Jan Ullrich wegen Alkohol-Unfall vor Gericht

Weinfelden - Der einstige Radsport-Star Jan Ullrich muss sich am Dienstag vor einem Gericht in seiner Wahlheimat Schweiz für einen Autounfall unter Alkoholeinfluss verantworten. Die Staatsanwaltschaft verlangt eine 18-monatige Gefängnisstrafe, die allerdings für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden soll. Außerdem soll Ullrich zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Franken (rund 9600 Euro) verurteilt werden.
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Der erste und bislang einzige deutsche Sieger der Tour de France (im Jahr 1997) hat bereits signalisiert, dass er eine Bewährungsstrafe akzeptieren würde. Nach dem Unfall im Mai vergangenen Jahres hatte der Ex-Profi, der heute als Berater im Radsportbereich tätig ist, ein "unverzeihliches" Verhalten eingeräumt und Besserung gelobt. Mit einem Urteil des Bezirksgerichts in Weinfelden nahe dem Bodensee (Kanton Thurgau) wird noch am Dienstag gerechnet.
Laut Anklage hatte sich der heute 41-jährige Ullrich am 19. Mai 2014 zweimal angetrunken ans Steuer gesetzt. Bei der Heimfahrt in seinen Schweizer Wohnort kollidierte er in der Ortschaft Mattwil nahe dem Bodensee an einer Kreuzung mit zwei Autos. Verletzt wurde niemand. Eine Atemluftprobe hatte 1,4 Promille ergeben. Ullrich soll mit fast 140 Stundenkilometern gefahren sein - auf der Straße sind 80 km/h erlaubt. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn an wegen "vorsätzlicher grober Verletzung der Verkehrsregeln und mehrfachem vorsätzlichen Fahren in qualifiziert fahrunfähigem Zustand".
Shitstorm auf Facebook
Wichtig ist auch, wie die Persönlichkeit des Angeklagten eingeschätzt wird. Weder dem Staatsanwalt, noch dem Richter dürfte entgangen sein, dass er Reue bekundete. "Es ist unverzeihlich, dass ich mich unter Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt habe", postete Ullrich auf Facebook. "Das war ein Riesenfehler, den ich zutiefst bereue." In der "Bild"-Zeitung legte er nach: "Für den Rest meines Lebens habe ich mir vorgenommen: Wenn ich Auto fahre, gilt Promillegrenze 0,0."
Einen Shitstorm konnte sich der Ex-Star auf seinem öffentlichen Facebook-Account damit aber auch nicht ersparen. "Der soll mal richtig Knast auf das Ding bekommen", forderte Ronny R. aus Dresden. Martin H. aus Recklinghausen wetterte: "Einmal Drogen immer Drogen... Was muss noch alles passieren, bis Sie sich in Therapie begeben?" Fans und Freunde wie Horst H. aus Mannheim hielten dagegen: "Jan, lass dich von Dummschwätzern nicht ärgern...". Doch damit ist nach Ansicht von Rudolf P. aus Aschersleben sowieso kaum zu rechnen: "Ulle ist ein "Fischkopp" und die sind stur - und dickköpfig."