Mario Adorf, der agile Achtziger: Die Geburtstagsparty in St. Tropez

Deutschlands Weltstar feiert in St. Tropez zwei Tage seinen runden Geburtstag mit 150 Gästen – von Eliette von Karajan bis Hannelore Elsner. Graeter ist exklusiv dabei.
Wie Sean Connery ist Mario Adorf das Glück beschieden als blendend aussehender Herr durch die Welt zu wandeln in einer Lebensphase, wo andere gramgebeugt am Stock gehen, sie ein Zipperlein plagt oder, wie eben Claude Chabrol, in den Himmel abberufen werden. Deutschlands einziger Weltstar, volle silbrige Haarpracht, dominanter silbriger Vollbart, spielte für zwei Tage die Hauptrolle als großzügiger Gastgeber. Schließlich wird man nur einmal 80 Lenze.
Den runden Geburtstag ließ er von langer Hand von seinem Manager Michael Stark als „Regisseur“ vorbereiten und in seinem „Dörfchen“, wie er St. Tropez liebevoll nennt, feiern. Die paradiesische Traumbucht, wo sich die Reichen, Schönen und Sorglosen die Seele streicheln lassen, zelebrierte zwei Tage lang den großen Mario Adorf. Um sich herum versammelte das Multitalent 150 handverlesene Freunde aus der guten alten sowie aus der neuen Zeit. Als perfekt mimender Maître achtete er darauf, dass es keine Prestige-Fete wird, sondern eine Geburtstagsfeier mit Herz. Natürlich ließ es sich aber nicht ausschließen, dass sich drei bis vier Mehrscheiner dazu mogelten und wohltätig für sich selbst an Adorfs Gaben mitnaschten.
Gunter Sachs, der welterfahrene Juror auf dem Society-Parkett, war angetan von der internationalen Qualität der Party, die im Restaurant des Golfclub von Gassin eingelocht wurde. Der zeitlose Playboy, dessen Ex-Frau Brigitte Bardot gerade in St. Tropez mit einer Ausstellung gefeiert wird, fühlte sich plötzlich nicht wohl und ließ sich bereits beim Cocktail von seiner Frau Mirja nach Hause bringen. Die schöne Schwedin mit dem Maiglöckchen-Lächeln kam aber wieder zurück zu „Mario & Friends“, wie das Motto lautete. Der Slogan war auch in die beigen Cashmir-Decken eingestickt, die in weißen Lack-Tüten für jeden Gast unter dem Tisch bereitstanden. Denn ursprünglich sollte die Zwei-Tage-Party am Strand stattfinden und da kann es ziemlich zugig werden. Aber auch hier im Restaurant, in das man wegen der vergrößerten Gästeschar umzog, erwiesen sich Marios Wärmespender als nützlich.
Eine Schar gut aussehender Amazonen in schwarzen Jeans und schwarzen T-Shirts zauberten das Dinner (zart gebratener Thunfisch, Trüffel-Spaghetti, Seebarsch, Rot- und Weißwein sowie Ruinard-Champagner) an die mit Filmstreifen dekorierten Tische, flott dirigiert von der alles im Auge habenden Nathalie Ferret. Per Video gratulierten Udo Jürgens, Karl Lagerfeld, Klaus Meine (Scorpions) und Udo Lindenberg, der mit Iris Berben ein Ständchen im Duett sang. Die Berben war aber auch, wie Eliette von Karajan und Hannelore Elsner (trank mit mir ein Glas Champagner auf unsere alte Freundschaft) persönlich da. Die Robe von Iris Berben, mit Freund Heiko Kiesow gekommen, hatte so eine lange schwarze Schleppe, dass ich dachte, ihr sei die Stola heruntergefallen und wollte das Stück schon aufheben. Fernseh-Moderatorin Sabine Christiansen kam mit Ehemann Norbert Medus, der statt Krawatte einen neckischen Schal trug. Eine Rundtafel teilten sich auch Industrieller Arnim Kettner mit Frau Arlette und Medien-Ass Axel Ganz mit Frau Renata. Baron Felix Pereira schäkerte mit einer bildhübschen Studentin mit enzianblauen Augen namens Hanna, die den smarten Adeligen glatt um drei Jahre jünger erscheinen ließ. Aus Rom jettete Marios alter Kumpel Peter Berling an die Côte d'Azur, der öfters mit dem Jubilar vor der Kamera stand und heute als Fließband-Geschichtsschriftsteller gut sein römisches Dasein finanzieren kann. Sein Literatur-Agent schenkte ihm so viel Vertrauen, dass er dessen Tochter Julia, eine Sophia Loren in blutjung, als Begleiterin mitgab. Die Berlings saßen am „Blechtrommel“-Tisch mit anderen Rom-Freunden wie Schauspielerin Gisela Hahn und Produzent Dieter Geissler, sowie dem deutschen Fernseh-Producer Norbert Sauer mit Frau und dem immer gewichtiger werdenden Präsidenten der Filmförderungsanstalt Eberhard Junkersdorf mit Frau Margit. Zunächst war ich am „Kir Royal“-Tisch platziert, aber in letzter Minute lief es für mich als Single anders und ich fand mich bei Berling wieder. Marios temperamentvolle Frau Monique protestierte: „Wieso sitzt du jetzt da. Ich habe an meinem Tisch mit vielen hübschen Mädchen eigens einen Platz für dich freigehalten.“ Zum ersten Mal seit fünf Jahren sprachen Hemden-König Otto Kern und Star-Fotograf Roger Fritz, früher dicke Freunde, wieder miteinander.
Otto unterlief bei seiner Hochzeit der Fauxpas, Spezi Roger nicht einzuladen. Am nächsten Tag, als Komponist Klaus Doldinger seine verloren gegangenen Kreditkarten wiederfand, ging die Geburtstags-Fete im Sand von Kaled Khoudairs Strand-Restaurant „Niou Largo“ weiter.
Die Damen trugen wallende Kleider und manche, deren Kinder schon aus dem Haus sind, kamen mit ihrem Hund. Mario, am Abend vorher in blauem Blazer, heller Gabardine-Hose von Brioni, im Hemd von Charvet und von einem Hauch „Knize“-Parfüm umgeben, war auch in der lässigen Szene wie aus dem Ei gepellt: Strohhut, rotes Hemd, längsgestreifte Hosen und Schuhe wie sie auch Rennradfahrern gefallen würden. Zum kalten Buffet spielte eine Mariachi-Band auf und es wäre originell gewesen, die vier Musikanten hätten sich auf Mario Adorf geschminkt, der in seiner Frühzeit so gern mexikanische Schurken spielte.
Michael Graeter