Katie Melua: "Ich bin immer bereit für Abenteuer"

London - Herzlichen Glückwunsch, Katie Melua! Nicht nur, dass die Britin mit georgischen Wurzeln gestern ihren 29. Geburtstag feiern konnte; sie veröffentlichte außerdem in Großbritannien ihr sechstes Studioalbum "Ketevan". In Deutschland erscheint es am Freitag. Warum sie die Platte nach ihrem georgischen Vornamen benannt hat, was sie an Deutschland liebt und was junge Künstler im Musikbusiness erwartet, erzählte Katie im Gespräch mit spot on news.
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Sie waren dieser Tage auf der IFA in Berlin und schon häufiger in Deutschland. Gibt es etwas, das Sie besonders mögen?
Katie Melua: Ich liebe die Weihnachtsmärkte, die lassen mein Herz schmelzen. Ich mache öfter Sightseeing in deutschen Städten, und ab und zu verlaufe ich mich dort. Einmal habe ich Leute nach dem Weg gefragt und die wollten dann zufällig auf mein Konzert. Ich mag generell, wie freundlich die Deutschen sind. Es ist immer schön hier zu sein. Gerade in Berlin, hier gibt es so großartige Mode. Was ich nicht so gut finde ist, dass ich kein Deutsch kann. Ich hätte gerne die Zeit, noch eine Sprache zu lernen, aber hab ich einfach nicht.
Wechseln wir mal das Land. Ihr neues Album heißt "Ketevan", so lautet auch Ihr kompletter georgischer Vorname. Was war der Hauptgrund, dass sie das Album so genannt haben?
Melua: Es gibt auf dem Album ein paar kleine Dinge, die auf die georgische Kultur hinweisen und mich dazu gebracht haben, es "Ketevan" zu nennen. Da gibt es unter anderem den Song "Love is a Silent Thief", das habe ich einem georgischen Regisseur, Sergej Parajanov gewidmet. Ich habe mich und auch mein Songwriting ein wenig weiterentwickelt. Im Song "Shiver and Shake" erwähne ich meine Zeit in Georgien.
Was macht das Album speziell?
Melua: Ich arbeitete einerseits wieder mit meinem Langzeit-Partner Mike Batt zusammen, außerdem haben wir seinen Sohn als Co-Produzenten dazugeholt. Er hat einen anderen Blickwinkel und Zugang in das Zusammenspiel zwischen mir und Mike reingebracht. Das Album bietet eine große Vielfalt, natürlich auch, weil ich wieder mehr Songs selbst schreibe. Wir haben versucht, die Essenz von Musik zu finden, auf dem Album finden sich sehr bewegende Melodien und Texte.
Ist es wichtig für Sie, verschiedene Musikstile auf Ihren Alben zu vereinen?
Melua: Nein, eigentlich überhaupt nicht! Das ist ja eigentlich etwas, was man versucht, zu vermeiden, weil man eine bestimmte Atmosphäre schaffen will. Aber wie es aussieht, kann ich es nicht ändern, das passiert einfach im Studio (lacht).
Sie sind seit etwas über einem Jahr verheiratet. Fließt Ihr Eheleben in ihre Songs ein? Was inspiriert Sie sonst?
Melua: Alles im Leben inspiriert mich. Verliebt sein, verheiratet sein - das ist eine starke Emotion und es ist wundervoll. Das fließt dann natürlich in meine Songs ein. Aber ich schreibe auch noch viel über zerbrochene Liebe. Gebrochene Herzen gibt es immer. Ich werde inspiriert vom Leben anderer, von anderen Songs, Filmen, Büchern. Tatsächlich hat mich auch eine Malerei zu einem "I Never Fall" inspiriert, die im Haus eines Freundes hing. Darauf war eine Person zu sehen, die sich mitten in der Luft befand, als ob sie fiel oder gesprungen war. Das brachte mich auf die Doppeldeutigkeit der englischen Sprache bei Wortspielen, wie eben bei dem Sprichwort "Falling in Love". Warum heißt es "Falling" - also fallen - und kein eher absichtlicher Akt. Daher heißt der Song "I Never Fall [I Just Jump]".
Sie haben bei der Feier zum 60. Thron-Jubiläum der Queen im Juli gesungen. Ihr größter Live-Auftritt?
Melua: Auf jeden Fall einer der besten. Es war unglaublich, absolut besonders. Ich glaub, der einzige Auftritt, der das getoppt hat, war, als ich mit Queen, von denen ich seit jeher ein großer Fan war, auf der Bühne stand und wir für Nelson Mandela gespielt haben. Auch das Unterwasser-Konzert 2006 war nicht von dieser Welt. Es ist schon unglaublich, da erhält man einen Anruf und das ganze klingt zwar etwas verrückt. Aber ich bin immer bereit für Abenteuer und denke, man sollte alles im Leben ausprobieren.
Sie sind sehr früh ins Musikbusiness gekommen. Beim ersten Album waren Sie 19. Hatten Sie schon immer den Plan, ins Musikerin zu werden?
Melua: Ich wollte schon immer Musik sehr nah sein, eigentlich seit ich mich zurückerinnern kann. Ich wusste aber nicht, ob ich Sängerin sein wollte, nicht einmal kurz bevor das Album aufgenommen wurde. Ich wollte singen und schreiben, aber ich wäre auch zufrieden gewesen, wenn ich nur bei einer Plattenfirma hätte arbeiten dürfen.
Wie war es, als junges Mädchen ins Musikgeschäft zu treten, mit der ganzen Aufmerksamkeit, die auf einen einprasselt? Wenn man sieht, wie viele andere junge Stars mit Problemen zu kämpfen haben...
Melua: Ja, es ist ziemlich verzwickt. Und merkwürdig, denn man hat eine gewisse Vorstellung, wie der Job aussehen könnte. Aber da geschehen dann ungewöhnliche und verrückte Dinge, wie das Reisen und die Interviews, und man lernt so viele Menschen kennen. Es passiert so viel, an das man überhaupt nicht denkt, bevor man mitten drin ist. All dies macht es ziemlich überwältigend. Aber ich glaube, ich bin damit ganz gut umgegangen. Und jetzt bin ich glücklich damit, dass ich da bin, wo ich bin und ich bereue absolut nichts.
Du bist erstmals im Fernsehen in einer Art Comedy-Casting-Show aufgetreten. Denkst du denn, dass Casting-Shows eine gute Möglichkeit für junge Künstler sind, sich zu präsentieren?
Melua: Die Shows bieten große Möglichkeiten. Ich denke, wenn man singen und im Unterhaltungsbereich tätig sein will, ist dies ein sehr schneller Weg, um dahin zu kommen. Ich glaube, es kommt darauf an, welche Art Künstler, welche Art von Musiker man sein will. Wenn man früh die Kontrolle haben möchte und selbst schreiben will, ist es wesentlich schwieriger und kniffliger. Aber wenn es dir Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten, und du ein Teamplayer bist, und singen willst und Dinge einfach halten willst, dann ist das ein großartiger Weg, den man nehmen kann.