Karl-Heinz Grasser: "Ja, er ist einfach zu schön"

Wien - Die Fähigkeit zu Schmäh und ätzendem Spott – das ist eine Eigenheit, die den Österreichern gerne nachgesagt wird. Jetzt liefern sie wieder einen Beweis ihres Könnens. Es geht um die Korruptionsvorwürfe gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (42). Seit Jahren ermitteln die Behörden, ohne dass es bisher zur Anklage kam. Und der smarte Politiker liefert in Interviews zusätzlichen Stoff für beißende Ironie.
„Ich habe alles offengelgt” ist zum Beispiel ein Grasser- Zitat, und das steht jetzt auf Unterhosen, die Österreichs Grüne für 15 Euro in ihrem Internershop vertreiben. Es gibt aber auch Slips mit den Aufdrucken „Unschuldsvermutung” oder „Wos woar mei Leistung?” Letzter Satz ist einem Polizei-Abhörprotokoll entnommen. Mit ihm antwortete ein vernommener Grasser-Freund auf die Frage, warum und wofür er eigentlich eine Provisionszahlung von 300000 Euro bekommen habe.
Mit der wortwörtlichen Lesung dieser Abhörprotokolle verschiedener Verwickelter füllten drei Kabarettisten in den vergangenen Tagen einen großen Uni-Saal und ernteten ein riesiges Medienecho.
Es gibt ein passendes Theaterstück zur „Unschuldsvermutung”, auf die sich der Schönling beruft und natürlich tummeln sich im Internet massenhaft Hohn und Spott.
Besonders witzig ist der Wettkampf um das originellste Filmplakat. Ein Vorschlag war „The big Swarovski” – in Anlehnung an die Grasser-Ehefrau, die Kristall-Erbin Fiona Swarovski, die amtlich inzwischen Fiona Pacifico Griffini-Grasser heißt – ein Name, den man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen muss. Sieger wurde aber „Die fabelhafte Welt der Amnesie”.
Fantasievoll auch die Einträge bei Facebook: „Ja, Karl-Heinz Grasser ist einfach zu schön” oder „Ich habe vor diesem stinkenden Furz mehr Respekt als vor Karl-Heinz Grasser” heißen zwei Seiten im sozialen Netzwerk oder „U-Haft für Karl-Heinz Grasser”– jeweils mit hunderten von Unterstützern.
Grasser selbst hat für die „Hetzkampagne” eine ganz eigene Erklärung, die er in einem Brief eines weiblichen Fans fand: „Sie sind für diese abscheuliche Neidgesellschaft zu jung als Finanzminister gewesen, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i ist, auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet”, liest er in einer ORF-Talkshow vor. Auf der Videoplattform youtube finden sich inzwischen zahlreiche Parodien der Szene.
Fiona Griffini-Grasser vergleicht das Schicksal ihres schönen Gatten gar mit dem Marilyn Monroes: „Es ist eine politische Verfolgung gegen ihn im Gange. Man hat ihn geliebt als Finanzminister, man hat ihn gelobt, jetzt zerstören sie ihn”, sagt sie der Zeitung „Österreich”.
Grasser, gegen den unter anderem wegen Steuerhinterziehung, möglicher Untreue und Amtsmissbrauch ermittelt wird, sieht sich als Verfolgter. In einem Interview kündigte er eine Beschwerde bei der Oberstaatsanwaltschaft beim Justizministerium und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an, wenn sein Verfahren nicht fair geführt werde.
Sein Satz „Es gilt die Unschuldsvermutung” – er gilt in Österreich bereits als Satz des Jahres.