Katja Riemann: "Woher kommt dieser Hass?"

München - Katja Riemann (51, "Die abhandene Welt") wird ab nächster Woche in der Fortsetzung der Erfolgskomödie "Fack ju Göhte" im Kino zu sehen sein. Während der Film mit Elyas M'Barek (33) in der Hauptrolle wieder für viele politisch unkorrekte Lacher sorgen wird, ist Riemann beim Blick auf die aktuelle Flüchtlingspolitik und dem Hass gegenüber notleidenden Menschen das Lachen im Halse stecken geblieben. Im Interview mit der "Welt am Sonntag" stellt sich die Schauspielerin einige Fragen zu diesem Thema.
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"Ich frage mich immer wieder: Woher kommt dieser Hass Menschen gegenüber, die vor Krieg und Gewalt fliehen? Diese ganzen Shitstorms, die anonym gepostet werden, Freude erregt wie bei einer Massenerschießung, bei der sich am Ende nicht mehr feststellen lässt, wer den Todesschuss abgegeben hat. Ist das nur Angst vor dem Unbekannten? Woher kommt dieses Bedürfnis, immer nach einem Schuldigen zu suchen, wenn man mit der eigenen Lebenssituation unzufrieden ist?" Fragen, die sich in der Tat nicht so einfach beantworten lassen.
Und noch etwas anderes macht Riemann zu schaffen. Dass der Hass aus dem Netz, auch in der Realität in Gewalt umschlägt. Das mache sie "komplett ratlos, weil ich nicht weiß, woher das kommt, wenn man in einem Land lebt, das so sehr mit Frieden, Freiheit, Demokratie und Wohlstand gesegnet ist", so die Schauspielerin. Auch diese Frage plagt sie: "Woher kommt dieses Nicht-teilen-Wollen? Ist das deutsch oder ist das Mensch?"
"Flüchtlinge sind in Deutschland willkommen"
Auch könne sie die Flüchtlings-Politik einiger europäischer Nachbarländer nicht nachvollziehen. "In Ungarn, Calais [Frankreich], Melilla [Spanien] ziehen sie Zäune gegen Flüchtlinge hoch, England will gar keinen mehr ins Land lassen, will mit hohen Strafen für Lkw-Fahrer abschrecken und stärkt dadurch den Hass gegenüber den Flüchtlingen", gibt Riemann im Gespräch mit der Sonntagszeitung zu bedenken.
Zudem finde sie es gruselig, "dass Flüchtlinge bei uns immer in ehemalige Gefängnisse und Kasernen abgeschoben werden. An den Arsch unserer Welt." Klare Worte einer Frau, die Taten folgen lässt. Gemeinsam mit Amnesty International und Pro Asyl will sie einen Marsch organisieren, "um ein Zeichen zu setzen, dass Flüchtlinge hier willkommen sind, dass Deutschland realisiert, dass es zu einem Einwanderungsland geworden ist und dass die Willkommenskultur, die es ja überall in der Republik gibt und nur keine Schlagzeile ist, sich stärkt und entwickelt".