Lieber normal als im Palast: Die himmlische Märtha

Norwegens Prinzessin Märtha Louise stellt ihr Buch über Schutzengel vor und sagt in der AZ, warum sie lieber „normal“ lebt als in einem Königspalast – und was ihr an München gefällt.
Obwohl die norwegische Prinzessin angeblich mit Engeln kommunizieren kann, sind ihr noch keine Flügel gewachsen — sie wirkt gar nicht abgehoben. Im AZ-Interview plaudert sie gutgelaunt über ihr Leben am Hof und die ungewöhnlichen Freunde.
AZ: Grüß Gott... – wie darf ich Sie denn ansprechen?
MÄRTHA LOUISE VON NORWEGEN: Sie können mich Prinzessin nennen, oder Hoheit, oder mich duzen. Ganz, wie Sie wollen.
Prinzessin, Sie sagen, Sie können Engel sehen. Wie sieht Ihr Schutzengel denn aus?
Mit 26 Jahren hatte ich den ersten Kontakt zu ihm. Da habe ich Rosenduft gerochen und eine überwältigende Liebe gespürt. Es war ein Gefühl, als hätte ich einen alten Freund wieder getroffen.
Aber woher wissen Sie, dass es ein Engel war?
Ich weiß es einfach. Man darf da nicht auf seinen Verstand hören, sondern auf sein Gefühl. Jeder hat einen Schutzengel – und für jeden sieht er anders aus. Manche sehen tatsächlich einen Engel, andere spüren einfach eine positive Energie. Der Engel kann sich auch in Form eines Lichtes oder einer Stimme zeigen. Schutzengel sind für alle da!
Auch für „Böse“?
Jeder hat einen. Doch es liegt an uns, ob wir Kontakt zu ihnen aufnehmen, oder es bleiben lassen.
Ihr Mann ist Schriftsteller, glaubt er auch an Engel?
Mein Mann unterstützt mich sehr bei allem was ich mache, ich rede auch viel mit ihm darüber. Wenn ich das nicht könnte, wäre es auch ok. Aber so ist es schöner.
An die Deutschen glaubt er ja nicht so. Er soll gesagt haben, dass wir nur zum Fußballspielen und Kriege führen gut seien…
Das kann ich mir nicht vorstellen, denn er ist sehr offen gegenüber allen Menschen, und steckt sie nicht in Schubladen!
Was werden Sie ihm über Deutschland erzählen?
Dass es sehr schön ist. Ich bin zum ersten Mal in München – und begeistert. Allein die vielen Wiesen und Parks. Schade, dass ich nur kurz hier bin.
Sie schreiben auch Kinderbücher und lesen öffentlich Märchen vor. Haben Sie ein Lieblingsmärchen?
Ich mag alle Märchen, sie sind voller Weisheit. Als Kind liebte ich Hänsel und Gretel. Wenn ich das jetzt meinen Kindern vorlese, denke ich oft: Das ist so schaurig, soll ich nicht was anderes aussuchen? Aber ich finde, Kinder müssen wissen, dass die Welt nicht nur gut ist. Durch Märchen lernen sie, vorsichtig zu sein.
Dürfen Ihre Kinder fernsehen?
In Norwegen gibt es eine halbstündige Sendung, die heißt ,Kinderfernsehen’. Das dürfen sie angucken..
In Ihrem Buch sind auch einige Rezepte. Hat Ihre Mutter, Königin Sonja von Norwegen, früher auch mal für Sie und Ihren Bruder gekocht?
Nein, dafür hatten wir Köche. Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir einmal zusammen Weihnachtsplätzchen gebacken haben.
Kochen Sie heute für ihre drei Kinder?
Ja, ich führe heute ein vollkommen normales Leben. Ich koche selbst, fahre meine Kinder in die Schule oder gehe einkaufen. Ich bin auch auch mit ganz normalen Menschen befreundet.
Haben Sie diese Normalität vermisst als Sie ein Kind waren?
Nein, denn ich hatte das ja. Mein Bruder Haakon und ich haben öffentliche Kindergärten und Schulen besucht. Ich lebte also beide Seiten, eine normale und die am Königshof.
Mochten Sie Ihre Prinzessinnen-Rolle?
Das wird wirklich sehr romantisiert! Auch eine Prinzessin durchlebt Höhen und Tiefen wie jeder andere Mensch. Kleine Mädchen träumen ja immer davon, Prinzessin zu sein. Ich habe immer davon geträumt, ein normales Leben zu führen. Zum Glück kann ich das heute.
Interview: Jennifer Köllen