Hugo Egon Balder - Vier Ehen, weil er zu gutmütig ist

Mit seiner Rolle im TV-Film "Rosamunde Pilcher - Anwälte küsst man nicht" (21. September, 20:15 Uhr im ZDF) wagt sich TV-Urgestein Hugo Egon Balder (64, "Ist das Schön!") noch einmal auf ein völlig ungewohntes Terrain. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt der Entertainer, wie es zu dem ungewöhnlichem Engagement kam und warum er vom deutschen Fernsehen genug hat.
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Wie kommt denn jemand wie Sie dazu in einem Rosamunde-Pilcher-Film mitzuspielen?
Hugo Egon Balder: Genau das habe ich meine Agentin auch gefragt, als sie mir das Angebot unterbreitete. Wo ich doch für alles andere bekannt bin, als für heile Welt. Aber die Umstände waren zu skurril, als dass ich hätte ablehnen können. Die Kollegin, die Esther Schweins durchgeknallte Mutter hätte spielen sollte, hatte sich das Bein gebrochen und so verpasste man ihr ersatzweise einen durchgeknallten Vater. Womit man mich dann schnell an der Angel hatte. Zumal ich mit Esther Schweins seit unserer Zeit bei "RTL Samstag Nacht" sehr freundschaftlich verbunden bin.
Ihre beruflichen Aktivitäten sind breit gefächert: Produzent, Moderator, Kabarettist, Musiker, Autor, Gastronom und Schauspieler. Was geben Sie an, wenn Sie im Hotel einchecken?
Balder: Gaukler! Das ist die Überschrift, die über alle meine Tätigkeiten passt. Egal was ich mache, mein Antrieb ist immer der Spaß an der Sache. Egal ob ich einen Pilcher drehe, auf der Theaterbühne stehe oder in meiner Hamburger Kneipe "Zwick" am Keyboard spiele. Mein Herz schlägt immer für das, was ich gerade tue.
Warum kommt das alles beim Publikum so gut an?
Balder: Wahrscheinlich, weil die Leute mich für ehrlich halten und mir glauben, was ich mache. Ich habe mich nie angepasst. Ich trage meine Haare immer noch wie vor 30 Jahren und ignoriere konsequent jegliche Modetrends. Ich bin einfach ich.
Stimmt. Sie könnten quasi morgen mit Tutti Frutti weitermachen und keiner würde einen Unterschied feststellen.
Balder: Nur, dass die Sendung heute keinen mehr interessieren würde. Ich habe nie verstanden, warum sich die Leute damals über ein paar nackte Brüste so aufgeregt haben. Für mich war das eine tolle Zeit, weil es mir ermöglichte in Mailand zu arbeiten, wo es damals schon acht Privatsender gab, während wir in Deutschland gerade erst in den Startlöchern standen. War eine gute Schule. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir damit die sexuelle Revolution im deutschen Fernsehen einläuteten.
Wie rebellisch war denn der junge Balder?
Balder: Ich lief immer ganz gut in der Spur und bereitete meinen Eltern keine größeren Sorgen. Sie haben mich an der langen Leine gelassen und mir viel durchgehen lassen. Meine Mutter hat mir einen wertvollen Kompass mit auf den Weg gegeben: Nicht über Sachen aufregen, die es nicht wert sind. Immer pragmatisch denken. Und wenn was schief geht, einfach abhaken und neu machen, ohne lange zu lamentieren. Danach lebe ich bis heute.
Wie wild erlebten Sie die 60er Jahre?
Balder: Während die anderen demonstrierten, saß ich hinterm Schlagzeug und habe Musik gemacht. Ab und zu mal habe ich einen Joint geraucht, aber ansonsten konnte ich mit dem politisch aktiven Flower-Power-Gedöns nichts anfangen. Ich hatte noch nie viel für Trends übrig.
Schwierig für einen TV-Produzenten, der sich nach den Sehgewohnheiten der Mehrheit richten muss.
Balder: Finde ich gar nicht. Es ist eine Sache ob man Sendungen für den Geschmack des Publikums macht, wie mir das der hochgeschätzte Frank Elstner einst beibrachte, oder ob man zum zehnten Mal eine Casting-Show kopiert. Man muss nicht mit der Mode gehen, um sein Publikum zu unterhalten. Die wissen es sehr wohl zu schätzen, wenn man ihnen was Neues serviert.
Haben Sie was in der Pipeline?
Balder: Nein, ich habe die Lust verloren. Die Sender sind sehr mutlos geworden und ich kann mich heute nicht mehr so austoben, wie ich das von früher gewohnt bin. Und bevor ich was mache, hinter dem ich nicht stehen kann, lasse ich es lieber.
Bei welchen Sendungen schalten Sie ein?
Balder: Im Unterhaltungssektor nur bei "The Voice" oder "Inspector Barnaby". Ansonsten nur bei Sport oder Dokus. Den ganzen anderen Schrott ertrage ich nicht. Ich will nicht wissen, wer es mit wem in irgendeinem Container treibt und ob jemand in einer Casting-Show von seinen Eltern misshandelt wurde. Da habe ich immer das Gefühl, ich muss mich schämen. Das finde ich weder unterhaltsam, noch entspannend.
Wie entspannen Sie?
Balder: Ich sitze rum und meditiere. Das bedeutet: Ich trinke fünf Tassen Kaffee und schaue eine Stunde lang die Wand an, ohne ein Wort zu reden. Oder ich spiele Piano - das ist mein persönliches Yoga. Ich liebe es am Wochenende im Zwick bis sechs Uhr morgens am Keyboard zu stehen. Da fühle ich mich wie ein 12-Jähriger. Ich glaube, dass Spaß und Lachen einen fit halten.
Sind Entertainer-Qualitäten dem Liebesleben zuträglich?
Balder: Das kann ich nicht bestätigen. Es ist zwar ganz schön, wenn man Frauen zum Lachen bringen kann, aber das hilft auch nicht, wenn die Beziehung nicht stimmt. Viele Frauen behaupten, dass es die wichtigste Eigenschaft eines Mannes sei, dass er sie zum Lachen bringt. Aber das ist Blödsinn. Den meisten geht es doch nur um Kohle. Frauen wollen versorgt sein.
Sie haben es viermal mit der Ehe probiert. Weil Sie so ein Romantiker sind?
Balder: Das sieht nur so aus. Ich bin einfach nur ein Chaot, der immer viel zu schnell geheiratet hat. Und ich habe mir nach jeder Ehe vorgenommen, dass mir das so nicht mehr passiert. Aber leider habe ich nie wirklich aus meinen Fehlern gelernt.
Was ist denn Ihr größter Fehler?
Balder: Ich bin zu gutmütig, werde oft ausgenützt und tappe immer wieder in die gleiche Falle.
Wie würden Sie sich in einer Kontaktanzeige beschreiben?
Balder: Liebenswürdiger Chaot, der sich morgens wie 80 und abends wie 12 fühlt. Aber Gott sei Dank muss ich die Anzeige nicht schalten, da ich seit sieben Jahren mit meiner Freundin Sabah sehr glücklich bin. Ohne Trauschein, wohlgemerkt!
Was sagen Ihre beiden Kinder zum gutmütigen Papa?
Balder: Die wissen meine Gutmütigkeit sehr wohl auszunützen. Die können sehr viel mehr von mir verlangen als von ihrer Mutter. Aber das ist gut so. Ich gebe gerne den Sugar-Daddy.