Interview

Maria Furtwängler über das Corona-Jahr: "Noch nie so viel gearbeitet"

Maria Furtwängler spiegelt in sechs neuen Folgen der TNT-Comedy-Serie "Ausgebremst" die aktuellen Probleme der Gesellschaft in der Krise wider und übernimmt erneut die Hauptrolle der frustrierten und problembeladenen "Beate Harzer".
von  Andrea Vodermayr
Maria Furtwängler in der Serie "Ausgebremst"
Maria Furtwängler in der Serie "Ausgebremst" © 2021 Turner Broadcasting System Deutschland GmbH

Ausgebremst in der Krise? Das gilt nicht für Maria Furtwängler! Die Schauspielerin und "Tatort"-Kommissarin hob zu Beginn der Pandemie im Frühling 2020 die TNT-Comedy-Serie "Ausgebremst" aus der Taufe. Ein Projekt zugunsten der "Künstlernothilfe" mit dem Ziel, stark betroffene Kunst- und Kulturschaffende zu unterstützen.

"Ausgebremste"-Serie mit Maria Furtwängler bald in der ARD

Maria Furtwängler ist als Produzentin gemeinsam mit Headautorin Annette Hess (Ku’Damm-Reihe) erneut für das Konzept verantwortlich und übernimmt auch wieder die Hauptrolle.

Alle sechs Folgen werden erstmals am 20. März 2021 ab 18:30 Uhr am Stück auf TNT Comedy ausgestrahlt und dann im Mai bei der ARD gezeigt (abrufbar dann auch in der ARD Mediathek). Aus der ersten Staffel sind neben Monika Gruber als Beates Schwester und Thomas Loibl als Ehemann auch Rauand Taleb und Johnny Brandenburg zu sehen. Neu im Cast sind neben Liefers, Milberg und Thomass u.a. Jasna Fritzi Bauer, Detlev Buck, Caro Daur, Ursula Karven und Carolin Kebekus.

Interview mit Maria Furtwängler

Milberg, Liefers, Thomass, Gruber…. Sie haben das Who is Who der deutschen Schauspielbranche für "Ausgebremst" gewonnen. Wie kam dieser Cast zustande?
MARIA FURTWÄNGLER: Mir ist auch auf einmal aufgefallen: Hoppla, jetzt sind wir ja vier Tatort-Kommissare. Das war mir anfangs gar nicht bewusst, denn Jasna Fritzi Bauer hatte ich damals noch nicht so klar als Tatort-Kommissarin abgespeichert. Es ist das Schöne, dass eine große Solidarität unter den Kollegen spürbar ist, die in dieser Form vorher nicht existiert hat. Im Gegensatz zu anderen Projekten, wo man 20 Leute anruft und einer zusagt, hat hier jeder bzw. jede, den oder die wir angesprochen haben, mitgemacht. Als Rosalie von der Rolle erfahren hat, meinte sie: 'Ich habe zwar überhaupt keine Zeit, aber das muss ich spielen.

Sie selbst spielen die durchgedrehte Beate Harzer. Gibt es etwas, was Sie an ihr sympathisch finden?
Diese Frau gibt einfach nicht auf! Bei ihr ist von Anfang an alles hoffnungslos: Sie hat eine Räumungsklage bis zum Abend am Hals, und woher soll sie in so kurzer Zeit so viel Geld herbekommen? Aber sie ist eine begnadete Verdrängungskünstlerin.  Wenn beispielsweise ihr Ex-Mann anruft und fragt, was mit dem Geld auf dem Sparkonto des gemeinsamen Sohnes passiert sei, ahnen wir natürlich sofort, dass sie das auch für einen dieser Coachings bei ihrem Guru ausgegeben hat, aber sie flötet unschuldig zurück 'Keine Ahnung'. Unter der Last all dieser Probleme würde ich nicht mal mehr "papp" sagen können. Aber sie ist ein Stehaufmännchen. Und das ist bei all ihrem Irrsinn ein Stück weit beneidenswert.

Das Ziel von "Ausgebremst" ist es, stark betroffene Kunst- und Kulturschaffende zu unterstützen. Inwiefern finden diese durch das Projekt Hilfe?
Die KunstNothilfe ist eine Organisation, die sehr unbürokratisch Kulturschaffenden in Notsituationen mit Geld unterstützt. Beispielsweise wurden bei der ersten Staffel alle Werbeeinnahmen und Einnahmen durch Lizenzverkauf an die ARD von TNT an diese Organisation gespendet. Viele Darsteller haben ihre Gagen gespendet. Uns ist es auch wichtig, noch mehr auf diese Einrichtung aufmerksam zu machen. Dieses Mal ist die ARD als Partner von Anfang an dabei, was uns sehr freut!

Wie haben Sie das Drehen in diesen Zeiten empfunden?
Wir haben das große Glück, derzeit weiterarbeiten zu können. Die ganze Film- und Fernsehbranche macht weiter. Ja, es ist mühsam und es ist zäh. Es geht viel Zeit drauf, und die Abdrücke der Maske müssen jedes Mal wieder übergeschminkt werden. Aber, hey: Wir können arbeiten! All diejenigen, die auf Live-Auftritte angewiesen sind, wären sehr dankbar, wenn sie das nur ansatzweise machen könnten. Insofern beschwere ich mich nicht. Es wäre jammern auf zu hohem Niveau.

"Das würde ich mir nicht anmaßen"

Haben Sie einen Rat für die Kulturschaffenden, die derzeit arbeitslos sind?
Das würde ich mir nicht anmaßen. Einem Kulturschaffenden wie einem Live-Musiker wäre es zynisch zu sagen, 'dann geh doch kellnern.' Wir haben in der Staffel zum Beispiel Maxi Schafroth, der den Gerichtsvollzieher spielt. Er ist eigentlich immer gut beschäftigt: Kabarett, Auftritte ohne Ende. Auch Carolin Kebekus lebt zum größten Teil von Live-Auftritten, von den großen Shows. Ihnen ist das alles wegfallen, da ist nichts mehr! Nicht zu vergessen der ganze Apparat dahinter: Lichttechniker, Musiker, und, und, und. Man kann sich gar nicht vorstellen, wen es alles trifft. Das ist wirklich bitter.

Lockdown-Langweile ist für Sie derzeit also kein Thema?
Nein, ich habe in meinem Leben eigentlich noch nie so viel gearbeitet wie im letzten Jahr. Das ist schon fast verrückt.

Haben Sie auch neue Hobbys entdeckt?
Zoom-Telefonie. Allerdings nicht in meiner Freizeit. Aber Zoom begleitet mich in der Tat von früh bis spät. Und neue Hobbies? Ja, doch. Ich habe mich immer schon sehr für die Themen Garten und Wachstum interessiert. Und jetzt bin ich noch tiefer in das Thema Insekten eingestiegen. Ich habe schon seit ein paar Jahren Bienen, und bin sehr daran interessiert, diese Thematik genau zu verstehen. Mich beschäftigt der Verlust an Biodiversität ungemein. Ich bin wie wir alle manchmal wie gelähmt bei der Betrachtung der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels, dem Gefühl, dass ich zum Beispiel für den Eisbären in der Arktis, dem das Eis wegschmilzt, nicht wirklich etwas tun kann. Aber ich kann in meinem Garten für mehr Biodiversität sorgen, Lebensräume schaffen für eine Vielzahl bedrohter Kleinstlebewesen.

Was halten Sie von diesen Zoom-Calls? Sind sie ein Ersatz für die direkte Kommunikation?
Natürlich nicht. Aber es ist wahnsinnig hilfreich. Besser als nur zu telefonieren, denn immerhin sieht man sich dabei. Man kann mehrere Leute dazu schalten, die einem dann in Briefmarkengröße entgegen gucken, was natürlich nicht so lustig ist. Natürlich geht da eine Dimension verloren. Streits sind schwer via Zoom, denn man kann sich schlecht gegenseitig auffangen und auch nicht jemandem zur Seite nehmen und sagen: Hör mal… Aber es ist ein großer Gewinn, nicht andauernd irgendwo hinreisen zu müssen. Das ist ein Geschenk.

Was fehlt Ihnen am meisten im Lockdown?
Das Zusammensein mit Freundinnen, mit ihnen zu feiern. Diese Leichtigkeit.

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