Kaufmann-Sohn Dave: Seine schlimme Lebensbeichte

MÜNCHEN - Heroin, Selbstmorde vieler Freunde, Krebstod der Mutter und jahrelange Funkstille mit dem berühmten Vater – Dave Kaufmann, der Fensterputzer aus Perlach spricht in der AZ über seine Vergangenheit.
Zwei T-Shirts wird er am Samstag mit Angst-Schweiß vollschwitzen, um dann ein Millionen-Publikum beim Finale vom RTL-„Supertalent“ mit Frank Sinatras „White Christmas“ zu begeistern und berühren – doch was kaum jemand ahnt: Dave Kaufmann (40), der große, kernige Münchner, der es aus knapp 40.000 Bewerbern unter die letzten Zwölf schaffte, hat eine harte Vergangenheit hinter sich.
Was er Juror Dieter Bohlen in einer der vergangenen Sendungen kurz andeutete, ist schlimmer, als sich das seine Fans vorstellen können.
In der AZ spricht Dave Kaufmann über sein Leben und Leiden – zwischen Drogen, Tod der Mutter und der jahrelangen Funkstille mit dem berühmten Vater Günther Kaufmann (62, „Wickie und die starken Männer“), der wegen Erpressung mit Todesfolge an seinem Steuerberater zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde, bis sich das Geständnis als falsch erwies und er nach rund zweieinhalb Jahren entlassen wurde.
Das Drama des Kaufmann-Sohnes begann, als er 17 war. Seine geliebte Mutter starb an Krebs, zu seinem Vater hatte er damals null Kontakt. Der AZ sagt er: „Mein Vater und ich lebten unsere Leben. Doch plötzlich war ich ganz allein – mitten in einer sozial schwachen Gegend. In Perlach wurde es dann Mode, Heroin zu rauchen. Offen auf der Straße. Ich habe alle meine Freunde als Drogen-Opfer zugrunde gehen sehen.“
Ein Freund sprang von einem Hochhaus in den Tod, ein anderer setzte sich den goldenen Schuss – und eine gute Freundin hängte sich auf. Daves persönliche Rettung war der Sport. „Um den Bolzplatz herum haben alle Drogen genommen – doch ich spielte lieber Fußball“, erzählt er. „Ohne den Sport würde ich nicht mehr leben.“
Er machte eine Lehre, bis heute arbeitet er als Fensterputzer. „Andere können langsam erwachsen werden, ich musste das im Schnell-Durchlauf hinkriegen.“
Gerade als der Kontakt zum Vater besser wurde, musste der ins Gefängnis. Dave stand kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nur der Humor konnte ihn retten – und die Musik.
Deshalb sieht er das „Supertalent“ als größtes Weihnachtsgeschenk. „Mein Vater sieht mich jetzt mit anderen Augen“, so Dave. „Er ist endlich stolz auf mich. Und ich habe das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.“
Kimberly Hoppe