Maibock-Anstich: Django bockt wieder

AZ: Sie sind gerade mit Ihrem aktuellen Programm „Paradigma” unterwegs. Aber an diesem Montag haben Sie frei. Sind Sie ein Fan von Brückentagen?
DJANGO ASÜL: Frei ist relativ. Ich arbeite den ganzen Tag an meiner Maibockrede. Der Mittwoch ist ja nicht mehr weit.
Viele Münchner tanzen am Montag in den Mai. Sie auch?
Ich habe zum Tanzen ein Verhältnis wie Horst Seehofer zur festgelegten Meinung.
Am 2. Mai tanzen Sie beim Maibockanstich im Hofbräuhaus der Politprominenz auf der Nase herum. Wer soll sich besonders warm anziehen?
Tendenziell ist es immer sehr warm im Saal. Von daher empfehle ich allen geladenen Gästen eher luftige Tracht. Wobei die Herren Politiker ohnehin gerne im leichten Sommerstoiber auflaufen.
Wie bereiten Sie sich auf die Maibockrede vor? Kringeln Sie sich am Frühstückstisch die hanebüchensten Zitate ein? Läuft bei Ihnen den ganzen Tag Phoenix? Haben Sie „Gala” und „Bunte” im Abo?
In Bayern turnen nicht unbedingt die Politiker herum, um die sich „Gala” und „Bunte” reißen würden. Unterwegs lese ich Zeitungen meist online und finde schnell, was ich brauchen könnte. Letzten Endes ist es schon so, dass ich dann die Artikel in eine Datei kopiere. Das wird dann die berüchtigte Stoffsammlung. Leider habe ich auch dieses Jahr wieder viel zu viel Stoff. Da wird es hart, sich auf 30 Minuten Redezeit zu beschränken.
Im vergangenen Jahr war erstmals seit 20 Jahren auch der bayerische Ministerpräsident im Publikum. Horst Seehofer lobte Ihre Festrede als „Highlight des Jahres”. Wie gehen Sie mit solchem Lob um?
Das ist nur ein Ansporn, dieses Jahr das Level zu halten. Gerade mit ihm ging ich ja nicht zimperlich um. Scheinbar haben wir einen Ministerpräsidenten, der diese rabiate Form der politischen Analyse schätzt. Da ist er einem Stoiber eventuell ein bisschen voraus.
Gibt es Politiker die Sie schonen? Zum Beispiel den SPD-Vorsitzenden Florian Pronold, mit dem Sie zusammen Abitur gemacht haben?
Mit mir Abitur gemacht zu haben, ist in dem Fall weder ein Vor- noch ein Nachteil. Ich messe Politiker ja nicht nach ihren Gemeinsamkeiten mit mir, sondern ihren konstruktiven Vorschlägen zur allgemeinen Erheiterung. Da ist es als bayerische Opposition ohnehin nicht leicht, sich Gehör zu verschaffen.
Nächstes Jahr werden ein neuer Landtag und ein neuer Bundestag gewählt. Wie wichtig für die Wiederwahl ist es, dass ein Politiker über sich selbst lachen kann?
Wahrscheinlich schauen etliche Millionen Zuschauer meine Maibockrede an und führen Strichlisten, wer wie oft über wen lacht. Und dementsprechend machen sie ihre Kreuze dann in 17 Monaten.
Ist Wahlkampfzeit für Kabarettisten Fluch oder Segen?
Für mich ist es auch kein Problem, ein politikfreies Kabarettprogramm zu machen. Aber gerade in Wahlkampfzeiten ist es schon so, dass Politiker besonders gern und unbeabsichtigt über das Ziel hinaus schießen. Und das ist die ideale Basis für mich. Ich würde ja Politikern nie unterstellen, dass sie sich seltsam anstellen. So gesehen haben Politiker eine gewisse Bringschuld.
Bei der Landtagswahl 2013 will Ihr Kollege, der Hobby-Kabarettist Christian Ude, Ministerpräsident werden. Über die SPD haben Sie mal gesagt, sie sei die „Generation Praktikum im bayerischen Landtag”. Werden Sie jetzt Lügen gestraft?
Warum hat Christian Ude Erfolg? Weil 70 Prozent der Leute gar nicht wissen, dass er a) Politiker und b) SPD-Mitglied ist! Ude gibt den Menschen immer schon das Gefühl, dass er Bürgermeister ist, weil er sonst nicht allzu viel zu tun hat. Dieser Leichtigkeit sind seine grandiosen Wahlergebnisse zu verdanken und nicht seiner Partei. Ude wird eher als Ein-Mann-Partei wahrgenommen.
Als Finanzminister hat Markus Söder zum Maibock eingeladen. Als er noch CSU-Generalsekretär war, haben Sie über ihn gesagt: „Wie nah Sekret und Sekretär beieinander sind, zeigt die Schleimspur, die Söder hinterlässt.” Wie lange war er beleidigt?
Letztes Jahr haben wir uns nach meiner Rede länger unterhalten. Und da machte er keinen beleidigten Eindruck. Ich glaube, CSU-Generalsekretär werden eh nur Leute, die nie beleidigt sind.
Was ist sonst noch wichtig bei politischem Kabarett?
Wichtig ist, dass der Zuschauer wirklich und zu Recht das Gefühl hat: Der steht jetzt gerne da vorne und macht das nur für mich. Politiker nennen das wohl glaubwürdig oder authentisch.