Leslie Mandoki: Was er am Sterbebett seines Vaters erfahren und gelernt hat
Berühmt wurde er Ende der 70er mit seinem Bart und der langen Mähne als Schlagzeuger und Sänger von Dschinghis Khan, seitdem ist im Leben von Leslie Mandoki (70) viel passiert. Der gebürtige Ungar und Wahl-Tutzinger arbeitete mit Joshua Kadison, Phil Collins, den No Angels, Jennifer Rush und Lionel Richie, aber auch mit Rapper Sido.
Und fast schon nebenbei gründete er vor 30 Jahren auch noch die Mandoki Soulmates, eine sehr erfolgreiche Progressive- und Jazz-Rock-Formation. Zum 30. Jubiläum spielen die sie fünf Konzerte in Deutschland. Beim Münchner Konzert am 3. September im Circus Krone werden auch Mandokis Starnberger-See-Nachbar Peter Maffay und Till Brönner die Bühne rocken. Die AZ sprach mit Leslie Mandoki über seinen fröhlichen Unruhestand.

AZ: Lieber Herr Mandoki, 30 Jahre gibt's nun Ihre Soulmates. Wie fühlt sich das an?
LESLIE MANDOKI: Ziemlich toll, aber auch verrückt. Schließlich fühle ich mich selbst wie 30.
Der Starnberger See schenkt Leslie Mandoki Inspiration
Wie das?
Ich fühle mich wirklich supergut, bin total fit, mir tut nix weh, ich war noch nie in meinem Leben beim Arzt, verdiene mit dem, was ich liebe, Geld, meine drei Traumkinder lieben mich und ich geh jeden Tag vor meiner Haustüre im paradiesischen See zwei Mal schwimmen.
Sind Sie heut auch schon abgetaucht?
Natürlich. Ich bin mit meinem Kanu in der Früh losgepaddelt zum Nordbad und hoch in mein Studio spaziert. Abends mach ich das nochmal, dann spring ich von meiner Badehütte ins Wasser. Wobei es im Winter wichtiger ist, Kanu zu fahren und zu schwimmen – das härtet richtig ab und ist ideal fürs Immunsystem. Wahrscheinlich war ich deshalb noch nie krank. Außerdem schenkt mir der See Inspiration.

Ist der See Ihr Jungbrunnen?
Absolut. Und dazu das Schlagzeugspielen, das ist wie Hochleistungssport. Ich hab zwar daheim ein Fitnessstudio, bräuchte es aber nicht. Ein Musikerleben ist physisch schon hart.
Flucht nach Deutschland: Leslie Mandoki fand Hilfe bei Klaus Doldinger und Udo Lindenberg
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich weiß es nicht. Vielleicht sind es die vielen prägenden Momente in meinem Leben. Dass mir damals nach meiner Flucht nach Deutschland – ich bin einer Diktatur aufgewachsen und musste viel überwinden – Klaus Doldinger in München sofort toll geholfen hat – und Udo Lindenberg. Glück ist, wenn dir das Schicksal erlaubt, dein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Und das haben Sie geschafft.
Mein Vater sagte mir auf seinem Sterbebett: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume. Das werde ich nie vergessen und an seine letzten Worte denke ich oft. So wie ich ihm davor schon versprochen habe, dass meine Kinder und Enkel nie in einem Land leben werden, wo es zensierte Zeitungen gibt.
Leslie Mandoki über seine Ankunft in Schwabing: "München war das Paradies für mich"
Fand es Ihr Vater gut, dass Sie Musiker geworden sind?
Und wie. Er hat mich sogar befeuert. Mit zwölf Jahren überlegte ich kurz, Maler zu werden. Doch er wusste um meine Musikleidenschaft. Er erkannte meine Begabung und sagte, eine Begabung sei auch eine Verpflichtung. Er hat mich regelrecht verdonnert, zu trommeln – aber ohne Zwang. Und er hat mich zum Wasserball damals angemeldet, damit ich Kameradschaft lerne. Doch in Budapest gab es fast keine Schwimmhallen mehr, der Krieg hat sie alle weggepustet.
Wie war Ihr Einleben nach der Flucht in München?
Ich habe mich schnell in diese Stadt und das Land verliebt. München war das Paradies für mich. Ich habe einen Integrationskurs gemacht, eine Wohnung in Schwabing gefunden – und gleichzeitig eine tiefe Bringschuld gespürt. Wenn ich schon die Chance bekomme, hier arbeiten zu dürfen, dann werde ich das auch bis zum Ende gerne tun.