Mario Adorf: Beim Gedanken an den Tod bleibt er gelassen
Er ist 87 - und aktiv wie ein Junger. Schauspieler Mario Adorf ("Himmel und Erde: Unordentliche Erinnerungen") arbeitet und arbeitet und arbeitet. Demnächst ist er in einer neuen großen Rolle zu sehen, die er sich seit Jahren gewünscht hat: Im ZDF-Doku-Drama "Karl Marx - Der deutsche Prophet" (1. Mai, 20:15 Uhr) spielt er den Philosophen und einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus.
"Solange ich noch arbeiten kann, arbeite ich", sagte Adorf der Zeitschrift "Gala". Und erklärte weiter: "Ist doch besser als Zuhause herum zu sitzen. Soll ich etwa Rosen züchten? Ich würde mich zu Tode langweilen. Ich habe einige Freunde, die mit 65 in den Ruhestand geschickt wurden. Was für eine Anstrengung die unternehmen, um ihr Leben sinnvoll zu nutzen! Die müssen sich neu erfinden. Als Schauspieler kann ich so weitermachen wie bisher."
Für die Rolle als rauschebärtiger Karl Marx musste Adorf den eigenen geliebten Bart opfern. "Ich habe schon immer einen Bart getragen, weil ich es bequem fand. Wenn er für eine Rolle störte, konnte ich ihn abnehmen. Umgekehrt musste ich mir keinen ankleben lassen. Dieses Klebezeug habe ich schon immer gehasst. Für den Marx-Rauschebart habe ich es über mich ergehen lassen", erzählte der 87-Jährige.
Er und seine Ehefrau schlafen "nie böse" ein
Seit 50 Jahren ist Mario Adorf mit seiner Ehefrau Monique Faye zusammen. Dazu sagte er der Zeitschrift "Bunte", "dass in den 17 gemeinsamen Jahren vor unserer Ehe die meisten Versuchungen schon hinter uns lagen. Es ist wichtig, dass man den anderen nicht bloßstellt und ihn nicht leiden lässt. Dass man sich nicht aufreibt an irgendwelchen Problemen. Wir hatten schon sehr früh eine Regel: nie böse aufeinander einschlafen".
Laut Adorf müsse man alles ausdiskutieren, "auch wenn's spät wird. Das war eine Grundregel. Aber nicht sich umdrehen und sagen: Ich schlafe jetzt. Denn in dieser Nacht geht dann etwas kaputt, und das darf nicht sein".
In seinem Alter gehe der Schauspieler mit dem Gedanken an den Tod "sehr gelassen" um. Er mache ihm keine Angst mehr: "Es bleibt die Angst vor dem Sterben. Wie wird es uns erwischen? Wird es leidvoll, wird es lange dauern, wird es schnell gehen?" Mit seiner Frau rede er darüber nicht, sie gehöre "eher zu Menschen, die nicht darüber sprechen wollen. Das ist etwas, was ich mit mir selbst ausmache".
Er habe vor einigen Jahren das Wort "Zeitgeiz" erfunden - oder sich das zumindest "eingebildet. Man fängt an, mit seiner Zeit besser umzugehen, sie bewusst zu leben. Man kann einfach nicht mehr sagen: Ich habe Zeit. Wir haben keine Zeit, die Zeit hat uns", so Adorf.