Luxemburger Thronfolger heiratet
Luxemburg ist im Hochzeitsfieber. Der Erbgroßherzog heiratet. Am 19. Oktober wird der Thronfolger des kleinen Landes, Guillaume, die belgische Gräfin Stéphanie de Lannoy standesamtlich heiraten. Und am 20. Oktober gibt sich das Paar in der Kathedrale der Hauptstadt das Jawort.
Luxemburg - Die Hochzeit gilt als Top-Ereignis des Adels in 2012. Vertreter aller Königshäuser Europas werden dazu erwartet. Wer auf der Gästeliste steht, und wer schon zugesagt hat, darüber schweigt der großherzogliche Hof noch. "Wir werden das erst kurz vor dem Termin bekanntgeben", hieß es.
Zwar wird die Ehe im Rathaus hinter verschlossenen Türen besiegelt, doch können die Luxemburger bei der kirchlichen Zeremonie live dabei sein: Die Trauung soll auf zwei Großbildschirme auf dem Platz Knuedler nahe der Kathedrale übertragen werden. "Man spürt schon seit längerem, wie sich viele Menschen im Land und in der Stadt auf diese Hochzeit freuen", sagt der Bürgermeister der luxemburgischen Hauptstadt, Xavier Bettel.
Noch nie habe so viel öffentliche Aufmerksamkeit eine Trauung im einzigen Großherzogtum der Welt begleitet. Mit Guillaume werde zudem erstmals ein Mitglied der großherzoglichen Familie im Rathaus getraut, sagt Bettel, der die Eheschließung persönlich vornimmt. Vorher fanden die Trauungen im Palast statt. "Wir rechnen am Hochzeitswochenende mit einem großen Zulauf in der Stadt", sagt der Direktor des Luxembourg City Tourist Office (LCTO), Roland Pinnel. Auch Touristen würden zur Adelshochzeit anreisen.
Guillaume ist der älteste Sohn von Großherzog Henri (57) und wird eines Tages die Thronnachfolge antreten. Er war im Jahr 2000 zum Erbgroßherzog ernannt worden, nachdem sein Vater den Thron bestiegen hatte. Guillaume wird der siebte Thronfolger im luxemburgischen Zweig der Dynastie Nassau-Weilburg sein. Der Großherzog verfügt als Staatsoberhaupt formal über exekutive und legislative Befugnisse: Er ernennt und entlässt die Regierung und verkündet Gesetze. Faktisch nimmt er aber repräsentative Aufgaben wahr. Großherzog ist ein Titel für Fürsten im Rang zwischen König und Herzog.
Es sei keine Überzeugungsarbeit nötig gewesen, um den Erbgroßherzog für eine Hochzeit im Rathaus zu gewinnen, sagt Bettel. Der 30-Jährige habe sofort Ja gesagt, als er von dieser Möglichkeit erfuhr. Für die Vermählung von Guillaume und Stéphanie wurde der Sitzungssaal des Rathauses eigens frisch tapeziert und gestrichen. 40 bis 50 Gäste werden bei der standesamtlichen Trauung erwartet. Das Großherzogtum pflegt besonders enge Kontakte zum englischen und belgischen Königshaus.
Der Politikwissenschaftler Guillaume, er auch die Titel Erbprinz von Nassau und Prinz von Bourbon-Parma trägt, gilt als offener Europäer. Er besuchte Schulen in Luxemburg und in der Schweiz, absolvierte die Militärakademie in Sandhurst und studierte in Großbritannien und Frankreich. Er hatte sich Ende April mit Stéphanie verlobt, die aus einer der ältesten Adelsfamilien in Belgien stammt - und Germanistik in Belgien und in Berlin studiert hat. Die 28-Jährige will noch vor der Hochzeit Luxemburgerin werden.
Besonders ist das Geschenk, das die Stadt dem Brautpaar zur Hochzeit macht. Es sollte - nach Wunsch Guillaumes - eines sein, dass die Beiden mit den Bürgern teilen könnten, sagt Bettel. Also gibt es am Samstagabend ein großes Party-Programm in der Stadt - mit viel Musik und einem Feuerwerk, das exakt 16,5 Minuten dauern soll. Für die Feier wurde eigens die Sperrstunde aufgehoben. Es wird zugleich ein Großeinsatz für Luxemburgs Polizei: Am Hochzeitswochenende gilt für alle Polizisten im Land Urlaubssperre.
Die Hochzeit bringe Luxemburg "Glanz und Resonanz", sagt Pinnel. Das Ereignis sei eine "gute Gelegenheit, auf dem internationalen Parkett zu spielen". Sein Tourismusbüro bietet ein Pauschalpaket für Reisende zum Adels-Hochzeitswochenende an: mit einem Public Viewing der Trauung, einer Stadtführung "Auf den Spuren der Luxemburger Dynastie" und dem Besuch einer Konditorei, die den Hof beliefert.
Die Familie des Großherzogs ist in Luxemburg beliebt. Die Bürger schenken dem Brautpaar unter anderem eine Riesen-Glückwunschkarte: Sie ist rund vier mal drei Meter groß - und wird in diesen Tagen auf Tour durchs Land geschickt, so dass die etwa 500 000 Luxemburger ihre Glückwünsche darauf schreiben können.