Interview

Kreisrunder Haarausfall: Münchner Ärztin erklärt Krankheit der "Bachelorette"

Sharon Battiste sucht in der RTL-Datingshow "Die Bachelorette" nach einer neuen Liebe. Was die Single-Männer bislang nicht wissen: Die 30-Jährige leidet an kreisrundem Haarausfall und trägt eine Perücke. Was genau steckt hinter der Krankheit Alopecia areata? Die AZ hat bei einer Dermatologin nachgefragt.
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Sophie Müller-Wiefel ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie
Sophie Müller-Wiefel ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie © ho

Wenn Haare plötzlich ausfallen, dann ist das besonders für viele Frauen ein Albtraum. Noch immer sind kahle Stellen auf dem Kopf ein Tabuthema. Die diesjährige "Bachelorette" will damit brechen und auf die Autoimmunerkrankung Alopecia areata aufmerksam machen.

Alopecia areata: Bachelorette Sharon Battiste trägt Glatze

Sharon Battiste wagt den Schritt und steht erstmals im TV zu ihrem langjährigen Leid. Seit ihrem achten Lebensjahr kämpft die heute 30-Jährige gegen Alopecia areata an. Jetzt will Sharon ihr Geheimnis nicht länger hüten und stolz ihre Glatze zeigen. Weil der kreisrunde Haarausfall zuletzt immer schlimmer wurde, griff die "Bachelorette" zum Rasierer. In den ersten Folgen der neuen Staffel trägt Sharon Battiste noch durchgehend eine Perücke.

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AZ-Interview mit Dermatologin Sophie Müller-Wiefel

Was steckt hinter kreisrundem Haarausfall? Welche Ursachen hat Alopecia areata? Wie sieht die Behandlung aus? Und wie gut sind Baricitinib-Tabletten? Das wollte die AZ von Fachärztin Sophie Müller-Wiefel wissen. Die 39-Jährige arbeitet in der Dermatologie am Sendlinger Tor.

AZ: Liebe Frau Müller-Wiefel, an welcher Stelle fallen die Haare am häufigsten aus?
SOPHIE MÜLLER-WIEFEL: Der gesamte Körper kann betroffen sein. Auch Wimpern und Augenbrauen können ausfallen. Wenn rundliche, haarlose Areale am Körper entstehen, muss man untersuchen, ob es sich um Alopecia areata handelt. Am häufigsten ist aber der Ober- und Hinterkopf betroffen.

Kreisrunder Haarausfall: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen

Wie viele Deutsche leiden unter kreisrundem Haarausfall?
Man geht davon aus, dass ein bis zwei Prozent der Bevölkerung darunter leiden, also ungefähr 1,5 Millionen Deutsche. Frauen und Männer sind übrigens gleichermaßen davon betroffen.

Was sind die ersten Anzeichen und Symptome?
Es ist der klassische Haarausfall und nicht unbedingt ein Juckreiz. Häufig entdeckt man kahle Stellen nach dem Duschen oder beim Friseur.

Alopecia areata: Bei der Hälfte wachsen Haare auch ohne Behandlung nach

Was raten Sie betroffenen Patienten?
Verfallen Sie nicht in Panik und googlen Sie nicht! Bei circa 50 Prozent wachsen die Haare auch ohne Behandlung innerhalb eines Jahres wieder nach.

Was sind die Ursachen?
Alopecia areata ist eine Form der Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem wehrt sich gegen den eigenen Körper – konkret gegen die Haarfollikel. Warum das so ist, ist noch nicht endgültig erforscht. Die Genetik spielt eine große Rolle, aber auch andere Faktoren wie Umwelteinflüsse oder (emotionaler) Stress können kreisrunden Haarausfall auslösen.

Was kann man tun? Cortison-Creme dämmt Entzündung ein

Wie sieht die Behandlung aus?
Alopecia areata verläuft oftmals in Schüben, dazwischen können Jahre liegen. Die Erkrankung ist chronisch. Kreisrunder Haarausfall ist nicht heilbar, aber behandelbar. Schilddrüsenwerte sowie Zink und der Vitamin-D-Spiegel sollten kontrolliert werden. Man kann die betroffenen Areale mit Cortison eincremen, um die Entzündung einzudämmen.

Wirkstoff Baricitinib mit Nebenwirkungen

Seit ein paar Wochen liest man auch von Baricitinib-Tabletten.
In den USA ist das Medikament mit dem Wirkstoff Baricitinib schon zugelassen. Studien hatten gezeigt, dass bei Einnahme die Haare wieder nachwachsen. Aber es gibt Nebenwirkungen: Das Immunsystem fährt nach unten, Viren können reaktiviert werden; Herpes und Gürtelrose können daher häufiger ausbrechen. Wenn die Patientin oder der Patient sehr stark psychisch unter den kahlen Stellen leidet, muss eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Die regelmäßige Kontrolle des Bluts ist unabdingbar.

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