürfe gegen den in die Kritik geratenen Schauspieler. Im Interview mit "Radar Online" gab er an, im Jahr 2003 in einem Pub von Kevin Spacey begrapscht worden zu sein. "Ich stand auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Kevin kam zu mir und legte seinen Arm um mich", berichtet Montana. "Er sagte, ich solle mit ihm aus der Bar verschwinden. Er legte seine Hand kräftig in meinen Schritt und packte mir ans Gemächt."
Er habe sich aus dem Griff befreien können, doch später sei es noch weitergegangen. Denn Spacey sei ihm auf die Toilette gefolgt. "Ich habe ihn aus der Tür geschubst. Einer seiner Freunde stand in der Schlange und ich sagte zu ihm 'Es ist Zeit, deinen Jungen nach Hause zu bringen'. Da haben sie alle das Lokal verlassen."
"House of Cards"-Dreharbeiten abgebrochen
Im Zuge der Anschuldigungen um den Hauptdarsteller hat Netflix die Produktion der Serie "House of Cards" auf Eis gelegt. Aktuell wurde die sechste und letzte Staffel gedreht. Man wolle Zeit haben, "die aktuelle Situation zu bewerten und sich mit etwaigen Sorgen der Crew und der Schauspieler befassen", teilte der Streamingdienst in einem Statement mit.