Jakob Augsteins leiblicher Vater heißt Walser

Schriftsteller Martin Walser freut sich darüber, dass Jakob Augstein sich öffentlich zu ihmals Vater bekennt. Ein Experte erklärt das Phänomen des weiblichen „Gen-Hoppings“
von  Abendzeitung
Er ist angeblich der leibliche Vater von Jakob Augstein: Martin Walser
Er ist angeblich der leibliche Vater von Jakob Augstein: Martin Walser © dpa

BERLIN - Schriftsteller Martin Walser freut sich darüber, dass Jakob Augstein sich öffentlich zu ihmals Vater bekennt. Ein Experte erklärt das Phänomen des weiblichen „Gen-Hoppings“

Vielleicht wollte er einfach, dass das Getuschel aufhört. Und spätestens jetzt wissen es alle: Jakob Augsteins Vater ist nicht der „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein († 2002), sondern der Schriftsteller Martin Walser.

„Das ist lange bekannt, und ich bestätige Ihnen das gerne“, sagte der 42-jährige Augstein der „Frankfurter Rundschau“. Das Walser sein Vater ist, hatte er als Erwachsener von seiner Mutter, der Übersetzerin Maria Carlsson, erfahren. Die scheint über die Offenheit ihres Sohnes nicht besonders erfreut zu sein: „Ich finde, Jakob hat sich keinen Gefallen getan. Die Beteiligten haben bisher den Mund gehalten. Jetzt hat er es herausposaunt“, teilte sie mit. Von der Affäre mit Walser habe ihr Mann gewusst. „Jakob hat nach einem Treffen mit Martin Walser eine gewisse Ähnlichkeit festgestellt, und da hat er mich gefragt.“

Walser bestätigte, dass er der Vater des Journalisten und Verlegers ist. „Ja, Jakob Augstein ist mein Sohn“, so Walser in der „Bunten“. „Er ist wunderbar. Es war sein gutes Recht, sich zu outen.“ Jakob sei „schon lange in unserer Familie angekommen. Meine Töchter mögen ihn, es ist ein glänzendes, liebenswürdiges Verhältnis. Jakob besucht uns seit Jahr und Tag.“

Rund zehn Prozent aller deutschen Kinder wachsen wie Jakob Augstein mit einem sozialen Vater auf, der nicht der genetische ist, schätzt der Paartherapeut Stefan Woinoff. „Oft weiß es keiner der Beteiligten – außer der Mutter.“ Die Wissenschaft bezeichnet das als „Gen-Hopping“. Für Erziehung und Familie suchen diese Frauen einen Partner, mit dem sie lange zusammenbleiben möchten. „Aber gerade zu Zeiten des Eisprungs ziehen sie andere Männer vor: den großen, maskulinen, eckigen Typ. Sie wollen zwar dessen Gene, er scheint ihnen allerdings nicht geeignet, die Kinder großzuziehen.“

Die sollten im Regelfall erst im Erwachsenenalter erfahren, wer ihr wirklicher Vater ist. „Dann sind sie emotional stark genug an ihren sozialen Vater gebunden“, sagt Woinoff. „Wenn wirklich nur die Frau davon weiß, stellt sich die Frage, ob Vater und Kinder es erfahren sollten.“

Auch Schauspielerin Irene Clarin, Tochter des verstorbenen Hans Clarin, hatte den Namen des Vaters ihrer unehelichen Tochter Viviane geheim gehalten – seit der Geburt. Dass der Charakter-Darsteller Lambert Hamel der Erzeuger ist, machte sie erst öffentlich, als ihre Tochter erwachsen war. Iris Berbens Sohn Oliver ist 38 – seinen biologischen Vater kennt zumindest die Öffentlichkeit bis heute nicht.

Hollywood-Star Jack Nicholson wuchs ganz ohne Vater auf. Weil seine Mutter June bei Jacks Geburt erst 17 war, gab sich Jacks Großmutter Ethel als seine Mutter aus, June als ältere Schwester. 1974 erfuhr Nicholson die Wahrheit. Seinen wahrscheinlichen Vater, den Schauspieler Don Furcillo († 1997), wollte er allerdings nie kennenlernen.

Christoph Landsgesell

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