Interview

"Lieber stark statt dünn": Was Monica Meier-Ivancan über das Altern sagt

Das frühere Model Monica Meier-Ivancan rückt Frauen ab 40 in den Fokus. Wie es ihr in dieser Lebensphase geht und wie sie übers Alter(n) denkt. Die AZ hat mit der ehemaligen "Das Model und der Freak"-Moderatorin gesprochen.
von  Rosemarie Vielreicher
Monica Meier-Ivancan.
Monica Meier-Ivancan. © imago

AZ: Frau Meier-Ivancan, in Ihrem neuen Buch "Shine on" (Strahle weiter; d. Red.) steht, Sie möchten nicht mehr 25 sein. Warum?
Monica Meier-Ivancan:
Ich finde mein Leben, wie es jetzt ist, schön - deswegen möchte ich nicht mehr tauschen. Ich habe gute Gedanken, ich führe gute Beziehungen mit Freunden und in der Partnerschaft. Ich freue mich, dass ich jetzt 47 und gesund bin. Ich habe auch keine Angst vorm Älterwerden und bin gespannt, was die Zukunft bringt.

Wie haben Sie sich mit Mitte 20 vorgestellt, wie es mit Ü40 sein wird - und wie ist es nun wirklich?

Ich habe mit Mitte 20 gemodelt. Das Narrativ vor 20 Jahren lautete häufig: "Ab 30 bist du weg vom Fenster." Man müsse schauen, dass man bis dahin verheiratet sei und Kinder habe. Das habe ich damals als Druck verspürt. Heute würde ich jemandem mit 25 sagen: Das ist Quatsch! Genieße die Zeit, wie sie ist.

"Schon ab 40 gibt es hormonelle Veränderungen"

Sie haben einen Ratgeber explizit für Frauen ab 40 veröffentlicht. Es geht um Selfcare, also um Selbstfürsorge. Warum ist das aus Ihrer Sicht in dieser Lebensphase wichtig?

Die Wechseljahre waren für mich früher schlicht: Die Periode ist weg. Aber schon ab 40 gibt es hormonelle Veränderungen. Ich finde es wichtig, dass man darüber Bescheid weiß, was in seinem Körper passiert. Dann kann man sich besser darauf einstellen und nachvollziehen, worauf etwas zurückzuführen ist, etwa bei depressiver Stimmung. Wissen ist Macht.

Welche Chancen hat diese Zeit für Sie gebracht?
Ich bin viel gelassener. Ich weiß, dass ich nichts mehr muss, auch keinen Erwartungen entsprechen. Ich bin meine Priorität, die Nummer Eins - ohne ein schlechtes Gefühl. Denn es hat nichts mit Egoismus zu tun, wenn ich mal einen Tag allein Wellness machen will oder mich mit Freunden treffe. Ich kenne das von meiner Mutter anders, sie hat immer alles nur für uns getan. Das finde ich schade, ich hätte mir als Kind gewünscht, dass sie sich mehr Zeit für sich genommen hätte.

Was machen Sie zum Beispiel für sich?
Neue Dinge ausprobieren! Das tut meinem Gehirn richtig gut und stimmt mich fröhlich und kreativ. Gerade auch Dinge, die bisher so gar nicht auf der To-do-Liste standen. Ich habe zum Beispiel kürzlich mit meinem Neffen Eisbaden ausprobiert. Danach verspürt man einen Endorphin-Kick.

"Die Gedanken formen den ganzen Tag"

Sie gliedern die Selbstfürsorge in Mindset und Körper. Was ist bei Ersterem wichtig?
Die Gedanken formen den ganzen Tag. Wenn der Morgen schon mit negativen Gedanken beginnt wie: Die Semmel ist hart, die Marmelade war schon mal besser, das Wetter ist schlecht und so weiter... Eine andere Sicht auf die Dinge wäre: Das Wetter ist heute nicht gut, aber dann kann ich schön drinnen etwas machen oder ins Museum gehen. Und die Semmel war schon mal besser - vielleicht backe ich einfach mal selbst. Es gibt Menschen, die immer Negatives im Kopf haben. Ich habe gelernt, dass man das selbst steuern und daran arbeiten kann. Statt sich am Negativen abzuarbeiten, kann man sich überlegen, wie man selbst etwas ändern kann.

Neigen vor allem Frauen dazu, negativ etwa über ihren Körper und ihr Alter zu denken?
Wir Frauen sind hier von Bildern in den Medien geprägt. Ich will dagegen weitergeben: Ich möchte einen gesunden Körper haben, der gut funktioniert - und nicht nur nach der Optik schauen. Ein gesunder Körper muss nicht ganz dünn sein. Ich möchte lieber stark statt dünn sein. Es braucht dafür mehr Vorbilder.

Zum Körper: Wie halten Sie sich denn fit und gesund?
Ich würde nicht mehr Kalorien zählen und auch nicht mehr hungern. Ich achte darauf, dass ich nährstoffreich esse.

"Mehr Krafttraining"

Aber Sie machen auch Sport?
Ich mache mittlerweile weniger Sport als früher, aber seit Mitte 40 mehr Krafttraining. Ich versuche, Muskeln zu erhalten und weiter aufzubauen, damit ich gesund älter werden kann.

Wie genau trainieren Sie?
Klassische Übungen mit Gewichten wie Ausfallschritt oder Kreuzheben. Dreimal die Woche, jeweils drei Mal acht bis zwölf Wiederholungen - wenn man die locker schafft, ist das Gewicht zu wenig. Ansonsten habe ich die Bewegung im Alltag mit meinen Kindern und unserem Hund Bruno. Ich bin viel im Wald unterwegs, so sammle ich täglich 7000 bis 12.000 Alltagsschritte. Ich liebe es, draußen zu sein. Auch wenn ich mal schlechte Laune habe oder genervt bin, gehe ich in den Wald. Handy aus - und den Kopf frei kriegen. Dann geht es mir automatisch wieder gut.

Sie verzichten auch zum Teil auf Social Media - und genauso auf Alkohol. Wie wirkt sich das aus?
Abends wird das Handy komplett weggelegt. Sonst bekomme ich eine Whatsapp-Nachricht und schwupps bin ich bei Social Media und lande bei Kim Kardashian und ihrem neuen Freund. Was habe ich denn mit denen zu tun? Abends möchte ich die Zeit lieber mit meiner Familie oder Freunden genießen.

Und Alkohol?
Mein Mann und ich trinken privat zu Hause nie Alkohol. Dieses Jahr haben wir auch auf Events darauf verzichtet. Wir kommen dadurch morgens gut aus dem Bett, haben viel Energie - das tut uns gut.

"Ich stehe dazu: Ich gebe Farbe drauf!"

Mit dem Alter kommen auch Fältchen und graue Haare. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe nur ein Problem mit grauen Haaren und das ist nicht die Farbe: Sie sind so störrisch und widerspenstig. Ich stehe dazu: Ich gebe Farbe drauf, dann werden sie gleich wieder geschmeidiger.

Und Fältchen?
Das ist von der Tagesform abhängig. Wenn ich Trockenheitsfältchen sehe, mache ich mir eine schöne Maske und kümmere mich um mich.

Empfinden Sie als Frau in der Öffentlichkeit Druck, schön aussehen zu müssen?
An manchen Tagen ja, an anderen nein. Ich sehe immer wieder Frauen, die sich nur in der Optik verlieren. Das ist nicht das, was zählt. Sondern der Charakter, ihr Lachen, ihr Wissen und mehr. Ein schönes, gesundes Aussehen ist schon förderlich, aber es muss mehr dahinter stecken. Wenn sich jemand den ganzen Tag mit seinem Aussehen beschäftigt und keine Substanz und gelebtes Leben dahinter ist, bringt es nichts. Für mich ist es das Schönste, wenn jemand von innen strahlt.

Gibt es Sprüche rund ums Alter, die Sie nicht mehr hören können?
Ich mag es gar nicht, wenn jemand sagt: "Die sieht für ihr Alter noch gut aus". Also entweder sieht jemand gut aus oder nicht.

Wie schauen Sie auf Ihren 50. Geburtstag in drei Jahren?
Ich plane nicht so weit im Voraus. Ich habe aber keine Angst vor der 50, der 60 oder auch nicht vor der 80. Ich möchte gesund älter werden. Darum arbeite ich jetzt an mir mit Krafttraining und dem Erlernen von Neuem für das Köpfchen. Dann heißt es vielleicht irgendwann von meinen Enkeln: Das ist eine coole Oma!

Monica Meier-Ivancan: "Shine on. Starker Körper, starke Seele - mit dem Selfcare-Programm für alle Frauen ab 40", ZS, 24,99 Euro.

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