Liebe auf den ersten Ton

Sängerin Bibi Johns (79) und ihr Partner, der Musiker Alex Racic (39), werden jetzt zusammen 120 Jahre alt. Doch der Altersunterschied ist für sienoch lange kein Thema. Im AZ-Interview sprechen sie über ihr Leben, ihre Liebe und ihre Lieder.
von  Abendzeitung
Wenn sie morgens vor ihm aufsteht, findet sie einen Liebesbrief von ihm, dem Nachtmenschen, vor: Bibi Johns und Alex Racic daheim in ihrem Schlafzimmer.
Wenn sie morgens vor ihm aufsteht, findet sie einen Liebesbrief von ihm, dem Nachtmenschen, vor: Bibi Johns und Alex Racic daheim in ihrem Schlafzimmer. © Anne Huneck

MÜNCHEN - Sängerin Bibi Johns (79) und ihr Partner, der Musiker Alex Racic (39), werden jetzt zusammen 120 Jahre alt. Doch der Altersunterschied ist für sienoch lange kein Thema. Im AZ-Interview sprechen sie über ihr Leben, ihre Liebe und ihre Lieder.

AZ: Frau Johns, Sie haben einen runden Geburtstag...

BIBI JOHNS: ... am 21. Alex hat drei Tage vorher. Er wird 40, ich zweimal 40. Ich sage es lieber so, weil 80, auch wenn’s nur eine Zahl ist, erschreckend klingt.

ALEX RACIC: Wir feiern den 120. Geburtstag

Vor zwölf Jahren haben Sie sich auf einer Kreuzfahrt kennengelernt. War’s Liebe auf den ersten Blick?

B.J.: Eher auf den ersten Ton. Ich war fasziniert von der sensiblen Art, mit der dieser blutjunge Pianist Liszt, Schumann und andere Klassiker spielte.

A.R.: Als ich bei der Probe hörte, wie Bibi „Et maintenant“ von Gilbert Bécaud sang, fand ich die zierliche Frau mit der wunderschönen Stimme einfach sensationell.

Sind Sie von da an zusammen geblieben?

B.J.: Eigentlich schon - auch wenn er zunächst nach Wien und ich nach München zurückgekehrt bin. Ich habe jeden Tag einen Liebesbrief von ihm bekommen, schöne, süße Briefe – obwohl sein Deutsch damals noch nicht so gut war. Poetische Briefe, von denen ich zuerst dachte, die hat er nicht selbst verfasst, die hat er irgendwo gelesen. Aber es waren Orginal-Texte.

A.R.: Briefe finde ich wichtig. Wenn Bibi vor mir aufsteht – ich bin ein Nachtmensch –, findet sie noch heute einen.

War der Altersunterschied anfangs ein Thema für Sie?

B. J.: Ich war zunächst etwas – sagen wir - vorsichtig. Aber Alex hat mich überzeugt.

A.R.: Für mich gab es keine Zweifel, dass sie die Frau für mich ist.

Sie, Frau Johns, waren mit dem Star-Regisseur Michael Pfleghar verheiratet, hatten nach ihm Partner.

B. J.: (verschmitzt): Ich bin 80.

Was hat Alex, was die anderen nicht hatten?

B.J.: Er ist romantisch, sehr, sehr aufmerksam und er ist – egal, wie viel er zu tun hat – immer für mich da. Das habe ich bis jetzt nicht gehabt. Und er sieht ja nicht schlecht aus.

Und Sie, Alex – hatten Sie große Liebe vor Bibi?

A.R.: Ich war nicht so offen für Beziehungen. Ich habe wie verrückt am Klavier geübt, Konzerte gegeben, mich in eine andere Richtung entwickelt als andere junge Leute. Wenn es Träume gab, sind sie mit Bibi mehrfach in Erfüllung gegangen.

Sprechen Sie oft über das, was Bibi früher gemacht hat – über ihre Auftritte mit Stars wie Tom Jones?

B.J.: Ich hatte ein aufregendes Leben. Aber ich hänge nicht an dem, was war.

A.R.: Die Namen aus der Unterhaltungsmusik habe ich alle nicht gekannt, auch Bibis nicht. Aber ich habe gleich erkannt, dass sie keine billigen Schlager singt. Und ich freue mich, wenn im Nachmittagsprogramm alte Filme von ihr laufen – wie unlängst ihr Lieblingsfilm „Wenn Frauen schwindeln". Da machen wir uns dann ein paar gemütliche Stunden.

Wie feiern Sie Ihre Geburtstage?

B.J.: Zu zweit in einem Ferienhotel an einem See, das genaue Ziel verraten wird nicht.

Und wie geht’s musikalisch weiter?

B.J.: Konzert-Termine habe ich zurzeit keine – ich würde auch nur hier in der Gegend gern auftreten. Reisen sind mir zu anstrengend.

Sie arbeiten mit drei Jazz-Musikern zusammen.

B.J.: Wir haben ein Programm mit Swing, einem Medley mit meinen alten Schlagern und Volksliedern. Es ist nur schwer, Engagements zu bekommen – die Technik und alles, was dazugehört, ist vielen zu kostspielig geworden. Manchmal denke ich daran, wieder zu Malen.

A.R.: Lieber nicht (er schmunzelt). Wenn Bibi malt, ist sie stunden- und tagelang für mich nicht zu erreichen, sperrt sich in ihrem Atelier ein. Das sind wir seit zwölf Jahren nicht mehr gewohnt.

Interview: Lotte Holetz

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