„Horst ist mir erschienen“

Im Interview spricht Fritz Wepper zum ersten Mal über seinen verstorbenen Freund Horst Tappert, das eigene Älterwerden, ein Leben nach dem Tod, und warum er als Mann Freiheiten braucht
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Im Interview spricht Fritz Wepper zum ersten Mal über seinen verstorbenen Freund Horst Tappert, das eigene Älterwerden, ein Leben nach dem Tod, und warum er als Mann Freiheiten braucht

Herr Wepper, Sie sind im vergangenem Jahr 67 geworden. Hat das Alter eine bestimmte Bedeutung für Sie?

FRITZ WEPPER: Ich habe damit keine Probleme. Mir geht es gut, ich fühle mich fit. Die Gesundheit wird für mich jedoch immer bedeutender. Mir ist bewusst, welches hohe Gut sie ist. Und ich bin dankbar, dass ich, von Wehwehchen mal abgesehen, nichts zu beklagen habe. Ich habe zwar zwei künstliche Hüftgelenke, aber damit geht es mir gut.

Sie haben unlängst zwei Kollegen und Freunde zu Grabe tragen müssen, Michael Hinz und Horst Tappert. Wie gehen Sie mit deren Tod um?

Ich war und bin emotional tief getroffen. Die Nachricht über den Tod kam für mich bei beiden sehr überraschend. Mit Michael hab ich drei Wochen davor noch Golf gespielt. Und mit Horst hatte ich seinen Geburtstag gefeiert. Beiden habe ich eine Trauerrede gewidmet, das war ich ihnen schuldig. Es war ein sehr würdiger Abschied. Solche Ereignisse sensibilisieren. Man schätzt jeden einzelnen Tag als großes Geschenk. Und eine gewisse Demut macht sich breit.

Horst Tappert hatte eine Patientenverfügung – seine Frau entschied, ihn von seinem langen Leiden zu befreien. Wie stehen Sie dazu?

Es war sicher eine sehr schwere Entscheidung für seine Frau. Aber Horst wollte es so. Grundsätzlich finde ich es gut, dass in unserer Gesellschaft der Einzelne über seinen Tod bestimmen kann.

Haben Sie denn auch solch eine Verfügung?

Noch nicht. Aber ich werde es bald tun.

Und wie sieht es mit einem Testament aus?

Auch dies werden meine Frau und ich jetzt notariell regeln. Das sind alles Dinge, die man gerne von sich wegschiebt oder in den ungünstigsten Momenten daran denkt. Ich bin froh, dass wir das Testament und die Patientenverfügung in Angriff nehmen.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

An ein Leben vielleicht nicht. Aber ich glaube an ein Weitersein. Wie immer das auch aussehen mag. Ich bin davon überzeugt, dass es den Verstorbenen gut geht. Bei Horst Tappert weiß ich genau, dass es ihm gut geht.

Wieso sind Sie sich so sicher?

Ich habe ihn nachts im Traum gesehen. Es war eine Erscheinung. Horst strahlte mich an und sah dabei sehr glücklich und auch jünger aus, als ich ihn in Erinnerung habe. Solch eine Erfahrung habe ich noch nie gemacht, sie war gewaltig. Und gleichzeitig sehr realistisch. Ich bin unwahrscheinlich froh um diese Erfahrung.

Können Sie sich erklären, warum er sich gerade Ihnen gezeigt hat?

Genau weiß ich das nicht. Aber man muss als Mensch offen sein, dass man so etwas empfangen kann. Das ist eine Frage der Sinne. Wer offen und bereit ist, dem fallen manche Dinge auf oder zu.

Abschied nehmen kann eine Zeit des Bilanzierens sein. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Ich lebe mit meinen Mitmenschen, meiner Familie, Freunden und Bekannten grundsätzlich im Frieden. Ich habe mir da nichts vorzuwerfen.

Bereuen Sie irgendwas?

In diesem Punkt bin ich ein absoluter Pragmatiker. Was war, das war. Ich lebe nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Sondern im Hier und Jetzt.

Sind Sie ein Mann, der weinen kann?

Ja, wenn ich stark emotional betroffen bin. In bewegenden Momenten. Das können Tränen der Trauer, aber auch der Rührung sein.

Themenwechsel: Es eilt Ihnen der Ruf voraus, sehr gerne zu flirten...

Na, ja. Ich weiß mich schon zu benehmen. Es hat sich alles normalisiert. Viele Sachen werden mir einfach nur unterstellt. Aber wegschauen kann ich nun auch nicht, nur weil mir eine gut aussehende Frau über den Weg läuft.

Sind Sie ein Mann, der seine Freiheiten braucht?

Natürlich. Ich lasse mich auch nicht gern einschränken. Wer macht das schon? Wenn ich beispielsweise einem meiner Hobbys nachgehen möchte, dann möchte ich das auch tun dürfen.

Was macht Ihre Ehe aus?

Angela und ich haben uns versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten zusammen zu halten. Das tun wir. Wir wissen, dass nach den stürmischen Tagen auch wieder die sonnigen kommen. Angela ist meine Vertraute, Partnerin, Freundin und Mutter meiner Kinder. Ich bin dankbar, dass sie immer zu mir gehalten und mich unterstützt hat.

Haben Sie schon einmal ans Aufhören gedacht?

Nicht wirklich. Mein Beruf macht mir Freude. Ich habe tolle Angebote und versuche, die richtige Mischung zwischen Arbeit und Entspannung zu finden. Ich bin einer, der Bewegung braucht.

Interview: Ulrike Hagemann

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