Martynas: "Es macht Spaß zu experimentieren!"

In jungen Jahren verlor Martynas Levickis sein Herz an ein eher spezielles Instrument: Das Akkordeon. Das führte ihn bisher immerhin an die Royal Academy of Music, zum Sieg in einer Talentshow und in die britischen Charts.
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Will dem Akkordeon ein neues Image verpassen: Martynas
Decca/Simon Fowler Will dem Akkordeon ein neues Image verpassen: Martynas

In jungen Jahren verlor Martynas Levickis sein Herz an ein eher spezielles Instrument: Das Akkordeon. Das führte ihn bisher immerhin an die Royal Academy of Music, zum Sieg in einer Talentshow und in die britischen Charts. Gute Chancen also, dass Martynas sein Ziel erreicht: Er will "das Akkordeon beliebter zu machen", wie er spot on news verrät.

Berlin - Akkordeonspieler Martynas Levickis (23) hat eine Mission: Er möchte sein Instrument aus der Volksmusik-Ecke herausholen. Auf seinem Debütalbum kennt der Litauer deshalb keine Stilgrenzen: Von Bach über Morricone bis Lady Gaga - Martynas zeigt, was auf dem Akkordeon alles möglich ist. In Großbritannien hat er es mit dieser Mischung im Sommer bereits auf den ersten Platz der Charts geschafft, nun kommt auch das deutsche Publikum in den Genuß seiner Künste. Der Nachrichtenagentur spot on news hat Martynas mehr über die Liebe zu seinem Instrument erzählt.

Von Bach und Mozart bis Lady Gaga und Katy Perry: Bei seinem Debüt zeigt Martynas, was er aus dem Akkordeon herausholen kann

Wann haben Sie angefangen, Akkordeon zu spielen?

Martynas: Meine erste Begegnung mit der Musik hatte ich mit drei Jahren. Da habe ich einen Klavierabend im Fernsehen gesehen, und wollte sofort auch das Klavier spielen. Meine Familie hat das auch gemerkt, weil ich immer mit den Fingern auf den Tisch geklopft habe und solche Sachen. Sie wollten mir erst ein Klavier kaufen, haben das aber doch nicht getan. Mein Onkel schenkte mir stattdessen ein Akkordeon. Also habe ich angefangen, das zu spielen.

Wann haben Sie beschlossen, Profimusiker zu werden?

Martynas: Mir war von Anfang an klar: Wenn ich Musik machen möchte, muss ich das ernsthaft betreiben. Niemand hat mir gesagt, dass ich Profi werden soll, aber ich habe gleich daran gedacht. Mit acht bin ich zum ersten Mal auf die Musikschule gegangen. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um mich an das korrekte, professionelle Musizieren zu gewöhnen, da ich zuvor einfach alles nach Gehör gespielt habe. Ich glaube, ich war etwa dreizehn, als ich angefangen habe, an verschiedenen Wettbewerben teilzunehmen, und einige Preise gewonnen habe. Damals wurde mir klar, dass ich vielleicht Akkordeonspieler werde.

Warum sind Sie dann auf die Royal Academy of Music in London gegangen?

Martynas: Als ich die Schule verließ, fand ich, dass ich in meinem Land bereits viel erreicht hatte. Darum machte es Sinn, woanders mein Glück zu versuchen. Eigentlich hatte ich geplant, zu bleiben und an der Musikakademie in unserer Hauptstadt zu studieren. Aber ich wurde ermutigt, es anderswo zu probieren, und habe mich dann für London entschieden. Ich bin 2008 ganz alleine dort hingegangen, und habe alles zurückgelassen.

Dort gibt es vermutlich nicht besonders viele andere Akkordonspieler?

Martynas: Das stimmt, es ist eine sehr kleine Klasse. Als ich nach London kam, hatte sie sieben Schüler, und in meinem Jahrgang war ich der einzige Akkordeonspieler unter den ganzen Geigern, Klavierspielern und anderen Orchestermusikern. Das hat sich eigentlich ganz gut angefühlt, ich war in gewisser Weise einzigartig. Aber ich denke auch: Mit mehr Gefährten, die dasselbe Instrument spielen, wäre es vielleicht doch etwas netter gewesen. Es wäre wohl interessanter gewesen, wir hätten zusammen experimentieren und Erfahrungen austauschen können.

Während Ihrer Akademiezeit haben Sie dann an der Talentshow "Lietuvos Talentai" im litauischen Fernsehen teilgenommen.

Martynas: Das ist richtig. Ich wurde die ganze Zeit als klassischer Musiker ausgebildet, und das bin ich auch. Aber ich wollte auch immer mit allem experimentieren, was mir in den Sinn kam. Ich sperre mich nicht selbst in den "Käfig" der Klassik. In dieser Sendung zu spielen, war eine Gelegenheit, meine Mission weiterzuverfolgen: Das Akkordeon bei jungen Leuten beliebter zu machen - und auch bei allen anderen. Viele haben das Vorurteil, das Akkordeon sei ein Volksmusik-Instrument. Was es auch ist, es wurde wohl zunächst dafür gemacht, Sänger und Tänzer auf der Straße zu begleiten. Aber gleichzeitig wurden in Deutschland Verwandte des Akkordeons, wie das Bandoneon und andere kleinere Instrumente, in Kirchen gespielt, wenn sich diese keine Orgel leisten konnten. Das Instrument war also eigentlich schon immer sehr universell. Aber populäre, moderne Klassik bringt man damit vielleicht noch nicht wirklich in Verbindung.

An der Akademie haben Sie diesen Auftritt aber zunächst geheim gehalten. Warum das?

Martynas: Im Grunde dachte ich, das sollte niemand an dieser Einrichtung wissen, weil das nur mein privates Vergnügen war - was nicht wirklich stimmte, ich habe eine echte Mission verfolgt. Aber ich dachte, meinen Klassenkameraden und Professoren würde das überhaupt nicht gefallen. Aber im 21. Jahrhundert ist es natürlich schwierig, so etwas geheim zu halten. Sie haben es dann über Facebook und Youtube herausgefunden. Die Videos meines Auftrittes wurden auf den Seiten der Akademie gepostet, und alle haben mir gratuliert. So hat sich herausgestellt, dass es eine gute Sache war - nichts, worüber ich mir hätte Sorgen machen müssen.

Haben Sie Ihren Vertrag beim Label Decca wegen dieser Sendung bekommen, oder weil Sie auf der Akademie waren?

Martynas: Eigentlich beides. Mein Manager Rick Blaskey und seine Firma hatten nach einem Akkordeonspieler gesucht, und mich gefunden. Zunächst stießen sie natürlich auf meine Videos von der Talentshow im Internet. Dann haben sie bei der Akademie gefragt, ob die mich empfehlen würden - was sie taten. Wir haben uns dann getroffen und darüber geredet, und so hat alles angefangen. Im Grunde habe ich den Vertrag mit Decca also meinem Manager zu verdanken. Ich weiß nicht, ob die mich sonst bemerkt hätten.

Wie haben Sie die Stücke für Ihr Debüt ausgewählt? Ich denke da vor allem an die Popsongs darauf...

Martynas: Ich hatte schon vor dem Vertrag mit Decca ein paar Arrangements für Popsongs gemacht, und denen gefiel die Idee. Wir haben die Arrangements instrumentiert, und mit einem Orchester oder Streichquartett aufgenommen, je nachdem wie es zu dem jeweiligen Song gepasst hat. Das Album repräsentiert eine breite Auswahl an Musikgenres, was ich aufregend finde. Ich schätze, manche werden es etwas widersprüchlich finden, Bach, Vivaldi und Lady Gaga auf einem Album zu haben. Aber ich bin jung, und es macht mir Spaß, zu experimentieren!

Auf "Por Una Cabeza" ist David Garrett zu hören. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Martynas: Wir haben uns zum ersten Mal getroffen, als er im März nach London kam, wo wir zusammen ein Stück aufgenommen haben. Ich bin sehr dankbar, dass er dem zugestimmt hat. Dann wurde ich zu seiner Show auf der Waldbühne in Berlin eingeladen. Das war meine erste Live-Erfahrung, vor 14.000 Menschen zu spielen. Es war ein majestätisches Gefühl! Und auch das Musizieren mit ihm war sehr interessant und aufregend. Ich kenne ihn persönlich nicht sehr gut, aber unsere musikalische Zusammenarbeit war erfüllend und spannend.

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