Jeannette Graf enthüllt Horror-Erlebnisse: Moderatorin aus München birgt dunkles Geheimnis

Fashion-Expertin Jeannette Graf (47) zählt zu den prominentesten deutschen Mode- und Lifestylebloggerinnen. Sie ist gern gesehener Gast auf exklusiven Veranstaltungen und Promi-Partys – und präsentiert sich dabei stets gut gelaunt und positiv. Dabei birgt die grazile Moderatorin ein düsteres Geheimnis. Die Münchnerin erlebte eine Horror-Kindheit. Jeannette Graf wurde mit Gewalt im Elternhaus und sexuellem Missbrauch konfrontiert.
Jeannette Graf ist "Schöne Münchnerin", Model, Moderatorin und Bloggerin
Erstmals und exklusiv in der Abendzeitung spricht die "Schöne Münchnerin" Jeannette Graf über das Erlebte, welches Sie in einem Buch verarbeitet hat. Im Motivationsratgeber "Werde glücklich!!! Mein Weg zum Glück durch Selbstliebe, Achtsamkeit, Dankbarkeit und ein positives Mindset" stellt Jeannette Graf auch ihre persönlichen zehn Schritte auf dem Weg zum Glücklichsein vor. Abgeleitet hat sie diese aus jahrelangen Erfahrungen mit Coachings, dem Studium einschlägiger Literatur und den Lehren des Buddhismus.
Jeannette Graf berichtet in Buch von schrecklicher Kindheit
AZ: Warum berichten Sie im Motivationsbuch auch von Ihrer schrecklichen Kindheit?
JEANNETTE GRAF: Weil ich damit offenlegen möchte, dass meine Ausgangsbedingungen, um ein glücklicher, zufriedener und dankbarer Mensch zu werden, nicht einfach waren.
Ich war viele Jahre lang einsam und unglücklich als Kind und junge Erwachsene. Meine Kindheit war offensichtlich schuld an meinem Leben als Außenseiterin, meine Eltern, das Mobbing in der Schule. Kurz gesagt: alle anderen waren für mein Leid verantwortlich – so habe ich es damals gesehen. Selbstmitleid statt Selbstliebe. Heute bin ich überzeugt davon, dass jeder glücklich werden kann, egal wie schlecht es einem gerade geht, oder was man für Schicksalsschläge erleben musste. Um das zu zeigen, war es mir wichtig, aus eigener Erfahrung zu sprechen.

Wie blicken Sie auf Ihre Kindheit und Ihre Eltern zurück?
Meine Eltern sind als kroatische Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Damals gab es keine Integrationskurse oder Deutschkurse. Sie hatten beide keine beruflichen Perspektiven in Kroatien, kamen selbst aus schwierigen und armen Verhältnissen, mit wenig Schulbildung. Ich wurde in Deutschland geboren. Meine Kindheit war alles andere als liebevoll und unbeschwert. Meine Mutter war sehr dominant.
Kind kroatische Gastarbeiter: Jeannette Graf wächst mit gewalttätigen Mutter auf
Gab es Gewalt in Ihrer Familie?
Mein Bruder und ich wurden oft geschlagen. Mit dem Kochlöffel oder dem Staubsaugerrohr. Warum? Weil wir es "verdient" hätten. Die Gründe waren ein nicht aufgeräumtes Kinderzimmer, schlechte schulische Leistungen oder Ungehorsam.
Was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ich erinnere mich an meine ersten Hausaufgaben in der ersten Klasse. Ich sollte meine Schultüte malen und daneben meinen Namen schreiben. Meine Mutter fand mein Mal-Ergebnis so schlecht, dass sie mir am Schreibtisch büschelweise die Haare ausgerissen hat. Oder wenn ich die ersten Buchstaben, die ich lernte, nicht ordentlich genug geschrieben habe, musste ich den ganzen Tag diesen einen Buchstaben schreiben. Sie kam zur Kontrolle in mein Zimmer und schlug mir auf den Kopf und beschimpfte mich, dass ich nicht in der Lage sei, die einfachsten Dinge umzusetzen.
"Schlimmer als die körperlichen Misshandlungen fand ich die seelischen"
Das ist grausam...
Schlimmer als die körperlichen Misshandlungen fand ich aber die seelischen: Du kannst nichts, du bist dumm, aus dir wird nie etwas. Respekt war wichtiger als Liebe. Mein Vater hat mich nie geschlagen. Er hat aber einfach weggeschaut und sich nicht eingemischt.
Sexueller Missbrauch durch älteren Herren
Dann folgte der sexuelle Missbrauch.
Meine Eltern waren beide berufstätig. Ich war nach der Schule von 13 Uhr bis 17 Uhr immer allein zu Hause. Wir wohnten in Nürnberg gegenüber eines Spielplatzes, auf den ich aber nicht gehen durfte. Weil ich aber auch Spaß mit den anderen Kindern haben wollte, habe ich es trotzdem gemacht. Dort saß immer ein netter Opa, der jeden Tag vorbeikam und uns beim Spielen zugesehen hat. Er brachte uns stets etwas mit – mal ein Wassereis, mal waren es Süßes oder Kartenspiele. Zwei der Kinder besuchten den älteren Herrn auch regelmäßig zu Hause. Sie fanden es toll dort, weil immer Kinderprogramm lief und es viele Spielsachen und Süßigkeiten gab. Irgendwann bin ich auch mitgegangen. Er war ja ein Freund und kein Unbekannter für mich.
Jeannette Graf über Täter: "Seine Aufmerksamkeit hat mir gutgetan"
Warum bezeichnen Sie den Mann, der Sie missbraucht hat, als einen "Vertrauten"?
Weil er sich bewusst Zeit für mich und meine Sorgen genommen hat. Er gab mir Tipps, er fragte mich, wie es mir geht, was ich mir wünsche. Wie ein Opa eben. Er war jemand, der sich für mich interessiert und mir zugehört hat. Ich saß auf der Bank neben ihm, er hat mich umarmt und meine Hand gestreichelt. Ich fand das nett, seine Aufmerksamkeit hat mir gutgetan. Er hatte immer liebe Worte für mich übrig.
Polizei steht vor der Tür: "Hätte mir gewünscht, dass mich meine Eltern in den Arm nehmen"
Wie konnten Sie aus seinen Fängen befreit werden?
Die Kriminalpolizei stand circa eine Woche nach meinem sexuellen Missbrauch vor unserer Tür. Sie haben mich mitgenommen. Ich musste eine Aussage machen. Anhand von Puppen mit Geschlechtsmerkmalen musste ich einer Kinderpsychologin und Polizeibeamtin zeigen und erzählen, was mir und den anderen beiden Kindern widerfahren ist. Es kam zu einem Gerichtsprozess. Was aus dem Mann geworden ist, weiß ich nicht.
Wie haben Ihre Eltern auf den sexuellen Missbrauch reagiert?
Das Thema wurde bei uns zu Hause unter den Tisch gekehrt, schließlich war ich selbst schuld, vermittelte man mir. Ich durfte ja nicht auf den Spielplatz gehen. Ich hätte mir gewünscht, dass mich meine Eltern in den Arm nehmen und mir sagen, dass ich nichts dafür kann. Das ist leider nie passiert.
Der Schutz von Kindern liegt Ihnen sehr am Herzen. Sie fordern eine weitreichendere Aufklärung.
Heutzutage muss man Kinder anders aufklären. Denen ist doch heutzutage klar, dass sie nicht mit Fremden mitgehen sollen. Meistens sind doch die Täter keine Unbekannten, sondern Vertraute. Ich habe mit meinen beiden Kindern schon sehr früh darüber gesprochen, dass man sich nicht anzufassen lassen hat, sich nicht nackt zeigen darf und nicht über Geschlechtsmerkmale zu sprechen hat.
Aufbruch in ein neues Leben: Mit Anfang 20 zieht Jeannette Graf nach München
Sie begannen eine Therapie. Warum sind Sie 1999 nach München gezogen?
Das Verhältnis zu meinen Eltern wurde besser, nachdem ich mit 17 Jahren ausgezogen war. Mit Anfang 20 bin ich dann allein nach München gezogen, dies hat mir mein Psychotherapeut empfohlen. Ich habe von vorn angefangen und mein altes Leben zurückgelassen. Der berufliche Erfolg stellte sich ein. Ich war zunächst Schulungsleitung bei Douglas, dann Vertriebsdirektorin eines Luxuslabels. Dadurch habe ich sehr viel Selbstbewusstsein bekommen.

Im Privatleben hakte es. Sie hatten zunächst Schwierigkeiten, sich auf Männer einzulassen, schildern Sie im Buch.
Meinen Mann habe ich Ende 2001 in München kennengelernt. Ich war zuvor sechs Jahre lang Single. Vertrauen aufzubauen, fiel mir sehr schwer. Er hatte aber sehr viel Verständnis und Geduld für mich. Er kommt selbst aus einer behüteten Familie.
Weg zur Selbstliebe: So schaffte es Jeannette Graf
Sie konnten sich lange nicht selbst lieben. Welche Schritte unternahmen Sie?
Der Anfang war die Psychotherapie. Zuerst habe ich gelernt, das innere, kleine Kind in mir zu sehen, es zu akzeptieren und es zu trösten und in den Arm zu nehmen. Das klingt vielleicht befremdlich, aber bei der Verhaltenstherapie wurde ich mit mir selbst als Kind und Jugendliche konfrontiert. Dort war ich wieder die kleine, unscheinbare und verängstigte kleine Maus. Ich habe als Erwachsene auf dieses Schicksal geblickt. Umgekehrt hat das kleine Mädchen zu mir gesprochen, wie es sich fühlt, wie es ihm geht. Diese Zeit war furchtbar für mich, so viele Verletzungen kamen zum Vorschein, die ich verdrängt oder vergessen hatte. Damit fing die Selbstliebe an, ich habe die kleine Jeannette in den Arm genommen, ihr gesagt, dass jetzt alles gut wird, dass ich immer für sie da sein werde.

Was half Ihnen dabei genau?
Damals habe ich beschlossen, alles in meinem Leben zum Positiven zu verändern. Ich tat es für uns beide. Familienaufstellungen und auch Literatur halfen mir dabei. Besonders Dr. Joseph Murphy mit seinem Buch "Die Macht des Unterbewusstseins." Meditation, um Achtsamkeit zu lernen, tägliche Affirmationen und der Erfolg im Beruf, halfen mir dabei, ein positives Mindset zu bekommen und dieses auch zu bewahren. Ich bin Buddhistin. Im Buddhismus lernt man vor allem, mit Leid im Leben umzugehen und dass unsere Gedanken darüber entscheiden, wie es uns geht. Wenn du deine Gedanken positiv veränderst, verändert sich dein ganzes Leben positiv.
"Das Glück liegt in uns selbst": Auch ein Tumor wirft sie nicht aus der Bahn
Dann kam ein weiterer Schicksalsschlag. Ärzte diagnostizierten einen Tumor.
Im Juni 2023 wurde bei mir ein Tumor in der linken Hüfte festgestellt. Zum Glück habe ich mich frühzeitig untersuchen lassen, weil ich starke Schmerzen hatte. Der Orthopäde hat mich direkt ins MRT überwiesen. Anschließend musste ich ins Krankenhaus zu einem Knochentumor-Spezialisten. Ich hatte von Anfang an die Einstellung, dass es nicht mein Ende sein wird. Ich war die ganze Zeit über sehr positiv und habe nicht daran gezweifelt, dass alles gut wird. Nach einer zweimonatigen Behandlung bin ich jetzt tumorfrei.
Glück ist kein Zufall, schreiben Sie. Was meinen Sie damit?
Das Glück liegt in uns selbst. Mit positiven Denkweisen, Selbstreflexion, Selbstliebe und Dankbarkeit kann es jeder finden. In meinem Buch stelle ich sehr praxisbezogen zehn Schritte vor, mit denen jeder, der es wirklich will, glücklich werden kann.