Manta-Zeit war Schweigers "beste Phase"
Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn - dazwischen gibt es eigentlich nichts. Til Schweiger, Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor wird 50. Ein "Mann, der bewegt".
Hamburg - Bis Til Schweiger auf der Leinwand zum alten Mann wird, dürften noch ein paar Jahre vergehen – auch wenn er den Part des Großvaters schon selbst gern grinsend ins Gespräch bringt. Auf seinen heutigen 50. Geburtstag angesprochen, antwortete der Filmstar in mehreren Interviews: Er wachse und altere schließlich mit seinen Rollen. „Irgendwann habe ich angefangen, Väter zu spielen“, sagte er zum Beispiel dem „Stern“. „Und irgendwann werde ich einen Großvater geben – jetzt noch nicht, aber demnächst“, meinte er auch im ZDF.
Sein gefühltes Alter sei von der 50 jedoch weit entfernt. „Meinen letzten Geburtstag habe ich bewusst mit 29 Jahren gefeiert“, erklärt er im Buch „Til Schweiger – Der Mann, der bewegt“. „Dann gab es eigentlich keine großen Partys mehr“, sagt er, „und ich habe mir gesagt: Das ist die beste Phase. Und es bleibt von jetzt an mein gefühltes Alter.“
Das war in jenem Jahr, als Schweiger zu Bertie und – mit getuntem Manta und angebeteter Frisörin Uschi – zum „Manta, Manta“-Kinostar wurde. Von einer Fortsetzung träumt Schweiger noch heute. „Das wäre ein Megading, nach dem Motto: 25 Jahre danach – was ist aus den Träumen von Berti und seiner Clique geworden?“ Eingebrannt hat sich in Schweigers Gedächtnis auch ein besonderes Geburtstagsgeschenk, das ihm Filmproduzent Bernd Eichinger (1949-2011) am Anfang seiner Karriere machte.
Er überreichte dem jungen Schauspieler einen Umschlag mit einem Gutschein für ein Flugticket nach Hollywood, auf dem stand: „Da, wo du sowieso hingehörst“, wie Schweiger berichtet.
Der Darsteller des Jo Zenker, den Schweiger beim Debüt in der ARD-Serie „Lindenstraße“ von 1990 bis 1992 mimte, war nach „Manta, Manta“ in Kinohits wie „Der bewegte Mann“ oder „Knockin’ on Heaven’s Door“ zum gefeierten Star geworden. Verschmitztes Grinsen, Sexsymbol und Frauenschwarm – Schweiger stieg auf in die Riege der populärsten deutschen Filmstars.
1997 siedelte er mit seiner amerikanischen Ehefrau Dana nach Los Angeles um. Dort tauchte er in Nebenrollen in einer Reihe von Filmen auf, die zum Teil nie in deutschen Kinos zu sehen waren. Jahre später, längst zurück in Deutschland, wirkte er in Quentin Tarantinos Hollywood-Produktion „Inglourious Basterds“ mit.
Da hatte sich Schweiger – inzwischen mit Dana (von der er sich 2005 trennte) und den vier Kindern in Hamburg und Berlin zu Hause – in Deutschland bereits auf den Kinothron gesetzt. Nach der Liebeskomödie „Barfuss“ (2005) – den englischen Namen Barefoot Films trägt auch seine Produktionsfirma – war er bei „Keinohrhasen“ (2007) ebenfalls Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent in Personalunion, setzte aber noch einen drauf: Seine vier Kinder spielten erstmals mit. Romantisches und Komödiantisches mit Schweiger hinter und vor der Kamera, gemeinsam mit dem eigenen Nachwuchs – daraus strickte er weitere Blockbuster wie „Zweiohrküken“ und „Kokowääh“.
Nicht alles, was Schweiger anfasst, wird ein Erfolg: Der Thriller „One Way“ (2006) etwa floppte, 2009 wurde seine RTL-Castingshow „Mission Hollywood“ wegen schlechter Quoten von der abendlichen Hauptsendezeit auf Samstagnachmittag verlegt.
Auch für ernstere Filmrollen musste er bisweilen Kritik einstecken – bis der „Tatort“ kam. Als neuer Hamburg-Ermittler verpasste er dem ARD-Traditionskrimi viel Action und landete mit dem ersten Fall in diesem Jahr einen Quotenrekord. Dabei überzeugte Schweiger nicht nur das TV-Publikum, sondern auch Kritiker.
Dass sein Verhältnis zu den Medien keine „Traumbeziehung“ ist und er nicht mehr allen Kritikern seine Filme vorab zeigt, war immer wieder Thema. Schweiger, offiziell wieder Single, polarisiert: Fans lieben den Lausbuben-Charme, Schweiger-Skeptiker kritisieren das Nuscheln. Immer wieder eckt er an: Mal tritt er aus Verärgerung über die Nichtberücksichtigung des „Keinohrhasen“-Hits bei der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis aus der Filmakademie aus, mal verprellt der „Querdenker“-Preisträger „Tatort“-Fans mit Kritik am Vorspann.
Den zweiten „Tatort“ hat er abgedreht – und ein neues Kinoprojekt in Arbeit: „Eine wunderschöne Geschichte über einen Großvater und ein kleines Mädchen, die gemeinsam auf eine Reise gehen“, wie er unlängst erzählte. „Ich spiele mit, aber keine Hauptrolle – für einen Großvater bin ich dann doch noch ein bisschen zu jung.“