Männer beim Friseur: Hairlich oder Haarakiri?
Waschen, schneiden, legen: Warum viele Männer mit der Situation nie ganz warm werden und was Münchner Experten raten
Rein rational gesehen gibt es natürlich weit schlimmere Stühle – in Zahnarztpraxen oder texanischen Strafanstalten zum Beispiel. Und doch setzen sich laut einer aktuellen Umfrage nur wenige Männer gerne auf jenen im Friseursalon. Trotzdem tun sie es immer öfter, im Schnitt alle vier bis sechs Wochen. Wo also wird’s haarig?
„Das kann schon mit der Formulierung des Wunsches beginnen“, sagt der Münchner Star-Friseur Wolfgang Lippert mit Salon am Lenbachplatz. „Während die meisten Frauen aus Zeitschriften nahezu alle Fachbegriffe beherrschen, wissen die Männer oft nicht, wie sie ihre durchaus vorhandenen Vorstellungen in Worte fassen können.“ Dann kommen Verlegenheitssätze heraus à la „So wie immer“ oder „Seiten kurz, oben nicht so“ – und eher nicht der Wunschhaarschnitt.
Bei älteren Herren ist diskretes Schweigen Gold
„Wenn Sie den nur schlecht erklären können, nehmen Sie einfach Bilder zur Hilfe“, rät Lippert. „Frauen haben zu Recht keine Hemmungen, Magazinausschnitte zu verwenden oder sich auf prominente Vorbilder zu beziehen, Männer sind da leider nach wie vor zurückhaltend.“ Nur selten erlebt er, dass sie mit Bildern von zum Beispiel Brad Pitt im Salon vorstellig werden – dabei liege der Hollywoodstar mit seiner Frisur ziemlich im Trend: „Weg von ausgefransten, unruhigen Haarschnitten, hin zu klaren Konturen“ gehe der. „Natürliche Übergänge und längeres Deckhaar geben dem Mann die Möglichkeit, zu experimentieren, verschiedene Stylings auszuprobieren.“ Wichtig sei auch ein guter Stylist, der von sich aus Vorschläge mache.
Als problematisch wird von manchen Kunden auch das Dauergeschnatter mancher Friseure und Friseurinnen empfunden: „Das kommt natürlich immer darauf an, was die von sich geben“, sagt Lippert. „Ein guter Salon legt Wert auf kommunikationsstarke Angestellte, die sich nicht um Kopf und Kragen reden.“ Bei älteren Herren komme – anders als bei jüngeren – dennoch diskretes Schweigen am besten an.
„Saugeiler Style" statt „schlonzig und konfus“
Auch Ralf Kästle vom Lässig-Laden „Bash Club“ meint zu wissen, was Männer wollen – zumindest von ihrem Friseur: Zum Beispiel „eine relaxte, geile Kopfmassage“ und dass „nicht ewig rumgeschnitten“ wird. Ein guter Friseur solle zudem fähig sein, klare Ansagen zu machen: „Du gehst ja auch nicht zum Arzt und sagst, wie er dich behandeln soll“, sagt Kästle.
„Saugeiler Style“ sei für ihn 2009 nicht mehr „schlonzig und konfus“, sondern an den Seiten und hinten kurz (Vokuhila ist wieder out), mit klaren Linien und langem Deckhaar für Variationen „zwischen klassisch und James Dean“.
Öfter angeschnitten werde auch das Thema Stirnglatze und „Geheimratsecken“, berichtet „Bash“-Mann Kästle. „Lieber dazu stehen als verstecken“, lautet sein einfacher Rat an die Kunden. „Nicht drüberfrisieren, sondern Gesicht zeigen – und dass man ein Mann ist.“
Timo Lokoschat
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