Marianne Sägebrecht im Einklang mit der Natur: "Ich kommuniziere mit Bäumen"

Schauspiel-Ikone Marianne Sägebrecht über Gesundheit, Kräuter und Familie – ein AZ-Interview im Klostergarten von Schäftlarn.
von  Daniela Schwan
Kräuter spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben: Marianne Sägebrecht im Kräutergarten von Kloster Schäftlarn.
Kräuter spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben: Marianne Sägebrecht im Kräutergarten von Kloster Schäftlarn. © BMC-Image/Dominik Beckmann

TV- und Kino-Ikone mit Tiefgang und einer Empathie für alle Lebewesen: Marianne Sägebrecht ("Der Rosenkrieg", "Zuckerbaby", "Ein ganzes Leben" und zuletzt "Münter & Kandinsky") im exklusiven AZ-Interview.

Marianne Sägebrecht: Ein Interview im Klostergarten

Hier gibt die 79-Jährige Einblicke, wie verantwortungsvoll sie mit dem Geschenk der Natur umgeht. Das letzte AZ-Gespräch mit ihr fand im Spätherbst vergangenen Jahres im Nordfriedhof statt –  nun trifft die AZ sie im Kloster Schäftlarn. Ein Interview in der spätbarocken Asamkirche inbegriffen.

AZ: Liebe Frau Sägebrecht, was verbindet Sie mit der Benediktinerabtei hier?
MARIANNE SÄGEBRECHT: Ganz viel, und das seit meiner Kindheit. Hier schließt sich alles für mich wie ein Kreis. Ich habe hier schon Lesungen, Ausstellungen und Konzerte durchgeführt und mit dem charismatischen Abt Petrus Höhensteiger eine liebevolle und geistvolle Verbundenheit. Ich komme oft zum Meditieren hierher, liebe die Stille. Mit einem Jahr und drei Monaten war ich schon "Schäftlarnerin". Wir sind hier immer zur Kirche gegangen, mein Großvater samt seiner Familie war sehr gläubig; er hatte eine Gärtnerei ganz in der Nähe und pflegte den Prälatengarten eine Zeit lang. Deshalb habe ich schon früh viel über Pflanzen, Heilkräuter und vor allem auch über meine Lieblingsblume, die wunderbare Rose, erfahren.

Sägebrecht: "Die Rose spielt eine große Rolle in meinem Leben"

Sozusagen eine Schlüssel-Blume in Ihrem Leben?
Ja! Mein Vater, der leider zum Kriegsende gefallen ist, und den ich nie kennengelernt habe, war auch Gärtner und Rosenzüchter. In meinem Leben spielt die Rose eine große Rolle, man denke da an die Filmtitel "Der Rosenkrieg", Rosalie goes Shopping" oder "Out of Rosenheim". Hinzu kommt, dass meine Uroma großväterlicherseits namens Corona aus Böhmen auch Gärtnerin war. Von ihr stammt das Rezept zur "Überlebenssuppe", die ich gerade mit 27 Ingredienzien für liebe Freunde gekocht habe. Heute sage ich: Die Dinge tragen wir schon bei der Geburt in uns. Sie kommen immer zu uns –  im richtigen Moment. Ich lebe gesund und im Einklang mit der Natur und mit den Jahreszeiten.

Ausbildung bei einem Ganzheitsmediziner: "Ich nehme auch Sorgen und Probleme an"

Ist das für Sie die Basis für Umweltschutz und Nachhaltigkeit?
Beide Begriffe werden regelrecht inflationiert in meinen Augen. Ich mache das, was ich bei meiner Ausbildung bei einem Ganzheitsmediziner gelernt habe und was mir körperlich und seelisch guttut –  nehme aber auch Sorgen und Probleme an, unter dem Motto "Ursache und Wirkung ist gleich Lösung". Ich habe auch mutig Rollen abgesagt, die meine ethische Grunderfahrung verletzt hätten und habe diese Entscheidung nie bereut.

Welche Rolle spielen Freunde und Familie für Sie?
Ich habe tolle Menschen um mich, meine Tochter Dany mit Familie und gleichgesinnte Freunde in München, Hamburg, Los Angeles, New York, Berlin, Wien und Castrop-Rauxel, da gehört Michael Douglas auch dazu. Das gibt mir Kraft für alles, was ich noch plane: ein weiteres Filmprojekt nächstes Jahr, Flamenco lernen plus TV-begleitete Dokus "Marianne's Voyages" – unter anderem nach Laudinien auf den Spuren meiner Filmfigur, dem Ahnerl in "Ein ganzes Leben" und endlich nach Suriname. Dabei geht es auch um Natur, Menschen und Tiere. Ja, Bäume und Urwald spielen auch eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Als Mensch im Kosmos akzeptiert: "Ich umarme Bäume"

Können Sie das näher erklären?
Ich umarme Bäume, schließe dabei die Augen, höre ihre Konversation durch Blätterrascheln und fühle mich dabei berührt und als Mensch im Kosmos akzeptiert. Ich habe schon einige gerettet: die Fichte im Garten –  mit Kaffeesud und Pferdeäpfeln gedüngt – oder 13 sterbende Lindenbäume, die ich täglich über eine lange Zeit mit einem Sud aus reiner Minze, einem alten Rezept meines Gärtner-Opas, genährt habe. Heute strömt ihr Duft im Frühjahr über das ganze Dorf, in dem ich wohne.

"Nach Bitterkeit kommt Süße und Himmelslicht"

Hollywoodstar Marianne Sägebrecht und die Kräuter –  was hat es damit auf sich?
Eine astrologische Theorie meines Opas lautete: Wenn man länger an einem Ort verweilt, so wie ich hier inzwischen seit 20 Jahren, dann kommen die Kräuter und Pflanzen, die du und dein Körper brauchst, zu dir. Und schenken dir Sauerstoff, Naturheilmittel, Kraft und Zuversicht. Bei mir waren es unter anderem Giersch, Spitzwegerich, Sauerampfer, Johanniskraut, welches auch beruhigt und durchblutet, als Tee und auch als Fußbad. Als ich einen Furunkel unter der Achsel hatte, konnte ich ihn mit Arnikasalbe komplett ablösen. Meinen Holunder trinke ich als Tee bei Husten und zum Schwitzen oder mische ihn auch in ein Glas hochwertigen Sektes, das spült die Niere durch. Zudem liebe ich Ingwer, Nelken und Bitterstoffe, damit kurble ich meinen Kreislauf an und entsäuere mich. Denn nach Bitterkeit kommt Süße und Himmelslicht.

Neues Projekt: Marianne Sägebrecht schreibt an einem Buch

Sie klingen sehr überzeugt . . .
. . . daran glaube ich fest. Und aus meinen jungen Löwenzahnblättern- und Blüten zaubere ich Salate, Honig oder Marmelade. Davon handelt ein Kapitel meines Buches "Alles hat seine Zeit", an dem ich gerade schreibe. Passend dazu möchte ich mit dem Anthropologen Wolf-Dieter Storl in einer Gärtnerei, neben seiner Rede über Bäume, eine Ausstellung mit Porträts diverser Künstler mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken auf die Beine stellen, zum Beispiel: Welche Kräuter passen zu welcher Mimik und dem Befinden dahinter?

"Ich bedanke mich täglich beim Schöpfer"

Und ein Kapitel, wie Sie erzählt haben, handelt vom Vergeben. Kann man das lernen?
Ich hoffe es! Ich bin so geboren. Meine alte Seele hat es schon mitgebracht, eine positive Nahtoderfahrung in jungen Jahren hat mich zudem geformt. Mit zwölf Jahren habe ich Korintherbriefe in der Kirche gelesen, meine Mutter hat mich in allem unterstützt und an mich geglaubt. Ich bin, wie auch schon in meiner Kindheit, nie jemanden nachtragend; wenn mir mal Böses getan wurde, habe ich für diejenigen gebetet. Menschen habe ich immer uneigennützig geholfen, im Hospiz, in der Nachbarschaft oder im Kinderheim. Ich liebe alle Lebewesen, finde Bescheidenheit und Dankbarkeit wichtig, bedanke mich täglich beim Schöpfer. Oft schenke ich Fremden das, was sie in diesen Zeiten dringend benötigen: aufmunternde Worte, ein Lächeln, eine Umarmung. Man tut am meisten für sich selbst, wenn man sich um andere kümmert. Auch das ist eine Art des Bewusstseins für die Umwelt.

Ein guter Rat zum Schluss?
Wichtig ist auch, zu lernen, sich selbst zu vergeben!

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