"Ich wollte keine Schauspielerin werden"
München - Claudia Michelsen (46) gehört zu den meistbeschäftigten und besten Schauspielerinnen in Deutschland. In ihrer beeindruckenden Karriere konnte sie bereits zahlreiche Preise einheimsen, darunter unter anderem zweimal den Grimme-Preis für die Filme "Der Turm" und "Grenzgang". Seit dem Jahr 2013 ermittelt Michelsen zudem als Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch in der ARD-Fernsehreihe "Polizeiruf 110" in Magdeburg. Am Samstag (30.1. 20.15 Uhr, Das Erste) ist sie an der Seite von Henning Baum (43 "Der letzte Bulle") im TV-Drama "Im Zweifel" zu sehen. Warum sie eigentlich gar keine Schauspielerin werden wollte, erklärt sie spot on news im Interview.
Im Drama "Im Zweifel" spielen Sie eine Pfarrerin - würden Sie sich selbst als gläubig bezeichnen?
Claudia Michelsen: Auf jeden Fall. Aber Glauben hat für mich viele Seiten und viele Möglichkeiten. Glaube an Wahrhaftigkeit, an den Moment, an Energien.
Woran haben Sie zuletzt gezweifelt?
Michelsen: Im Moment versuche ich mich zu ordnen, weil es für mich immer schwerer wird, mich in diesem Wahnsinn an Ereignissen zurecht zu finden. Angst macht sich breit und ich finde Angst keinen guten Begleiter. Insofern zweifle ich gerade an sehr vielem. Zweifel ist gut und wichtig, aber er darf nicht komplett übernehmen.
Im November standen Sie für den neuen MDR-"Polizeiruf" "Endstation" vor der Kamera. Neu an Ihrer Seite ist Matthias Matschke. Wie war die Zusammenarbeit?
Michelsen: Wunderbar. Ich Freude mich auf alle weiteren mit ihm. Matthias Matschke kommt auch vom Theater und schon dadurch gibt es in Denk- und Herangehensweise große Ähnlichkeiten. Ich nenne es ja auch laufen lernen, aber das hat man ja bei jedem Film.
Hatten Sie nach dem Ausstieg von Sylvester Groth auch daran gedacht, dem Format den Rücken zu kehren?
Michelsen: Nein, weil ich sehr glücklich bin, ein Teil unserer kleinen, aber sehr besonderen "Polizeiruf"-Familie zu sein. Ich finde es auch beruhigend und fast schon einen Luxus, dass ich weiß, das Brasch an meiner Seite ist. Mal sehen, wo es uns noch so hintreibt miteinander.
Sind Sie selbst ein Krimi-Fan, was sehen Sie privat am liebsten?
Michelsen: Das ist bei mir sehr unterschiedlich, es gibt Phasen, da schaue ich sehr wenig, manchmal gerne alte Klassiker, Dokumentationen, aber auch Serien und Fernsehfilme natürlich.
In der US-Krimiserie "Crossing Lines" waren Sie im vergangenen Jahr in einem Gastauftritt zu sehen. Sind noch mehr Ausflüge ins US-Fernsehen oder sogar Hollywood geplant?
Michelsen: Das kann ich ja nicht planen. Ich Freude mich natürlich darüber. Derzeit drehe ich auch eine kleine Geschichte fürs Ausland und habe großen Spaß dabei.
Sie haben das Glück, zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen in Deutschland zu gehören. Welchen Rat können Sie jungen Nachwuchstalenten geben?
Michelsen: Ich bin ja sehr altmodisch, was diesen Beruf angeht. Es ist ein Handwerk völlig unabhängig vom Talent. Für mich waren die Jahre an der Schauspielschule und am Theater essentiell. Ich würde das nicht missen wollen. Aber vieles hat sich verändert. Es ist heute sehr schnell möglich, berühmt zu werden, wenn es einem denn wichtig ist, aber genauso schnell verfliegt dieser Ruhm meistens auch wieder. Ich glaube, man sollte vor allem das tun, was einen glücklich macht, wofür man brennt. Das und nur das, dann ist alles möglich.
Wenn es mit der Schauspielkarriere nicht geklappt hätte, was wäre Ihr Plan B gewesen?
Michelsen: Ich wollte ja eigentlich nicht Schauspielerin werden. Opernregie war der Traum und irgendwie bin ich hängen geblieben. Wer weiß, was noch kommt.
Wie entspannen Sie nach Dreharbeiten am liebsten?
Michelsen: Mit meiner Familie natürlich, aber am liebsten am Meer.