Jella Haase kann auch anders: "Komödie war Ausflug"

Kaufbeuren - Während „Fack Ju Göhte 2“ Kino-Rekorde jagt, ist die Frau, die großen Anteil an diesem Erfolg hat, im Nirgendwo. Schauspielerin Jella Haase, die als prollige Chantal („Heul leise!“) schon jetzt ein kleines Stückchen Filmgeschichte geschrieben hat, schlurft entspannt und gut gelaunt in Turnschuhen und Jogginghose durch ein Haus in Kaufbeuren im Allgäu. Rund 90 Kilometer von München entfernt und eine Ewigkeit weit weg von dem Blitzlichtgewitter der „Fack Ju Göhte“-Weltpremiere, bei der sich hunderte Fans am roten Teppich die Seele aus dem Leib kreischten.
In Kaufbeuren ist es deutlich ruhiger, auch wenn geschäftiges Treiben herrscht. Jella Haase dreht dort einen Film mit dem Titel „Nirgendwo“. Es ist das Debüt des jungen Regisseurs Matthias Starte über das Erwachsenwerden, über Heimat und die Frage, wie man seinen Weg findet in einer Welt mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.
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„Natürlich ist das hier ein viel kleineres Team“, sagt Haase, die sich für ihre neue Rolle von Chantals Blondinen-Optik verabschiedet und die Haare dunkel gefärbt hat („Ich fand es einfach cool, mich zu verwandeln“). „Aber im Grunde geht es immer darum, einen kreativen Raum herzustellen und in diesem kreativen Raum zu arbeiten und gemeinsam was zu entwickeln.“ Prinzipiell, so sagt sie, drehe sie ja viele Projekte, „die nicht in dieser Größenordnung sind“.
Denn auch wenn vor allem die Generation der heute Unter-18-Jährigen die 22-Jährige wohl noch lange mit Sätzen wie „We want piss“ (statt peace), „Ey, das ist Pimkie“ oder „Ganz ehrlich, Herr Müller, sind Sie geborderlined oder was? Sie Geisterkranker!“ in Verbindung bringen werden, ist das „Fack Ju Göhte“-Universum für Jella Haase vor allem ein Ausflugsziel. Sie ist nämlich seit Jahren schon „so Schauspielerin“.
„Ich habe das Glück, dass ich immer wahnsinnig facettenreiche Rollenangebote bekomme“, sagt die 1,67 Meter große Frau , die sich nach eigenen Angaben erstmal daran gewöhnen musste, dass heute gekreischt wird, wenn sie über einen roten Teppich läuft. „,Fack Ju Göhte’ ist ein toller Film, der unglaublich viel Anklang findet, aber ich drehe ja nun schon seit sieben Jahren, und die Komödie war eher ein Ausflug. Ich will nicht sagen, dass ich mir das nie wieder vorstellen könnte, aber im Grunde mache ich andere Dinge und spiele andere Rollenprofile.“
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Für ihre Rollen in „Kriegerin“ über die deutsche Neonazi-Szene und dem Selbstfindungs-Film „Lollipop Monster“ wurde sie mit dem Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet, in dem „Tatort“ mit dem Titel „Puppenspieler“ verkörperte sie eine minderjährige Prostituierte. Im Dezember startet ihr neuer Film „4 Könige“. Darin spielt sie eine Jugendliche, die nach einem eskalierten Familienkonflikt Weihnachten mit anderen Problem-Jugendlichen in der Psychiatrie verbringen muss.
„Nirgendwo“-Regisseur Starte gerät richtig ins Schwärmen, wenn er von Jella Haase spricht. „Das ist genau die richtige Wahl. Sie weiß, was wir wollen, sie weiß, was sie will.“ Das wusste sie, die auf der Webseite ihrer Agentur Fußball, Reiten und Schlittschuhlaufen als Fähigkeiten angibt, schon früh: „Ich hatte schon sehr früh eine Spielwut in mir“, erzählt sie über ihre Anfänge als Schauspielerin. „Ich hatte immer Lust zu spielen.“
Eigentlich sollte sie ein Instrument lernen – das sei aber an mangelndem Talent gescheitert. „Dann bin ich über Umwege in die Theatergruppe gerutscht und habe gemerkt, das macht mir viel mehr Spaß. Mit 15 habe ich mich dann bei einer Agentur beworben, weil ich dachte: Das, was die im Fernsehen machen, das kann ich auch.“