Julia Dahmen und Viola Wedekind über ihre Fehlgeburten: "Den Schmerz zulassen"

Hinterm Mikrofon statt vor der Kamera: Erfolgsschauspielerin Julia Dahmen ("Marienhof", "Rote Rosen") ist die Stimme im neuen monatlichen Eltern-Podcast "Familie leben" des "Don Bosco Magazins", der Familienzeitschrift der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Julia Dahmen hat vier Kinder
Julia Dahmen ist Mutter von vier Kindern zwischen vier und 23 Jahren und kennt sich bestens aus mit den großen und kleinen Herausforderungen des Familienalltags. Patchwork-Familien, Integration oder Religion: In "Familie leben" wird authentisch über alles gesprochen, was Eltern bewegt.
"Auch über die Dinge, über die andere lieber schweigen", sagt Dahmen: "Es wäre schön, wenn wir mit unseren Themen möglichst viele Menschen erreichen. Denn in unserer Gesellschaft fühlen sich Familien häufig unter Druck gesetzt. Mütter und Väter unterliegen einem regelrechten Perfektionswahn und zerreißen sich oft zwischen Beruf und Kindererziehung."
Ihre Pilotfolge – mit ihrer Schauspielkollegin und langjährigen Freundin Viola Wedekind – behandelt das sensible Thema Fehlgeburt. Dies sei ja leider noch immer ein Tabuthema, obwohl viele Frauen die leidvolle Erfahrung durchmachen mussten. Wie auch die beiden 46-jährigen Podcast-Talkerinnen selbst.
Julia Dahmen hatte drei Fehlgeburten
Dahmen zur AZ: "Ich selbst habe drei Fehlgeburten in meinem Leben erlitten, zuletzt vor zwei Jahren. Da war ich in der elften Woche, als mein Arzt mir während der Untersuchung mitteilte, dass das Herz bereits aufgehört hatte zu schlagen. Das hat mich sehr getroffen. Um meine Trauer zu bewältigen, habe ich dem Kind einen Namen gegeben und einen kleinen Altar aufgebaut. So konnte ich das Schrecklichste, das einer werdenden Mutter passieren kann, irgendwie verarbeiten."
Nun will sie Mut machen. "Eine Fehlgeburt bleibt ein Leben lang ein Teil von dir. Ein Kind, das in dir gelebt hat, wird immer in deinem Herzen und in deiner Erinnerung weiterleben. Deshalb ist es ganz wichtig, darüber zu sprechen und den Schmerz zuzulassen, um ihn verarbeiten zu können", sagt Julia Dahmen.
Viola Wedekind: "Viele Frauen haben Traumatisches erlebt"
Viola Wedekind nickt. Sie sagt: "Sobald man öffentlich darüber spricht, kommen andere Frauen auf einen zu, erzählen ihre eigene Geschichte. Sehr viele Frauen haben beim Thema Kinderkriegen schon Traumatisches erlebt und sprudeln dabei fast über, weil sie so froh sind, sich mal öffnen zu können."
Dem TV-Star ("Sturm der Liebe", "Die Rosenheim-Cops") sei "vor allem die Selbstbestimmung der Frau das Allerwichtigste. Auch ich hatte mehrere Abgänge. Einen davon mit Anfang 20, in meiner ersten Ehe mit einem Thailänder, mit dem ich noch heute gut befreundet bin. Damals hatte ich einen dramatischen Hormonsturz", berichtet die Mutter eines vierjährigen Buben.
Wunschkaiserschnitt: Anfeindungen, weil keine natürliche Geburt
Und: "Bei Philos Geburt habe ich einen Wunschkaiserschnitt durchführen lassen, was teilweise auf komische Reaktionen gestoßen ist. Da muss man sich ein dickes Fell zulegen, wie auch gerade beim Mobbing auf Social Media mit Hass-Kommentaren und Geldgeboten, um mich und meinen Partner Sven Waasner auseinanderzubringen. Doch wir halten zusammen wie Pech und Schwefel."
Viola Wedekind: Für mich ist Entscheidungsfreiheit wichtig
Mit der AZ spricht Wedekind (macht gerade eine Vollzeitausbildung zur psychologischen Beraterin) auch über Abtreibung: "Ich stehe da offen dazu. Bei mir ging es unter anderem darum, dass das Kind mit einer schweren Behinderung zur Welt gekommen wäre. Mit meiner Entscheidung dagegen fühlte ich mich aber sehr alleingelassen – und obwohl eine Abtreibung unter bestimmten Umständen gesetzlich erlaubt ist, ist sie noch eine Grauzone."
Wedekind weiter: "Für mich ist Entscheidungsfreiheit enorm wichtig: Ein Kind großzuziehen ist eine Lebensaufgabe, man sollte niemanden dazu zwingen. Und auch dem ungewollten Kind gegenüber wäre dies unfair, es wird nie die Liebe und Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hat", findet sie. Einhelliges Fazit der beiden Schauspielerinnen: "Es gibt noch ganz viel Gesprächsbedarf, in der Gesellschaft und untereinander. Frauen sollten solidarischer, ehrlicher und toleranter zueinander sein."