Jenny Elvers: Einmal durch die Hölle und zurück
Der 17. September 2012 war der absolute Tiefpunkt für Schauspielerin Jenny Elvers: Durch ihren "Lall"-Auftritt in der Talkshow "DAS!" erfuhr die Öffentlichkeit von ihrer Alkoholabhängigkeit. Trotz Entzug folgten weitere Schicksalsschläge. Nun sprach Elvers in einem erstaunlich offenen Interview über die schwerste Zeit ihres Lebens.
Sie muss durch die Hölle gegangen sein: Alkoholsucht, Entziehungskur, Ehemann weg, Rosenkrieg, Fehlgeburt. Jenny Elvers (42) hat einen öffentlich zelebrierten Absturz hinter sich, an dem die meisten Menschen zerbrochen wären. In einem aufsehenerregenden Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" schildert die 42-jährige, wie es zur Alkoholabhängigkeit kam und wie sie versuchte, diesem Teufelskreis zu entrinnen, denn "ich will nicht die Vorzeigealkoholikerin der Nation sein".
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Dabei hatte alles so traumhaft für die junge Frau aus Amelinghausen in der Lüneburger Heide begonnen. Mit 18 wurde sie zur Heidekönigin gekürt, sie machte eine Schauspielausbildung in Berlin und Hamburg und studierte ab 1993 an der American Academy of Performing in Los Angeles. Dem breiteren Publikum war sie mit einem freizügigen Auftritt im Erfolgsfilm "Männerpension" sowie ihrer mehrjährigen Beziehung mit dem Schauspieler Heiner Lauterbach (61) aufgefallen. Lauterbach war zu dieser Zeit ein Star, der es gehörig krachen ließ. Dazu gehörte auch Alkohol, der in Strömen floss.
Im "SZ"-Interview sagt Jenny Elvers, sie wisse nicht, wann es "gekippt" sei, "aber ich konnte nicht schlafen, also habe ich eine Tablette genommen, irgendwann waren es zwei, dann drei, und trotzdem war ich um drei Uhr morgens noch wach. Also habe ich angefangen, zusätzlich ein Glas Rotwein zu trinken. Dann zwei Gläser, drei Gläser und irgendwann eine ganze Flasche."
Sie habe während ihrer Arbeit getrunken - "vor allem Wodka und Gin. Mein Therapeut hat von Druckbetankung gesprochen" - aber keine Ausfallerscheinungen gespürt. "Kein Lallen, kein Stolpern, kein wirres Zeug reden. Umso mehr frage ich mich: Wann war dieser verdammte Tag, an dem ich die Kontrolle verloren habe? Ich wüsste das gerne, um es aufarbeiten zu können."
Die Öffentlichkeit bekam es mit, als Jenny am 17. September 2012 Gast der NDR-Talkshow "DAS!" war: eine verwirrte Frau, die sich nicht mehr richtig artikulieren konnte. Doch das war ihr nicht bewusst. "Sie werden es nicht glauben, aber danach war ich mit zwei Freundinnen zum Essen verabredet, da habe ich mich total klar gefühlt. Ich habe schon gespürt, dass die Sendung nicht so gut gelaufen war, aber es ging mir gut. Am Abend bin ich mit dem Gesicht auf dem Boden der Restauranttoilette aufgewacht."
Sie habe schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt, der Hangover am nächsten Morgen, das Zittern, die Übelkeit, "aber nach einem Gläschen Prosecco war ich wieder fit. Nicht mein Kopf wollte trinken, sondern mein Körper. Ich dachte mir: 'Um das Zittern abzustellen, trinkst du jetzt was, und morgen lässt du es'".
Nach ihrem "Lall"-Auftritt bei "DAS!" begann für Jenny Elvers eine neue Zeitrechnung. Entziehungskur, und dann auf einmal suchte der Ehemann und Manager Götz Elbertzhagen, der zuvor immer beteuert hatte, dass er zu seiner Frau stehe, das Weite. "Als mein Mann mich kurz nach dem Entzug nach zehn Jahren Ehe verlassen hat, war ich mit 800 Flaschen Wein allein im Haus. Frisch aus dem Entzug, mit Liebeskummer: Das war heftig. Ich habe den Weinkeller sofort ausräumen lassen. Ich habe mir selbst nicht mehr vertraut."
Es geht ihr wieder besser, sie hat einen neuen Lebenspartner gefunden, von dem sie schwanger wurde - und dann Anfang des Jahres eine Fehlgeburt hatte, erneut ein schwerer, psychischer Rückschlag. Doch sie ist nicht rückfällig geworden. Sie sagt, auch ihr Therapeut glaube nicht, dass sie es schaffe, ganz aufzuhören. "Was er mir mitgegeben hat, ist die Ansage: Heute trinke ich nicht. Morgen vielleicht, aber heute nicht. Denn dieses Ziel, ein Leben lang nichts mehr zu trinken ist wie ein Berg, der einen einschüchtert. Die Heute-nicht-Strategie schafft Etappenziele, aber bis jetzt habe ich die Finger vom Alkohol gelassen."
Kontrolle durch andere lehnt sie ab, warum auch. Ihr Freund Steffen von der Beeck wurde kürzlich alkoholisiert beim Autofahren erwischt. Nur ihr 13-jähriger Sohn aus der Beziehung mit dem "Big Brother"-Kandidaten Alex Jolig darf sie überwachen. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte sie: "Ich habe ihm einen Alkomaten geschenkt, damit er mich jederzeit testen und mir irgendwann wieder vertrauen kann."
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