Martin Rütter attackiert Schutzhundesport: "Sind solche Junkies"
Ein Hund springt einen Menschen an, verbeißt sich in dessen Arm und schüttelt wild seinen ganzen Körper – was nach einem Horrorszenario klingt, wird so auf Trainingsplätzen in Deutschland den Vierbeinern ganz bewusst beigebracht. Im Schutzhundesport werden Tiere ausgebildet, in Extremsituationen zu reagieren. Hundeexperte Martin Rütter (54) hat zu diesem Sport eine deutliche Meinung.
Martin Rütter über Schutzhundetraining: "Problem fängt viel weiter vorne an"
In seinem Podcast "Tierisch menschlich" erzählt Rütter von einer einprägsamen Begegnung. Am Flughafen traf er auf einen jungen Mann, dessen Vater sehr engagiert im Schutzhundesport sei. "Für ihn war das so eine Normalität", sagt der Hundeprofi zu Wissenschaftsjournalistin Katharina Adick. Die Tiere würden einen entspannten Eindruck machen, somit habe sein Gesprächspartner kein Problem mit dieser Art des Trainings.
Statt auf Angriff zu gehen, unterhielt sich Martin Rütter entspannt und versuchte, mit Argumenten zu überzeugen. "Das Totschlagargument ist ja immer, dass die Leute, die diesen 'Sport' betreiben, sagen: 'Ich laste meinen Hund aus damit.'" Doch das lässt der 54-Jährige nicht gelten und betont, dass das nicht der einzige Weg sei, eine Fellnase ordentlich auszulasten. "Das Problem fängt viel weiter vorne an."

Beißtraining für Hunde: Das ist für Martin Rütter das größte Problem
Rütter prangert an, "dass Hunde aus dem Ruder laufen und Menschen schwer verletzen". Ihm zufolge sei es schwierig, dass die Tiere unter ständiger Anspannung stehen würden. Es sei problematisch, "Hunde so triebig zu züchten und zu selektieren, dass sie die Augen quer stehen haben, wenn sie nicht den ganzen Tag in irgendwas reintrümmern können." Auch sein Gesprächspartner bestätigte dem Hundeexperten zufolge diesen Vorwurf: "Diese Hunde sind solche Junkies, dass sie ohne ihre Spielzeuge im Maul kaum noch happy sind."
Das größte Problem im Schutzhundesport sei laut Martin Rütter, dass die meisten Halter sich nicht mit dem Verhalten ihrer Tiere auskennen würden. Für den 54-Jährigen ist klar, "dass die Leute sich an der Aggressivität ihres Hundes aufgeilen." Diese Art des Trainings sei vor allem "Machtgehabe".
Martin Rütter fordert Verbot für Polizei
Rütter hofft, dass Deutschland dem Beispiel aus Österreich folgen wird. Dort sind seit dem 15. April Beiß- und Angriffstraining für Hunde von Privatpersonen verboten. Der Hundeexperte geht aber noch weiter: "Ich hoffe, dass der nächste Schritt ist, dass das auch bei der Polizei verboten wird."
Von Kollegen erhält Martin Rütter für seine Meinung nicht nur Unterstützung. Katharina Marioth, Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde beim Land Berlin, sagte im Gespräch mit dem Magazin "Pet Book": "Ein Verbot würde viele verantwortungsvoll arbeitende Vereine und Hundesportler bestrafen, die den Sport artgerecht und unter fairen Bedingungen ausüben. Viel wichtiger wäre eine bessere Kontrolle der Trainingsmethoden, um Missstände aufzudecken und zu verhindern."
Ob es in Deutschland auch zu einem Verbot wie in Österreich kommen wird? Noch wird auf politischer Ebene nicht über ein Ende von Beiß- und Angriffstrainings debattiert.
- Themen:
- Promis