Luca Toni: "Der Schmerz von mir und Marta"
Sie hatten sich so auf ihren Sohn Freude. Plötzlich waren da keine Herztöne mehr. Das Drama im Kreißsaal von Turin.
Ihm schien alles zu gelingen. Er war Weltmeister und FC-Bayern-Star. Er sieht gut aus, er ist der Sonnyboy, stets gut gelaunt – und seit 14 Jahren mit der bildhübschen Marta glücklich. Das Glück des Luca Toni (35) und seiner Verlobten endet jäh in einem Kreißsaal in Turin: „Unser Baby hat uns verlassen, bevor es auch nur einmal das Licht der Welt erblickt hat.“
Ein paar dürre Zeilen verraten den Kummer eines Paares, das sich so Freude hat, Vater und Mutter zu sein: „Was der schönste Tag unseres Lebens werden sollte, ist unser schlimmster geworden.“ Es war eine ganz normale Schwangerschaft. Nichts deutete auf Schwierigkeiten hin. Erst das Erdbeben letzte Woche hat Marta (33), zu einer kleinen Änderung bewogen.
Statt in Modena, wo Luca Toni herstammt, sollte das Kind jetzt in Turin zur Welt kommen. Die Beben hatten der werdenden Mutter Angst gemacht. Am 1. Juni sollte es so weit sein. Ein Kaiserschnitt, alles bereit, die Hebammen untersuchten die Herztöne und hörten plötzlich – nichts. Die Ärzte versuchten alles, vergebens.
Um 18.10 Uhr vergangenen Freitag mussten die Mediziner das Kind, einen Buben, tot zur Welt holen: „Wir bitten alle um Verständnis und Zurückhaltung“, heißt es in Lucas Erklärung: „Aber dieser Schmerz muss der von mir und Marta sein.“ So glücklich war Luca Toni gewesen: „Ich werde Papa“, sagte er im Januar der „Bild“: „Vielleicht nennen wir ihn Kalle!“ Ein Witz, typisch. Karl-Heinz Rummenigge hatte Luca Toni 2007 zu den Bayern geholt, hier wurde er Meister, Pokalsieger und Torschützenkönig.
Weltmeister mit den Azzurri war der Frauenschwarm schon 2006 geworden. Die Karriere lässt Luca Toni jetzt in Dubai ausklingen. Sein schelmisches Lachen, sein typischer Ohrschrauber-Jubel, seine Frisur – irgendwie ein Bilderbuch-Italiener. Und dann die Frau! In einer Disko haben sie sich kennengelernt, vor 14 Jahren: „Ich wusste nicht mal, dass er Fußballer ist“, sagte Marta mal und: „Ich koche, wasche, bügele, ich bin eine ganz normale Hausfrau.“
War sie natürlich nicht! Sie verfolgte eine kleine TV-Karriere. Aber das Baby war das höchste für die beiden: „Ich empfinde große Trauer mit Luca und Marta“, sagt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. „Sie haben sich so auf das Baby Freude.“
Fußball-Italien hat gerade andere Sorgen, die Squadra versinkt vor der EM im Korruptionssumpf, Luca Toni sollte wohl auch erpresst werden vor Jahren, aber er wehrte sich erfolgreich. Und jetzt sagt Francesco Totti, Tonis WM-Kamerad: „Luca, Marta, das ist schrecklich, was passiert ist. Ich umarme Euch von Herzen. Ich fühle mit Euch.“
Fehlgeburt: Von einer Fehlgeburt spricht man, wenn der tote Fötus weniger als 500 Gramm wiegt. Die Zahl der Fälle kann nur geschätzt werden, da viele Abgänge während der ersten Schwangerschaftstage („Frühaborte“) mit einer Unregelmäßigkeit der Monatsblutung verwechselt werden. Dann erfährt weder eine Klinik noch ein Statistiker von dem „Spontanabort“. In der Altersgruppe der 20- bis 29-jährigen Frauen gehen schätzungsweise bis zu 50 Prozent der befruchteten Eizellen verloren. Zirka 30 Prozent der Frauen erleiden einmal oder mehrmals eine Fehlgeburt.
Totgeburt: Wiegt der Fötus mehr als 500 Gramm, spricht man von einer Totgeburt oder „intrauterinem Fruchttod“. Die Fälle sind meldepflichtig, die Eltern bekommen einen Geburts- und einen Totenschein. Das Kind muss bestattet werden. In Deutschland kommen auf 1000 Schwangerschaften drei bis vier Kinder tot zur Welt. Fehlbildungen lebenswichtiger Organe, Genschäden, schwere Krankheiten, Probleme mit der Nabelschnur sind häufige Ursachen. Aber auch, wenn die Mutter starkem Stress ausgesetzt ist, durch Krieg oder Flucht, kann das für das Baby im Bauch tödlich sein.
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