Martin Semmelrogge: Der Schurke im Schloss Nymphenburg

München - Würde man eine Straße nach ihm benennen, hieße sie mit Sicherheit irgendwas mit "Route". Denn die legendäre Route 66 sei sein Leben, ein Highway der Hoffnung, ein Stück Freiheit, Abenteuer und Nostalgie, auf der er schon unzählige Male rauf und runter gedüst sei, mit der Harley und diversen schnellen Karossen und irre viel erlebt habe: So beschreibt Schauspieler Martin Semmelrogge (63) die mehr als 4.000 Kilometer lange Mutter aller Straßen bei seiner Ansprache im Orangeriesaal im Schloss Nymphenburg.
Hier zeigte die Galerie Mensing eine umfassende Ausstellung mit Werken des italienischen Künstlers Luigi Rocca. Dessen Lieblingssujet: amerikanische Highways, urbane Metropolen, alte Zapfsäulen, Oldtimer, quietschgelbe Taxen, Telefonzellen. Kurzum: der Mythos Amerika. Detailgetreue, fotografisch-anmutende Kunst, die sich Hyperrealismus nennt.
Semmelrogge: "Autos waren schon immer meine Leidenschaft"
"Luigi Roccas Werke bieten ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte", erklärt Galerist Harry Mensing. Die Preise der Bilder werden übrigens ohne die drei Nullen am Schluss genannt und fast geflüstert: 12! 49! 79! Aha. Semmelrogge, der auf der Leinwand und im TV meist als Schlitzohr oder Schurke besetzt wird, ist als Stargast und Laudator da. Er schwärmt: "Autos waren schon immer meine Leidenschaft, bereits mit 14 Jahren habe ich mir klammheimlich den 1800 BMW meines Vaters während seiner Dreharbeiten ausgeliehen und nächtliche Schleudertouren am Perlacher Forst unternommen."
Heute fährt er einen alten Mercedes. Und ist brav geworden: "Rock'n'Roll, ja, aber inzwischen lebe ich sehr gesund, esse täglich Algen, würze mit Kurkuma, esse kaum Fleisch und Fett. Darüber hinaus mache ich viel Sport und teste gerade Fitness-Studios."
Neufreundin Regine Prause – sie ist auch seine Managerin – lebt in Köln. "Wir sehen uns nicht so häufig, denn ich lebe ja auf einer Finca auf Mallorca, meist alleine mit meinen Hunden Buddy und Terry, sie sind meine Kinder", so der gebürtige Münchner. Zu tun hat er jede Menge, mit seinem Programm "Rock'n'Read" geht er im Frühjahr auf Tour, ein neuer Film "Rain or Shine" und die Filmfestspiele Bad Hersfeld stehen auch an: "Im Moment läuft es super, und solange man für den Job brennt, ist alles im grünen Bereich."
Martin Semmelrogge und Tochter Joanna. Foto: Klaus Weißenberg
Semmelrogge-Tochter Joanna: "Gegen die Gene kommt man nicht an"
Mit von der Partie bei der Luigi-Rocca-Ausstellung: Semmelrogges Tochter Joanna, ebenfalls Schauspielerin. "Ich habe zwar zwischendurch mal eine Banklehre gemacht, aber gegen die Gene und die Leidenschaft für die Schauspielerei kommt man nicht an", sagt die 28-Jährige, die bereits mit 18 Jahren in der Daily Soap "Rote Rosen" gespielt hat und Ende des Jahres in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen ist.
Was ihr ihr Vater fürs Leben mit auf den Weg gegeben hat? "Dass man für seine Ziele kämpft und sich nicht durch andere beirren lässt. Ich rufe ihn auch an, wenn ich Liebeskummer habe, so eine Vater-Tochter-Beziehung ist schon ganz was Spezielles, da weiß ich, dass ich auch mal mit Problemen zu ihm kommen kann. Er bemitleidet mich nicht, sondern ist ja selbst ein Stehaufmännchen und ein ganz herzlicher Mensch, das finde ich ganz toll an ihm."