Maximilian Brückner: Sein Martin Luther hat "die Hosen voll"

Martin Luther ist kein einfacher Held. In "Zwischen Himmel und Hölle" schlüpft Maximilian Brückner in die Rolle des Reformators. Wie er sich in Luther hineinversetzte und wie sein eigenes Verhältnis zur Kirche ist, beschreibt er im Interview.
(jic/spot) |
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Martin Luther (1483-1546) wurde schon von vielen Darstellern gespielt, darunter Devid Striesow (44) und Joseph Fiennes (47, "Luther"). Maximilian Brückner (38, "Resturlaub"), der den Reformator in "Zwischen Himmel und Hölle" spielt, findet seinen ganz eigenen Zugang zu dem schwierigen Helden. Das ZDF zeigt den historischen Fernsehfilm am 30. Oktober um 20:15 Uhr im Rahmen eines umfassenden Programms zum 500. Reformationsjubiläum. Mit spot on news sprach Brückner über sein eigenes Verhältnis zur Kirche, warum er Friedhöfe mag und warum Luther zu spielen ein bisschen was von Hamlet hatte. (Hier können Sie "Zwischen Himmel und Hölle" auf DVD vorbestellen)

Über Martin Luther ist mehr überliefert als über jede andere Figur im Film. Ist das ein Vorteil oder eher einschränkend?

Maximilian Brückner: Wenn man keinen Vergleich hat, ist es immer einfacher. Deswegen hatte ich eine gehörige Portion Respekt vor der Rolle, besonders vor der Szene im Reichstag zu Worms. Es gibt Referenzen, es gibt andere Filme, und man kennt dieses 'Hier steh ich und kann nicht anders'. Das sind große Worte. Das hat fast ein bisschen was von Hamlets 'Sein oder nicht sein'. Bei einem Thomas Müntzer oder einer Ottilie von Gersen hat man ein paar Anhaltspunkte, ist aber an nichts gebunden. Da ist alles erlaubt.

Ein typischer Held ist Martin Luther in Ihrem Film ja nicht...

Brückner: Ich habe versucht, ihn so zu spielen, dass er die Hosen voll hat. Es war wahnsinnig mutig, überhaupt nach Worms zu fahren. Jan Hus haben sie nicht lange vorher das Gleiche versprochen, und den haben sie verbrannt. Luther geht dorthin und ist sich sicher, dass er nicht mehr lebend rauskommt. Ich habe versucht, das so nah wie möglich an mich heranzuholen, um dann später die Figur Stück für Stück moralisch zu zerlegen, denn er wandelt sich immer mehr zum Politiker.

Deswegen kommt es zum Bruch mit seinen Gefährten.

Brückner: Das ist eine schöne Geschichte: Drei Jungs ziehen mit einer Idee los, um die Welt zu verändern. Der eine - Bodenstein - zerbricht daran, der andere - Müntzer - wird zum Terroristen und kennt keine Grenzen mehr, und der dritte - Luther - arrangiert sich mit dem System. Und der einzige, der überlebt, ist der Politiker. Das kam mir ein bisschen vor wie Fidel Castro und Che Guevara. Wer bei denen noch übrig ist, weiß man ja.

Ehrlich gesagt wusste ich über Thomas Müntzer vor dem Film noch nichts.

Brückner: Ich auch nicht, und wir sind nicht die Einzigen. Deswegen muss man mit 'historischen Fakten' aufpassen. Die Geschichte schreiben die Sieger, nie die Verlierer. Müntzer wurde einfach aus der Geschichte gedrängt, unter anderem von Luther. Ich glaube, dass Luther sehr stark an seinem Image für die Nachwelt mitgebastelt hat, weswegen wir zum Beispiel die berühmte Geschichte mit dem Donnerbalken absichtlich weggelassen haben. Denn ob man das glauben kann, oder ob das einfach nur eine gute Geschichte ist, um sich für die Zukunft in einem guten Licht darzustellen, wissen wir nicht.

Hat die Kirche heute eine Reformation nicht genauso dringend nötig wie damals?

Brückner: Natürlich, aber man darf auf keinen Fall vergessen, wie wichtig diese Errungenschaft von damals für uns heute ist. Das ist gerade jetzt, wo man das Gefühl hat, dass sich manche Wahnsinnige wieder ins Mittelalter zurücksehnen, wichtiger denn je. Wir sind leider eine Generation, die damit aufgewachsen ist und nicht dafür kämpfen musste.

Wieso leider?

Brückner: Es gibt dieses Sprichwort: Die erste Generation baut es auf, die zweite Generation erhält es, und die dritte macht es kaputt. Wenn man jetzt sieht, wie andere europäische Staaten sich wieder zu Autokratien wandeln, hat man das Gefühl, wir gehen wieder zurück in die Vergangenheit. Das ist verrückt. Das, was unsere Vorfahren hart erkämpft haben, müssen wir bewahren.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur Kirche?

Brückner: Ich bin in Bayern aufgewachsen, wo der christliche Glaube sehr eng mit dem Alltag verwebt ist. Ich gehe gerne an Feiertagen in die Kirche, weil ich Kirchen als Raum sehr gerne mag. Die Kirche und der Friedhof sind gerade in Städten die einzigen Räume, in denen man komplett seine Ruhe hat. Ich genieße das.

Sind Sie religiös?

Brückner: Religion ist Teil unserer Kultur, das darf man nicht vergessen. Was ich an der Kirche schätze ist die Zusammengehörigkeit, dieses Gefühl der Gemeinschaft, und das Konzept der Nächstenliebe. Diese zwei Maxime finden sich aber in jeder Religion.

Gibt es eine zweite Staffel von "Hindafing"? Wie ist da der Stand?

Brückner: Es wird schon an einer zweiten Staffel geschrieben. Aber das sind lange Wege. Um etwas drehen zu können, muss man erstmal was Anständiges haben.

Sie müssen also erstmal die Drehbücher sehen?

Brückner: Genau, das muss ich immer. Ich finde, wenn man mit einer ersten Staffel Glück hatte, weil niemand Erwartungen hatte, muss die zweite etwas ganz Neues liefern. Mir hat es tierischen Spaß gemacht. Aber lieber hört man nach einer guten Staffel auf als eine zweite zu machen, nur damit eine gemacht ist.

 

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