Klarer Dreisatz-Sieg

Erst Dubai, jetzt München - Trotz Trennung ist Boris Becker fleißiger Gala-Besucher. Beim Laureus Medien Preis lächelt er viel. Und schweigt.
von  Abendzeitung
Farbenfrohes Spektakel: Boris Becker mit Moderatorin Andrea Kaiser und zwei Tänzerinnen.
Farbenfrohes Spektakel: Boris Becker mit Moderatorin Andrea Kaiser und zwei Tänzerinnen. © Klaus Primke

Erst Dubai, jetzt München - Trotz Trennung ist Boris Becker fleißiger Gala-Besucher. Beim Laureus Medien Preis lächelt er viel. Und schweigt.

Stimmt, hätte man vor lauter Aufregung fast vergessen: Es werden auch Preise vergeben. Später am Abend, im Spiegelzelt an der Friedenheimer Brücke, in dem sonst Giovane Elber’s Dinnershow gastiert, heute aber 400 Gäste zum Laureus Medien Preis angereist sind – und es doch nur um Boris Becker geht.

Kurz nach acht steht Klaus Gronewald auf der Bühne, erzählt, dass die Laureus-Stiftung Kindern überall auf der Welt hilft, betont, wie wichtig es sei, dass diese Idee von Journalisten „in die Welt getragen wird“. Und dann schwärmt er. „Ich kann mich noch gut an den 7. Juli 1985 erinnern, als ich vor dem Fernseher saß und mit jedem Punkt von Dir, Boris, mitgejubelt habe.“ Da geht ein leises Raunen durch das Zelt. Boris lächelt in sich hinein. Das erste Mal an diesem Abend. Er weiß, er hat es geschafft.

Das Gefühl, er trauert dem Court hinterher

Der 17-Jährige Boris von damals ist heute der 41-Jährige Boris, er sitzt an einem geschmückten Tisch, seine Pupillen hüpfen von links nach rechts, als folgten sie einen übers Netz flitzenden Filzball. Becker ist kein Tennisspieler mehr, aber was er jetzt ist, ist schwer zu sagen. Manchmal hat man das Gefühl, er trauert der Zeit auf dem Court hinterher, als ein Ass die ultimative Antwort auf alle Fragen war.

Im Leben aber gibt es keine Möglichkeit, mit einer Aktion alles zu erklären. Jeder Ball wird retourniert, jede Antwort ermöglicht eine Frage. Wenn also dieser Abend ein Spiel wäre, dann wäre er ein langes, kraftzehrendes Match. Am Ende muss man sagen: Er hat gewonnen. Ein klarer Dreisatz-Sieg für Becker.

Becker lächelt. Und schweigt.

Von Anfang an. Punkt neunzehn Uhr tritt der Tennisstar a. D. aus dem Fond einer Limousine. An seiner Seite Sarah Wiener. Langsam schreitet Becker auf eine Wand aus Mikrofonen, Kameras, Fotoapparaten zu. Um ihn herum ein Kreischen und Schreien, Fragen werden spitz wie Pfeile abgeschossen, Becker lächelt einfach nur. Und schweigt. Und lächelt. Und schweigt.

Die Damen vom Fernsehen werden nervös, Herr Becker, wollen Sie denn heute gar nichts sagen? Doch. Becker will. Nur eben nicht das, was alle gerne hören möchten. Also wie das jetzt ist mit ihm und Sandy und der SMS und Lilly und wie es ihm jetzt nach der Trennung geht und was er nun tun möchte. Verrät er nicht. „Herr Becker, Sie sind ja allein da!“ - „Sieht man ja.“ „Herr Becker, welche Vorsätze haben Sie fürs nächste Jahr?“ - „Das würde den Rahmen hier sprengen.“ „Herr Becker, wie war das Jahr?“ – „Es gibt im Leben immer Aufs und Abs.“

So geht das in einem fort, Becker ist nicht zu bezwingen. Er findet, dass man sich für Silvester oft zu viel vornimmt, er deutet an, dass er Weihnachten wohl mit seinen Söhnen verbringt, er stellt klar, dass er gerne Anzüge trägt. Er zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, er scheucht die Reporter von einer Ecke in die andere, so, wie er es in seinen besten Zeiten mit Ivan Lendl tat.

Irgendwann hat er genug gespielt

Irgendwann hat er genug gespielt, da setzt er sich in Bewegung, läuft mit langen Schritten zu seinem Tisch im Spiegelzelt, dorthin, wo Vitali Klitschko und Edwin Moses, wo Lothar Matthäus und Giovane Elber, wo Arthur Abraham und Uschi Glas schon auf ihn warten. Dorthin, wo gleich der Journalisten Dietmar Kreft und das Model Eva Padberg mit Sonderpreisen ausgezeichnet werden.

Denn, das hätte man vor lauter Aufregung ja fast vergessen: Es wurden auch Preise vergeben.

Jan Chaberny

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