Holzapfel im Queer-Talk mit Söder: Deutsche-Eiche-Chef spricht über düstere Gedanken

"Lieben und lieben lassen" – das ist die Devise von Ministerpräsident Markus Söder, wenn es um das Thema LGBTQI* geht. Doch Bayern hat als einziges Bundesland in Deutschland keinen Aktionsplan gegen die Diskriminierung von queeren Bürgern. Der 56-Jährige verspricht Besserung und kündigt im Podcast der bayerischen Staatsregierung Pläne für einen "Queer-Aktionsplan" an.
Dietmar Holzapfel berichtet über queere Jugend: "Das Thema war tabu"
In der aktuellen Folge von "Auf eine weiß-blaue Tasse" begrüßt Markus Söder den Chef der Deutschen Eiche. Dietmar Holzapfel lebt seit über 40 Jahren mit seinem Ehemann Sepp Sattler zusammen und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das Heranwachsen als Mitglied der LGBTQI*-Community ist. "Das Thema war eigentlich tabu", sagt er im Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten.
Lange Zeit habe Dietmar Holzapfel weder mit Freunden noch Familie über seine Homosexualität offen sprechen können – was nicht ohne psychische Folgen blieb. "Man muss schon sagen, in der Jugend ist man sehr emotional. Man denkt dann auch mal über Selbstmord nach", offenbart er gegenüber Markus Söder. Erst der Umzug in die Großstadt habe für den Chef der Deutschen Eiche eine neue Welt offenbart, in der er freier leben konnte.
Steigende Kriminalität gegen LGBTQI* in Bayern
Auch wenn queere Personen heutzutage ihre sexuelle Identität nicht mehr verstecken müssen, ist man in Deutschland durchaus noch nicht so weit, wie manch einer glaubt. Wie die "SZ" im März 2023 unter Berufung auf eine Anfrage der Grünen berichtete, haben sich Fälle von Hasskriminalität in Bayern gegen Mitglieder der LGBTQI*-Community von 2010 auf 2021 fast versiebenfacht. Deshalb fordern Verbände wie der CSD München, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) und die Münchner Aids-Hilfe einen Queer-Aktionsplan für Gleichstellung und gegen Diskriminierung.
Söder verspricht: "Wir brauchen so einen Queer-Aktionsplan"
Markus Söder hat Verständnis für derartige Forderungen und sagt: "Keiner kann sich aussuchen, wen er liebt." Der Ministerpräsident stellt außerdem klar: "Was wir machen müssen in Bayern: Wir brauchen so einen Queer-Aktionsplan. Da ist zwar alles schon ein bisschen verteilt und es gibt viel. Aber das muss noch ein bisschen anders gemacht werden."
Der LSVD begrüßt die Entscheidung von Markus Söder, die LGBTQI*-Community mit einem derartigen Aktionsplan unterstützen zu wollen. "Dass der Ministerpräsident nun endlich einlenkt und das Thema als Angriffspunkt im diesjährigen Landtagswahlkampf abräumen will, sehen wir als Chance. Diskriminierung und Gewalt sind für viele queere Menschen in Bayern Alltag", erklärt LSVD-Landesvorstandsmitglied Markus Apel in einer Mitteilung des Verbands. "Es fehlt an flächendeckender Aufklärungsarbeit an Schulen, Maßnahmen gegen queerfeindliche Hassgewalt sowie an sicheren Unterkünften für queere Geflüchtete. Bayern braucht einen klaren Kompass für Queerpolitik."
Die Pläne von Markus Söder dürften der LGBTQI*-Community Hoffnung auf Besserung der aktuellen Zustände geben. Ob der bayerische Ministerpräsident seine Ankündigung auch einhalten und umsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Politiker seine Versprechen nach der Wahl nicht einhält.
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111