Martina Gedeck rügt "Überangebot an Schrott in den Kinos"
Martina Gedeck (52, "Nachtzug nach Lissabon") zählt nicht nur zu den bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands - sie macht sich auch ihre eigenen Gedanken über die Zukunft der Filmbranche. Auf das etablierte Business sieht sie Probleme zukommen, vor allem weil viele Filmfreunde mittlerweile auf dem Notebook statt im Kino schauen, wie sie in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" sagt.
Zugleich geht Gedeck mit der Filmwelt hart ins Gericht: "Wenn angesichts der gegenwärtigen Krise bestimmte Filme auf der Strecke bleiben, ist das ja vielleicht auch gar nicht schlecht. Wir haben zurzeit ein unglaubliches Überangebot an Schrott in den Kinos - sowohl im Blockbuster wie im Arthouse-Bereich", sagt sie in dem Gespräch. "Es ist eben wahnsinnig viel... Zeug. Wir brauchen es nicht wirklich."
Während sie "grundsätzlich nichts Schlechtes" daran findet, sich mit Filmen zu entspannen und diese auch im Zug auf dem Laptop-Bildschirm zu sehen, sieht sie auch Gefahren für die Zuschauer in dem Trend. "Weil wir unsere Zeit heute auch beim Unterwegssein nicht verplempern, sondern gewinnbringend nutzen wollen, sind wir ständig am Konsumieren. Wir saugen uns voll mit Fremdmaterial." Gedeck fürchtet: "Je mehr man das macht, umso öfter braucht man es auch. Und umso weniger bleibt von einem selbst übrig, von eigenen Gedanken."
Sorgen um das Überleben des Qualitäts-Kinos macht sich die Schauspielerin aber nicht. "Meister wie Polanski haben diese Substanz. Das wird bleiben." In diesem Zusammenhang imponierte ihr auch Star-Regisseur Steven Soderbergh, der den Film "Liberace" aus Mangel an Hollywood-Angeboten für das Fernsehen produzierte. "Das ist fantastisch. Dass sich große Künstler wie Matt Damon und Michael Douglas sagten: 'Leckt uns doch alle am Arsch, wir machen das trotzdem.'"
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