Kaviar Gauche: Party-Marathon im Szene-Viertel
MÜNCHEN - Vor einigen Jahren gab es Einladungen für Partys in meinem Viertel nur höchst selten. Und wenn, dann feierte irgendeine WG einen Aus- oder Zuzug bei warmem Weißwein und kalten Fleischpflanzerln. Diese Zeiten sind längst vorbei.
Das Glockenbach- wird immer mehr zum Glamour-Viertel. Neben Luxussanierungen ziehen nun die Luxus-Labels her.
Für Dienstagabend flatterten zwei Einladungen auf meinen Tisch. Die Absender: Swarovski und Kaviar Gauche.
Der Location-Abstand betrug zu Fuß (mit Absätzen!) gerade mal drei Minuten. Ist schaffbar, also nix wie hin.
In den Goldberg-Studios in der Baustellen-, pardon: Müllerstraße lud die Funkel-Firma zur Besichtigung der neuen Kollektion. Neben Szene-Fashionistas wurden Prosecco, Kürbissüppchen und Sepia-Risotto aufgetischt. Die Preise zu den Swarovski-Stücken wurden natürlich nicht serviert.
Weiter zu Kaviar Gauche, der Berliner Geheimtipp-Marke, die nun also neben dem Keller-Club Paradiso, einen Steinwurf vom entstehenden Edel-Wohn-Turm The Seven, eröffnete.
„Gauche Kaviar“ nannte man den französischen Jet-Set, der mit der 68er-Revolution kokettierte. Revoluzzer sind die Designerinnen Alexandra Fischer-Roehler und Johanna Kühl deshalb nicht. Sie entwerfen Mode für selbstbewusste, glamouröse und moderne Frauen.
Frauen wie Schauspielerin Marie Bäumer, die Fan der ersten Stunde ist und im Shop vorbeischaute: „Ich liebe Kleidung, die klar ist. Ohne viel Schnickschnack.“ Das einzige Must Have, das ihr noch fehlt: „Der Frühling! Ich warte echt sehnsüchtig auf das passende Wetter für meine Klamotten.“
Bei Champagner zu champagnerfarbenen Wänden und Mini-Kaviar-Häppchen amüsierten sich die Menschen, die sonst eher auf der Maximilianstraße anzutreffen sind.
Hingucker im Laden: eine Baumskulptur aus Edelstahl. Statt Blättern hängen Couture-Kleider an den Ästen. Die Frauen müssen einfach nur zugreifen.
Als ich das Schampus-Schlaraffenland verlasse, komme ich an der Galerie Heitsch vorbei. Ein kunterbuntes Werk mit einer klaren Botschaft springt sofort ins Auge: „Fuck The Poor“. Ich Freude mich auf die nächste Einladung zu einer WG-Party. Wie früher.