L'Wren Scott: Traumkarriere endete in der Schuldenfalle

Die Karriere der verstorbenen Modeschöpferin L'Wren Scott wirkt auf den ersten Blick fast schon filmreif. Doch Scotts Firma steckte zuletzt in einer tiefen Krise, wofür sie sich sehr geschämt haben soll.
von  (kd/spot)
L'Wren Scotts Firma steckt wohl in tiefen Finanzproblemen
L'Wren Scotts Firma steckt wohl in tiefen Finanzproblemen © Joel Ryan/Invision/AP

Die Karriere der verstorbenen Modeschöpferin L'Wren Scott wirkt auf den ersten Blick fast schon filmreif: Früh entdeckt, startete sie in Paris als Model durch, und verwirklichte sich dann als Stylistin der Stars und Designerin. Doch Scotts Firma steckte zuletzt in einer tiefen Krise, wofür sie sich sehr geschämt haben soll.

Paris - Die Nachricht vom Selbstmord von L'Wren Scott kam für viele wie ein Schock. Denn sie schien ein nahezu perfektes Leben zu führen: Nicht nur, dass sie offenbar Rockstar Mick Jagger gezähmt hatte, auch in ihrer Karriere hätte es für die Modeschöpferin scheinbar kaum besser laufen können. Dabei wuchs Scott zunächst denkbar fern vom Glamour der Fashion-Szene auf: Sie wurde in Utah als Adoptivkind der gläubigen Mormonen Ivan und Lula Bambrough, die ihrem Töchterlein ursprünglich den Namen Luann gaben, groß.

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Scotts Kreativität wurde aus der Not geboren: Das Mädchen fiel schon immer durch seine Größe auf, bereits mit 12 maß sie stolze 1,83 Meter - das erschwert den Kleiderkauf natürlich ungemein. "Ich musste Nähen lernen als ich aufgewachsen bin, weil mir sonst nichts gepasst hätte", sagte sie einmal dem "Telegraph". In der Modewelt machte Scott zunächst allerdings auf dem Laufsteg von sich reden. Mit 17 Jahren wurde sie bei einem Calvin-Klein-Fotoshooting in Utah von Fotograf Bruce Weber entdeckt, der ihr die Modelkarriere nahelegte.

Scott nahm ihn beim Wort, kaufte sich nach ihrem Highschool-Abschluss von ihrem Ersparten ein Flugticket nach Paris, und änderte den biederen Vornahmen Luann zum exotischen L'Wren. In Paris kam sie vor allem wegen ihrer langen Beine hervorragend an, und so arbeitete sie für Thierry Mugler und Chanel, und stand für große Fotografen wie Guy Bourdin, David Baily und Jean-Paul Goude vor der Kamera. Doch schon damals haben ihr die Einblicke in die Kunst der Modeschöpfer mehr Spass gemacht als das Modeln selbst, erzählte sie dem "Telegraph": "Ich mochte es nicht besonders gern, zum Objekt gemacht zu werden."

1994 zog Scott nach Kalifornien und begann, zunächst an der Seite von Herb Ritts, eine neue Karriere als Stylistin. Sie wurde schnell gefragt in Hollywood-Kreisen, zu ihrer Stammklientel gehörten etwa Nicole Kidman, Sarah Jessica Parker und Christina Hendricks. Auch ihren langjährigen Lebensgefährten Mick Jagger lernte Scott 2001 während der Arbeit bei einem Fotoshooting kennen. Ihre erste eigene Kollektion, "Little Black Dress", brachte sie 2006 auf den Markt. Auch Scotts eigene Designs waren enorm beliebt bei den Promis, so wurden unter anderem Madonna, Angelina Jolie, Michelle Obama und Carla Bruni-Sarkozy in ihren Kleidern gesehen.

Oberflächlich gesehen lief also alles blendend für Scott, doch tatsächlich steckte ihre Firma in tiefen Finanzproblemen: 2012 schloss LTS Fashion Ltd. dem britischen Wirtschaftsministerium zufolge mit einem Minus von 3,5 Millionen Britischen Pfund (etwa 4,2 Mio. Euro) ab, im Jahr davor machte Scott 2,5 Millionen Pfund Miese. Ihre Schulden sollen der BBC zufolge 4,6 Millionen Pfund (etwa 5,5 Mio. Euro) betragen. Im Februar sagte Scott kurzfristig ihre Show auf der London Fashion Week ab, als Begründung nannte sie Verzögerungen in der Produktion.

Die Modeschöpferin soll sich wegen ihrer Schulden geschämt haben, erzählen Insider der "Daily Mail". Finanzielle Unterstützung von Jagger habe sie stets abgelehnt: "Es war eine tragische Situation, die sie für sich behalten hat." Anders als bei den Stars seien ihre Kleider bei der normalen Kundschaft einfach nicht besonders gut angekommen. Mitarbeiter und Lieferanten blieben unbezahlt, jeder hätte förmlich auf den Untergang ihrer Firma gewartet. Alles sei für Scott "eine riesiege Last" gewesen, sie habe Angst vor dem Versagen gehabt. Scheinbar wurde ihr all das nun zu viel: am Montag hat sie sich in ihrer Eigentumswohnung in Manhattan mit einem Schal an der Balkontür erhängt.

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