"Ich bin nicht Jesus! Man muss sich auch mal wehren dürfen"

Til Schweiger eckt an - ob mit seinen Tatorten oder seinen Facebook-Posts. In einem Interview bezeichnete er sich jetzt selbst als "hochemotional" und da er nicht Jesus sei, könne er zukünftige Ausraster auch nicht ausschließen.
von  az
Til Schweiger bei der Premiere seines Kinofilms "Tschiller: Off Duty" in Hamburg.
Til Schweiger bei der Premiere seines Kinofilms "Tschiller: Off Duty" in Hamburg. © dpa

München - Filmemacher Til Schweiger sieht Gemeinsamkeiten zwischen seiner Kino-„Tatort“-Figur Nick Tschiller und sich selbst. „Er ist eine Figur, die Gott sei Dank nicht den deutschen Polizeialltag abbilden muss, sondern so agieren kann, wie es sich wohl einige Menschen insgeheim wünschen. Denn zwischen der Rechtsprechung in Deutschland und dem Gerechtigkeitsempfinden klafft eine große Lücke. In diesem Sinne ist Tschiller ein Gerechtigkeitsfanatiker. Genau wie ich“, sagte der 52-Jährige in einem Interview mit dem Magazin Playboy. Der große Unterschied zwischen Tschiller und ihm sei aber: „Ich bin kein Einzelgänger und schon gar kein Macho. Im Gegenteil, ich bin sehr harmoniebedürftig und habe gern viele Menschen um mich.“

Zu den kontroversen öffentlichen Diskussionen über seine Tatort-Auftritte sagte Schweiger: „Wir wollten den Tatort verjüngen und das ist uns gelungen. Von den anderen, ruhigen Tatorten gibt es schließlich genug. Wir polarisieren zwar, trauen uns aber etwas, und letztendlich beleben wir die Marke.“ In dem Interview äußerte sich der Filmstar auch zu seinem spontanen Facebook-Post, mit dem er im Januar auf schnelle Verrisse zur Tatort-Folge „Fegefeuer“ reagiert hatte. Einen Teil der Kritiker darin „Trottel“ zu nennen, sei „nicht klug“ gewesen: „Doch hat es mir in dem Moment gutgetan? Ja, absolut!“

 

"Ich bin nicht Jesus"

 

Schweiger bezeichnete sich im Playboy als „hochemotional“. Er könne auch für die Zukunft nicht ausschließen, „dass ich ab und zu über das Ziel hinausschieße“. Er sei zwar mit sich selbst „im Reinen, und das strahle ich wohl auch aus“, so Schweiger. „Allerdings bin ich nicht Jesus. Wenn man so viel auf die Kappe bekommt wie ich, dann muss man sich auch mal wehren dürfen.“

Auch zu seinem Engagement für Flüchtlinge nahm Schweiger in dem Interview Stellung: „Ich habe das gemacht, weil ich das Gefühl hatte, helfen zu müssen. Dennoch hat das einigen Leuten überhaupt nicht gefallen, dass ich plötzlich der Good Guy war. Vorher war ich der reaktionäre Law-and-Order-Mann, der sich bei ,Lanz’ in Rage geredet hat über den Umgang mit Sexualstraftätern und darüber, dass wir in unserer Gesellschaft mehr Verständnis für die Täter als die Opfer haben.“ Über seine vor Monaten gegründete Stiftung sagte er: „Wir haben inzwischen über eine Million Euro eingesammelt und geben sie mit vollen Händen aus. Wir helfen. Andere helfen nicht und versuchen stattdessen, die, die helfen, schlecht zu machen.“

Til Schweigers neuer Film, der Leinwand-Tatort „Tschiller: Off Duty“, ist zurzeit im Kino zu sehen.

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