Mario Adorf, der Groß-Genießer

Seeteufel, Singapur und Sybille Beckenbauers „Tag des Vanilleeis": Der Münchner Weinexperte Hardy Rodenstock versammelt handverlesene Gäste im exklusiven Kitzbüheler Terrain von Moskaus First Lady – Michael Graeter schwelgt
Moskaus First Lady Yelena Nikolayevna Baturina, Ehefrau des Oberbürgermeisters Yuriy Luzhkow und mit über vier Milliarden Dollar Russlands reichste Frau, hat Kitzbühel vergoldet. Der Golfclub Eichenheim mit neu ausgebautem Clubhaus und angrenzendem Fünf-Sterne-Hotel „Grand Tirolia“ ist das exklusivste, was Kitz jetzt zu bieten hat. In das noble, herrlich verschneite Ambiente lud die smarte Rotwein-Spürnase Hardy Rodenstock handverlesene Gäste, um einige Granaten aus seinem Bordeaux-Schatzkeller zünden zu lassen.
An einer langen, weiß gedeckten Tafel, wie bei einem Abendessen im Schloss, versammelten Rodenstock und seine Frau Helga Lehner (einst AZ-Schwabinchen) Weltstar Marion Adorf mit Frau Monique, die milliardenschwere US-Musik-Produzentin und Bill-Clinton-Freundin Denise Rich mit Lebensgefährten Peter Cervinka, Hit-Producer Jack White sowie Kollege Gunther Mende mit Frau Mee Eun. Ebenfalls dabei war Ex-„Kaiserin“ Sybille Beckenbauer, Hemden-König Otto Kern mit Frau Naomi, Manager Michael Stark mit Frau Claudia und Serien-Star Uschi Glas, die zart Regie bei Ehemann Dieter Hermann führt, der zu Hause für sein „Schätzchen“ kocht. Die beiden legen großen Wert auf guten Roten.
Sterne-Koch Bobby Breuer, der früher den „Königshof“ in München und zuletzt den „Brandenburger Hof“ in Berlin führte, zelebrierte Feinstspeise – das heißt, er zauberte ein Fondue de Luxe und ließ die Gäste mit Spießen und Fangkörbchen „arbeiten“. In jeweils zwei feuerfesten Tontöpfen, für Fisch und Fleisch, die für jeden Gast auf dem langen Tisch verteilt waren, konnte sich jeder sein Mahl (Drachenkopf, Felsenrotbarbe, Seeteufel und Gambas aus La Rochelle zum einen, zart aufgeschnittene Hüfte vom Almochsen, Milchkalbskeule und Maispoulardenbrust aus der Steiermark zum anderen) im brodelnden Öl selbst bruzzeln.
„Ich kann den Schnee nicht mehr sehen"
Das muntere Mitkochen verursachte ungeheure Stimmung und der Gastgeber blickte putzmunter in die Runde und überwachte im Stehen das Öffnen der Bordeaux-Köstlichkeiten wie den von den internationalen Weinkritikern Robert Parker und Rene Gabriel mit Bestnoten bedachten 1947er „Chateau Lafleur“, den 1945er „Chateau Mouton Rothschild“ oder den 1950er „Chateau Latour a Pomerol“. Alles in Magnumflaschen. Robert Parker schwärmte über den 47er „Lafleur“ mit dem außerordentlich tiefdunklen Purpurrot, dem „ehrfurchtgebietend konzentrierten Mammut von Wein, der im Mund ohne Ende nachklingt“: „Es war bisher der einzige Chateau-Wein, bei dem mir je die Tränen gekommen sind – so traurig war ich, als die Flasche leer war.“ Natürlich gab es auch jüngere Kaliber wie Rodenstocks Lieblingsrotwein, den 2005er „Chateau Eglise Clinet“, der seiner Meinung nach mit "Petrus", dem besten Rebensaft der Welt, mithalten kann.
Adorf, der genießerisch jeden Schluck sekundenlang den Gaumen umspülte, kam direkt von Filmarbeiten aus Singapur, wo er einen TV-Zweiteiler abgedreht hat und wird mit Monique nun ein paar Tage in Paris verbringen. „Ich kann den Schnee nicht mehr sehen, aber es hat auch in Paris geschneit", sagte Monique, die mit ihrem Mann in Schwabing in der Nähe des Siegestors in einer schmucken Wohnung lebt.
Mario war an dem Wein-Abend galanter Tischherr von Helga Rodenstock, die nach dem Dessert „Mohr im Hemd“ in einem neuen Bücherl über kuriose Gedenktage herumblätterte, das unter den Gastgeschenken lag. Sie ist Steinbock, feiert am 5. Januar Geburtstag – und laut Timo Lokoschats Kurzweil-Fibel „Es wird eng im Kalender“ (Sanssouci Verlag) auch den „Tag des Vogels“. Bei Sybille Beckenbauer ist es der „Vanilleeis-Tag“ (23. Juli), bei Adorf (8. September) der „Weltalphabetisierungstag“ und bei mir der „Tag des Regens“ (29. Juli). Ein unpassendes Datum für mich als alten Löwen und eingefleischten Sonnenanbeter. Aber das nur am Rande.