Leihhaus in München: Käfers neuer Leih-Palast

Mit der Feinkost-Branche seiner Familie hat er nichts zu tun. Thomas Käfer ist Chef von Münchens größtem Leihhaus, das bewacht wird wie Fort Knox. Klar, hier lagern Millionen.
von  Kimberly Hoppe
Thomas Käfer und sein Leihhaus: Ein Rundgang in Bildern
Thomas Käfer und sein Leihhaus: Ein Rundgang in Bildern © Katharina Alt

Im Eingangsbereich lungert nun seit einer Stunde ein etwa 30-jähriger, ungepflegter Kerl herum. Schaut in alle Richtungen, sucht offenbar nach Videokameras. „Wir schließen!“, sagt Thomas Käfer schließlich durch das Panzerglas. Es ist 19 Uhr, doch der Typ will nicht gehen. „Freund kommt gleich – hat viel Gold dabei“, murmelt er nur. „Nix Freund, Feierabend!“, sagt Käfer nun etwas lauter. Der Typ geht schließlich, die blonde Mitarbeiterin neben Käfer atmet auf.

Die Welt in Käfers Leihhaus in der Bayerstraße ist ein bisschen anders. Wer hier einen Tag verbringt, erlebt gleich alles: Freud, Leid, Armut – und den Jubel über 150 Euro.

So viel haben die letzten Kunden dieses Tages, ein junges Pärchen, für ihren ein Jahr alten Flachbild-Fernseher bekommen. Die Frau weinte vor Freude.

Der Fernseher steht nun in einem Raum, der besser bestückt ist als die meisten Elektro-Märkte. Früher, in seinem alten Leihhaus, hätte Käfer das Gerät kaum mehr untergebracht, aber jetzt ist er mit seinem Leihhaus umgezogen und hat sich vergrößert. Auf 600 Quadratmetern lagern nun Computer, Laptops, Smartphones und viel, viel Schmuck. „Ich habe kein Leihhaus, ich habe einen Leih-Palast“, sagt Käfer und lacht sein lautes Lachen, das sich ein bisschen nach seinem Cousin Michael und seinem Onkel Gerd anhört, aber sehr viel lauter und schallender ist.

Er, der seit knapp 15 Jahren der Liebling der Armen ist, bezeichnet sich gern als schwarzes Schaf der Käfer-Familie. Warum er nicht, wie sein Cousin, in die Feinkost-Welt eingestiegen ist, können manche nicht begreifen.

Doch Thomas Käfer fasst es in seinem Lieblingssatz zusammen: „Mein Cousin bedient die oberen Zehntausend, aber ich bediene die unteren Hunderttausend.“

Trotzdem sorgt er in seinem neuen Palast auch für etwas mehr Glamour. So gibt es einen VIP-Raum, in dem Promis ungestört und vor allem ungesehen, ihre Sachen abgeben können. Gerade Schmuck wird oft verliehen und mitunter auch gar nicht mehr nach der gängigen Sechs-Monate-Leihzeit abgeholt.

Vier Tresore sind voller Gold und Diamanten. Jedes Teil wird in eine braune Tüte gesteckt. „Je teurer das Schmuckstück ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht mehr abgeholt wird“, erklärt Käfer. Wie das Diamant-Collier für 30000 Euro, das nun Anfang September versteigert werden muss.

Hin und wieder kommen auch Kriminelle, die über die Putzfrauen der Reichen an Schmuck gekommen sind. Aber mit solchen Leuten will Käfer nichts zu tun haben. „Die erkenne ich gleich und schicke sie weg.“

Verständlich, dass Käfer sich in seinem neuen Laden eine verdammt teure Sicherheitsschleuse geleistet hat. Auch sonst hat man das Gefühl, das Leihhaus wird bewacht wie Fort Knox. „Klar“, sagt Käfer. „Hier lagern schließlich Millionen. Aufpassen muss man schon.“

Jetzt möchte er noch schnell Essen gehen. Denn ein bisschen was mit der Gastro-Welt hat er doch am Hut: „Ich bin sehr gerne Gast.“

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