Kranke TV-Ärztin Antje-Katrin Kühnemann feiert runden Geburtstag: Es wird ihr letztes Fest
Sie ist Deutschlands berühmteste TV-Ärztin, doch in Wahrheit könnte sie eine Superheldin sein – ausgestattet mit magischen Kräften. Mit 20 Jahren wurde Antje-Katrin Kühnemann neben ihrem Medizinstudium an der LMU die jüngste deutsche Fernsehansagerin beim Studienprogramm des Bayerischen Rundfunks. Der Start einer langen und erfolgreichen Fernsehkarriere.
34 Jahre lang war sie das Gesicht von "Die Sprechstunde" (BR Fernsehen) und gab unendlich vielen Menschen gesundheitliche Ratschläge. Am Samstag wird Kühnemann 80 – und hat nun selbst gesundheitlich stark zu kämpfen. Vor 15 Jahren erkrankte sie an Brustkrebs, bis heute hat sie über 40 Operationen gehabt (acht Eingriffe an den Füßen, vier an der Hand, sieben am Rücken, 17 an der Brust). In der AZ spricht die Stehauffrau über ihr Leben, Lieben und Leiden.

Kühnemann: "Mir geht es gar nicht gut"
AZ: Liebe Frau Kühnemann, die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen?
ANTJE-KATRIN KÜHNEMANN: Ach, du meine Güte. Fragen Sie lieber nicht. Ich möchte die Menschen nicht langweilen, indem ich über meine Krankheiten rede. Mir geht es gar nicht gut – dank meiner lieben Kollegen. Aber, mei, so ist es eben, ich will nicht jammern.
Jetzt werden Sie 80. Bedeutet Ihnen die Zahl etwas?
Ich werde zwei Mal 40. Ich denk darüber aber sonst überhaupt nicht nach. Es ist wichtig, wie man sich fühlt. Nicht, wie alt man ist. Das Alter ist mir egal. Ich bin nach wie vor dauernd für andere da. Aufstehen, arbeiten, umfallen, schlafen. So war das schon immer bei mir, so ist es auch heute.
Das Gegenteil vom Ruhestand.
Ich weiß gar nicht, was das sein soll. Langeweile kenne ich nicht. Zeit hab ich selten. Ich helfe dem Sohn meines Mannes in der Firma, bin viel unterwegs, engagiere mich sehr für den VFBB, den Verein zur Förderung und Behandlung Brandverletzer, den ich vor Jahrzehnten mitgegründet habe.
Gerade hat sie sich das Becken gebrochen und wurde an den Augen operiert
Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?
In St. Moritz mit zwölf lieben Freunden bei einem schönen Menü, das ich zusammengestellt habe. Ich muss nur schauen, dass ich auf dem Weg zu der Feier beim Überqueren der Straße nicht ausrutsche. Ich hab mir erst mein Becken gebrochen, das brauche ich nicht nochmal. Auf jeden Fall wird es mein letztes Fest. Ich habe diese runde Zahl erreicht, danach muss das nicht mehr sein.
"Ich kann erstaunlich viel aushalten"
Sind Sie als Ärztin auch eine gute Patientin?
Ich bin auf jeden Fall hart im Nehmen, vielleicht härter als andere. Ich kann schon erstaunlich viel aushalten. Das Schlimmste ist, dass ich selbst kaum mehr aufstehen kann, dass ich kaum mehr Kraft habe und auf die Hilfe anderer angewiesen bin. Dazu habe ich gerade große Augenprobleme, mein Lidschluss ist nicht in Ordnung. Nachts gehen die Lider nicht zu. Lange habe ich überlegt, ob ich mich operieren lasse.
Augenlider von Antje-Katrin Kühnemann gehen nicht mehr zu
Und?
Dann war es so schlimm, dass ich im Januar doch eine OP gemacht habe in einem fürchterlichen kleinen Ort fünf Stunden entfernt von München. Da gab es in den Zimmern nicht mal einen Notfallknopf. Wäre ich nachts gestürzt, hätte es niemand mitgekriegt und ich wäre dort gestorben.
"Ich muss weiterleben, weil der Teufel die Konkurrenz fürchtet"
Zum Glück ist das nicht passiert.
Bei mir gilt wohl der Spruch: Ich muss weiterleben, weil der Teufel die Konkurrenz fürchtet. Anders ist es nicht zu erklären, dass ich noch am Leben bin. Eigentlich kann das gar nicht wahr sein.
Vielleicht sind Sie einfach außergewöhnlich stark.
Ich möchte nur meinen Mann wiedersehen. Mich selbst umzubringen, kommt nicht infrage, weil ich mich nicht versündigen will.

"Ich freue mich auf das Wiedersehen mit meinem Mann"
Ihr Mann, der große Unternehmer Jörg Gühring, ist vor vier Jahren gestorben. Hilft Ihnen die Kraft der Liebe?
Ich spreche jeden Tag mit ihm, begrüße ihn morgens, wünsche ihm abends eine gute Nacht. Natürlich vermisse ich ihn jeden Tag. Ich bin von ihm so, so, so unendlich geliebt worden. Ja, die Liebe bleibt. Wo ich auch hinschaue, sehe ich ihn. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihm und habe die Hoffnung, dass sich nach meinem Tod unsere Energien wiedertreffen. Dass sie nicht verlorengehen. Daran glaube ich fest.
"Testament und so weiter – ich habe alles geregelt"
Haben Sie sich auf den Tod vorbereitet?
Ja. Ich habe alles geregelt. Testament und so weiter. Das ist auch eine Beruhigung für mich, zu wissen, dass ich kein Chaos hinterlasse.
Ihr Geburtstagswunsch?
Dass mir bitte niemand etwas schenkt. Vor allem: keine Blumen. Die kann ich wirklich nicht mehr schleppen.