Interview

Judith Williams über Frauenquote: "Ich war lange Zeit kein Freund davon"

Wenn es um die Beauty- und Kosmetik-Branche geht, dürfte es in Deutschland wohl kaum eine bessere Ansprechpartnerin geben als Judith Williams. Das hat sich wohl auch Motsi Mabuse gedacht und mit der Unternehmerin gemeinsame Sache gemacht. Die AZ hat "Die Höhle der Löwen"-Investorin bei einem exklusiven Dinner in München getroffen und mit ihr über Privatleben, Beauty und Botox geplaudert.
von  Sven Geißelhardt
Unternehmerin Judith Williams beim "lovemore"-Dinner von Motsi Mabuse.
Unternehmerin Judith Williams beim "lovemore"-Dinner von Motsi Mabuse. © Franziska Krug/Getty Images for HSE

Mit ihrer ersten eigenen Kosmetik-Linie "lovemore" will Motsi Mabuse nun auch außerhalb ihrer TV-Karriere durchstarten. Unterstützung erhält sie dabei von Unternehmerin Judith Williams. Die Münchnerin hat selbst ihre Karriere als Homeshopping-Queen bei HSE gestartet und sich inzwischen eine Karriere als Unternehmerin und Investorin bei "Die Höhle der Löwen" aufgebaut.

Wie geht die 51-Jährige mit dem Thema Alter um? Was hält sie von Botox und Besuchen beim Beauty-Doc? Und wie tickt sie eigentlich privat? Mit der AZ hat Judith Williams darüber gesprochen.

Judith Williams über München: "Es ist mein Zuhause"

AZ: Liebe Frau Williams, schön, in der Heimatstadt zu arbeiten oder sind Sie lieber auf Achse?
JUDITH WILLIAMS: München ist ja nicht nur meine Heimatstadt, es ist auch meine Geburtsstadt. Ich liebe München über alles, es ist mein Zuhause – auch als Amerikanerin, denn ich bin ja nicht Deutsch. Ich sage immer: Ich bin eine Baymerikanerin.

Mit "lovemore" arbeiten sie mit Motsi Mabuse zusammen. Wie kam es dazu?
Motsi kenne ich natürlich von "Let’s Dance" und hatte sie in meinem Podcast "Go Girl, Go" zu Gast. Sie ist eine tolle Frau, die viel erreicht hat. Wir sind auch weiterhin in Kontakt geblieben. In ihrer Tanzschule hatte Motsi ein tolles Programm zu "Women Empowerment" und hat mich eingeladen, dort eine Rede zu halten. Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme. Dort haben wir dann auch über Kosmetik gesprochen.

Das, was Motsi mit Tanzen macht, ist so ähnlich wie das, was man mit Kosmetik macht. Dabei geht es nicht so sehr um "Anti Aging", sondern vielmehr darum, sich um sich selbst zu kümmern, sich zu lieben und stolz sein Gesicht zu zeigen. Sie hat mir dann von Südafrika und den tollen Ingredienzien erzählt. Afrika hat ja einen immensen Reichtum an Wirkstoffen. Darauf sagte ich: Motsi, das hört sich an wie eine tolle Kosmetiklinie.

Braucht es für Judith Williams eine Frauenquote? "Sie ist unbedingt notwendig"

Motsi Mabuse macht ihre ersten Schritte in der Kosmetik-Industrie. Wie sieht Ihre Unterstützung aus?
Erstmal stelle ich ihr mein Team zur Verfügung, die Laboratorien, Wissenschaftler und so weiter. Ich gehe mit ihr Schritt für Schritt durch den ganzen Prozess. Wenn wir dann bei HSE den Verkauf starten, dann stehe ich ihr natürlich fachlich und als emotionale Unterstützung zur Seite.

"Ageless" statt "Anti-Aging" lautet das Motto. Wie gehen Sie mit dem Thema Älterwerden im TV-Business?
Gott sei Dank bricht dieses Tabu mittlerweile auf. Wir leben in einer Zeit der Diversität, was für mich nicht nur auf das Geschlecht begrenzt ist. Diversität sollte in allen Lebenslagen, somit auch beim Alter, zu sehen sein. "Ageless" finde ich einfach schön, denn wenn wir nach innen blicken, sieht man die Seele, den Spirit – und das ist zeitlos.

Hat sich die Branche in den letzten Jahren für Frauen gewandelt?
Die Branche ist Frauen gegenüber offener und achtsamer geworden. Das kann man allerdings nicht für jeden Bereich sagen, denn es gibt nach wie vor Krusten, die es aufzubrechen gilt. Man fällt sehr schnell wieder in eine Stereotypisierung zurück, was fast täglich passiert. Man hat aber ein gestärktes Bewusstsein, da genauso schnell wieder rauszukommen und Missstände direkt zu benennen. Die Wirtschaft verlangt es inzwischen durch die Quote, dass Frauen miteinbezogen werden. Ich war lange Zeit kein Freund der Quote, sage aber heute: Sie ist unbedingt, zumindest für eine gewisse Zeit, notwendig.

Judith Williams: "Die Zahlen von Männern beim Beauty-Doc sind genauso hoch wie bei Frauen"

Für ein jüngeres Aussehen gehen manche Kolleginnen auch zum Beauty-Doc. Wie stehen Sie zu Botox, Hyaluron und Co.?
Was ich sehr kritisch sehe, ist der Einfluss der sozialen Medien. Kein Gesicht ist mehr normal, was für junge Mädchen ein schlechtes Vorbild sein kann. Ich habe in meinem Beauty-Podcast viele Schönheits-Chirurgen und Dermatologen zu Gast, die sagen: "Was mich besorgt, ist die 16-Jährige, die sich die Lippen aufspritzen lässt."

Wenn es eine 60-Jährige ist, die sagt, sie fühle sich noch jung, sich aber an den Falten stört, dann finde ich es absolut legitim, dagegen etwas zu tun. Doch was die sozialen Medien mit den jungen Frauen tun, dagegen müssen wir aus der Beauty-Branche etwas tun und das auch offen ansprechen.

Finden Sie es eigentlich ungerecht, dass solche Fragen männlichen Kollegen nur sehr selten gestellt werden?
Ja, das finde ich sehr ungerecht, denn die Zahlen von Männern, die sich beim Beauty-Doc behandeln lassen, ist genauso hoch wie bei Frauen. Aber man will diese Diskussion meist auf die Frauen abwälzen, weil diese sich ja den ganzen Tag um ihre Schönheit sorgen. Doch das stimmt überhaupt nicht. Frauen machen sich teilweise in drei Minuten fertig, wo Männer, auch mein Ehemann, wesentlich länger brauchen können.

Seit 13 Staffeln sind Sie bei "Die Höhle der Löwen" dabei – auch 2024?
Es gibt dazu bereits Gedanken, aber nichts, was spruchreif wäre.

"Um meinen Hunger zu dämpfen": Judith Williams nutzt Nahrungsergänzungsmittel

Frau Williams, haben Sie eigentlich immer Hunger? Bei "Höhle der Löwen" geht bei Ihnen meist ein Strahlen auf, wenn Gründer mit Produkten aus dem Lebensmittelbereich aufschlagen.
(Lacht) Ja, ich freue mich immer, wenn es etwas zu essen gibt. Ich liebe Essen, das muss ich wirklich sagen. Wenn ich eine Woche Zeit hätte, würde ich einen Sternekoch gerne wie eine Küchenschabe begleiten. Ich finde, das Kochen ist eine der schönsten Künste und Freuden, die man einem anderen Menschen bereiten kann. Ich scheine jedoch nicht ganz so talentiert zu sein, trotzdem liebe ich Essen. Ich werde immer gefragt, wie ich meine Figur halten kann. Ich arbeite sehr viel mit Nahrungsergänzung und nehme gewisse Eiweiße zu mir, um meinen Hunger zu dämpfen. Deshalb investiere ich in Startups wie "Bitterliebe".

Welchen Tipp haben Sie für potenzielle Gründer, die Sie als Investorin gewinnen wollen?
Ich würde sagen: Sei dir im Klaren, warum du gründen möchtest. Wenn dein einziger Beweggrund Geld ist, dann ist mir das zu wenig. Nach meiner Erfahrung ist Geld ein Nebenprodukt, wenn du dein Bestes gibst und deine Firma klug aufbaust. Für nichts in meinem Leben war Geld ein Beweggrund. Zu gründen heißt, Verantwortung für die Gesellschaft und das Umfeld zu übernehmen. Man sollte ein Produkt schaffen, das auch in zehn Jahren noch relevant ist und nicht auf dem Wühltisch landet. Ich hasse Wegwerfprodukte und liebe alles, was wertig und eine Marke ist.

So tickt Judith Williams privat

Wie tickt Judith Williams eigentlich privat? Wie sieht ihr Alltag abseits der Öffentlichkeit mit Ehemann und Töchtern aus?
Ich hoffe, ich bin ein lustiger Mensch, denn ich lache sehr gerne. Und ich backe gerne, dafür bekommt die freiwillige Feuerwehr eine große Spende, weil sie oft zu mir nach Hause kommen müssen. Mir verbrennen oft Dinge im Backofen (lacht). Ich liebe die Natur und gehe wahnsinnig gerne spazieren. Ich bin ein absoluter Familienmensch, das ist für mich das allerwichtigste, dafür lasse ich alles stehen und liegen.

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