Howard Carpendale: „Bisschen Spray drauf, nach vorne – fertig ist die Frisur“
Er gilt als Traum der Frauen, sein Akzent ist legendär: Howard Carpendale spricht in der AZ über perfekte Haare, seine Wohnung in München, ein neues Album und weibliche Groupies im Hotelbett
Der ewige Sunnyboy wirkt leicht genervt. „Kann ich vielleicht zwischendurch noch ein Knäckebrot essen?!“, fragt Howard Carpendale einen der vielen Zuständigen, die durch das Obergeschoss im Hotel Bayerischer Hof geistern. Dort gibt er gestern Interviews am laufenden Band. Draußen scheint die Sonne, und man meint ihm anzumerken, dass er gerade lieber auf dem Golfplatz wäre als in dem kleinen, gelben Zimmer. Ginge aber ohnehin nicht. Carpendale trägt seinen rechten Arm geschient. „Beim Golf passiert“, murmelt er in sich hinein, jetzt in der linken Hand ein trockenes Knäckebrot balancierend.
AZ: Herr Carpendale, so schönes Wetter in München. Der richtige Zeitpunkt, um Ihrer Wahlheimat Florida endgültig „Bye-bye“ zu sagen?
Ich habe zumindest eine Wohnung in München gekauft. Die ist aber noch im Bau. Ich werde einziehen, wenn’s fertig ist. Vielleicht.
Wo ungefähr in München?
In München. Das muss doch reichen, oder?
Und in Florida gefällt’s Ihnen nicht mehr?
Ich habe da 15 Jahre gelebt. Aber ich möchte nicht mehr das ganze Jahr über dort sein.
Kann man vom „Sunshine State“ genug bekommen?
Definitiv. Viele erfolgreiche Menschen ziehen dahin, um die letzten 20 Jahre ihres Lebens im Sonnenschein zu verbringen. Das führt dann natürlich dazu, dass sie ein relativ stupides Leben leben. Morgens ein bisschen Arbeit, mittags ein bisschen Golf, abends Karten und Cocktails. Wenn man das ganze Jahr dort verbringt, besteht die Gefahr, dass man sehr schnell altert.
Und das wollen Sie nicht.
Ich suche eine kreative Atmosphäre zum Arbeiten. Die finde ich da nicht.
Dieter Bohlen und unkritische DJs
Ein Ergebnis Ihrer Arbeit ist das neue Album „Stark“, das am 24. September erscheint. Unter welcher Rubrik würden Sie es gerne im Plattenladen einsortieren?
Dieses Schubladendenken gefällt mir nicht. Aber im Handel muss es leider sein. Also gut: Deutsche Popmusik.
Oder Schlager?
Da müssten Sie mir erklären, was an diesem Album Schlager sein soll! Gleichzeitig sollte man mir auch erklären, warum, wenn ich Radio höre, immer dieses Lied „Jungle Drum“ läuft! Man stelle sich das mal auf Deutsch vor: Da würden wir alle drüber lachen! Im Englischen gilt das dagegen als Top-Popmusik.
Soll mehr deutsche Musik im Radio laufen?
Ich erkenne einfach eine unfaire Balance. Dieter Bohlen zum Beispiel schreibt englische Texte, die unvorstellbar sind, die sind grammatikalisch falsch, alles daran ist falsch! Die DJs sollten schon ein bisschen kritischer sein.
Konkret?
Ich sehe ja ein, wenn jemand sagt, dass „Hello again“ nicht ins Programm passt. Aber ein Lied wie „Noch immer mittendrin“ aus meinem neuen Album passt überall. Da gibt es keine Ausreden.
Haben Sie Michael Jacksons Musik gehört?
Ich liebe Michael Jackson.
Welchen Song besonders?
Billie Jean.
Sie haben oft englische Songs gecovert und ins Deutsche übersetzt. Könnten Sie sich das auch bei Michael Jackson vorstellen? „Smooth Criminal“ als „Der liebenswerte Schuft“ oder so ähnlich?
Nein, der Typ hat einen Stil wie kein anderer. Den kann man weder kopieren noch covern. Ein Phänomen.
20-Jährige im Konzert
Bekommen Sie noch viele Liebesbriefe?
Immer noch mehr als Sie!
Das kann sein. Wie gehen Sie mit Heiratsanträgen um?
Es ist wichtig, dass ein Mann in meiner Position weiß, wie er sich benehmen soll.
Wie benimmt man sich, wenn Groupies partout mit aufs Hotelzimmer wollen?
In Hamburg lag eine schon erwartungsvoll im Bett als ich vom Konzert kam. Ein Angestellter hat die dann hinauskomplimentiert. Zu gefährlich. Ich glaube übrigens, dass Sie ein falsches Bild von den Leuten haben, die zu meinen Konzerten kommen.
Wer kommt denn?
Kommen Sie doch mal! Sie werden nicht der Jüngste sein.
Ich bin 30.
Sehen Sie, bei mir sind auch 20-Jährige. Vielen Älteren sind wir auch einfach zu laut. Ich bestehe darauf, dass der Tonmann voll aufdreht, hab’ den gleichen wie Bon Jovi. Nein, bei mir werden Sie nur selten weiße Haare sehen.
Ihre Haare sitzen heute wieder perfekt. Hat Howard Carpendale eigentlich auch mal einen „Bad Hair Day“?
Keine Ahnung! Das dauert bei mir morgens fünf Minuten. Bisschen Spray drauf, nach vorne ziehen und fertig. Jede Sekunde, die ich mit meinen Haaren verschwende, könnte ich auf dem Golfplatz sein.
Gibt’s irgendwann mal eine andere Frisur?
Vielleicht bin ich mal dazu gezwungen, wenn die Haare dünner werden.
Raspelkurz?
1983 probiert. Sieht furchtbar aus.
Was niemanden interessiert
Einer Ihrer neuen Songs heißt „Du passt so gut zu mir“. Wen meinen Sie damit?
Niemanden! Ich habe auch von „Spuren im Sand“ gesungen und die nie gesucht.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer Ex Donnice?
Dazu wurde alles gesagt.
Zu viel?
Vielleicht.
Gibt’s eine neue Liebe?
Wie bitte? Warum sollte es eine geben?
Kann doch passieren.
Das interessiert doch wirklich niemanden.
Timo Lokoschat