Martin Dreyer: "Die Ehe ist bestimmt nicht heilig"

In der Sat.1-TV-Show "Hochzeit auf den ersten Blick" kümmern sich Wissenschaftler um die perfekten Ehepaare. theologe Martin Dreyer findet, dass eine Heirat aus Liebe ohnehin nur "eine Erfindung aus der Zeit der Romantik ist".
(dr/spot) |
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Martin Dreyer steht den Teilnehmern von "Hochzeit auf den ersten Blick" bei seelsorgerischen Problemen zur Seite
Martin Dreyer steht den Teilnehmern von "Hochzeit auf den ersten Blick" bei seelsorgerischen Problemen zur Seite © Sat.1

In der neuen Sat.1-Sendung Hochzeit auf den ersten Blick (seit 16. November, 17:55 Uhr) ermitteln Wissenschaftler die vermeintlich idealen Ehepartner. Die Teilnehmer sehen sich zum ersten Mal auf dem Standesamt - das klingt mehr als verrückt. Alles andere als realitätsfern sieht Theologe Martin Dreyer das Prinzip der Sendung. Er steht den Kandidaten mit Rat und Tat zur Seite. Im Interview mit spot on news erklärt Dreyer, warum ihn die Idee der Show so überzeugt und was seine Kollegen von der Sendung halten.

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Herr Dreyer, taugt das "heilige" Sakrament der Ehe zur leichten TV-Unterhaltung?

 

Martin Dreyer: Für die katholischen Geschwister stellt die Ehe etwas dar, dass sie als "heilig" bezeichnen. In der lutherischen und auch in der freikirchlichen Tradition gibt es andere Einstellungen dazu. Luther sagt, die Ehe sei ein "weltlich Ding". Jesus hat beispielsweise die Scheidung unter gewissen Umständen erlaubt. Die Ehe ist eine ganz besondere Form des Zusammenlebens zweier Menschen, die Gottes Idee war. Aber sie ist bestimmt nicht heilig. Nur Gott ist heilig, so sagt es uns die Bibel. Wir haben in diesem TV-Format etwas Neues gewagt.

 

Und was ist das?

 

Dreyer: Wir wollten zeigen, dass der Schwerpunkt einer erfüllenden Ehebeziehung auf mehr als nur einer Emotion ruhen muss. Zum Beispiel einer bewussten Entscheidung füreinander, aber eben auch, dass man wirklich gut zusammenpasst. Dass dies als ein TV-Format so zubereitet wurde, dass man es als "leichte Unterhaltung" versteht, kann nicht negativ sein. Wer schwere Unterhaltung sucht, sollte etwas anderes schauen. Wir wollten keine langweilige Wissenschaftsendung machen, das ist klar.

 

Wie sind Sie als Theologe in die Show gekommen?

 

Dreyer: Ich bin Teil der Agenturen Rent-a-pastor.de. Diese Dienste bieten Paaren die Möglichkeit einer schönen Trauzeremonie an, auch wenn sie keinen kirchlichen Hintergrund haben. Sehr oft kommen Menschen zu uns, bei denen der eine in einer der Staatskirchen Mitglied ist, der andere aber nicht. Viele Pfarrer führen deswegen die Trauung nicht durch. Zu uns kann jeder kommen.

 

Waren Sie von dem Projekt von Anfang an überzeugt?

 

Dreyer: Na klar, ich war am Anfang von dem Konzept überrascht - vielleicht sogar auch schockiert. Aber umso mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto überzeugter wurde ich. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Freunde, die schon seit Jahren verzweifelt auf der Suche nach einem Partner sind. Diesem echten Leid wird auch durch die Fernsehsendung begegnet. Und wenn es nur ein Paar gäbe, das am Ende zusammenbleibt, hätte es sich gelohnt.

 

Wie reagieren Kollegen von Ihnen?

 

Dreyer: Bisher höre ich von den Kollegen nur Positives. Ein befreundeter Pfarrer aus München war auch zuerst skeptisch. Aber spätestens nach Ausstrahlung der ersten Folge wird aus Skepsis Begeisterung. Hier wird nicht mit Menschen gespielt, jeder Teilnehmer geht mit großem Gewinn aus dem Experiment hervor.

 

Wie kontern Sie diese Kritik?

 

Dreyer: Ich versuche, mit Argumenten der Kritik zu begegnen. Und da gibt es viele. Historische Argumente, wie zum Beispiel, dass die Liebesheirat eine Erfindung aus der Zeit der Romantik ist. Vorher wurde man von den Lords verheiratet, ohne dass irgendjemand gefragt hat, ob man überhaupt zusammenpasst. Wissenschaftliche Argumente, dass es viele Untersuchungen gibt, die unser Experiment bestätigen. Und christliche Argumente, wie ich sie aus der Bibel und der Kirchengeschichte ableite.

 

Wie erleben Sie die Kandidaten, die an diesem Projekt teilnehmen?

 

Dreyer: Die Kandidaten gehen mit großer Freude in das Experiment. Alle haben eins gemeinsam: eine lange Zeit des Single-Daseins. Das bedeutet auch immer eine Zeit des Leidens. Um sich bei so einer Sache zu bewerben, braucht es auch Mut. Die Kandidaten, die sich wirklich auf das Projekt eingelassen haben, werden am Ende des Experiments aber mit wertvollen Erfahrungen belohnt.

 

Wie versuchen Sie, die Teilnehmer zu unterstützen?

 

Dreyer: Die Teilnehmer stehen im engeren Kontakt mit den Experten, allen voran unserer Psychotherapeutin Dr. Kohldörfer. Ich war für einige Kandidaten ein Vertrauter, zu dem man mit seelsorgerischen Problemen kommen konnte. Und dafür stehe ich auch noch nach der Ausstrahlung gern bereit.

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