Hinterseer im AZ-Interview: „Ich bin der Hansi. Amen“
Für seine Fans ist er der Messias: Davon hält Hansi Hinterseer nichts. Er möchte einfach nur gute Laune verbreiten. Im AZ-Interview spricht er über seine Lieder, Höhen und Tiefen – und seine Haare
Mit wehenden Haaren stürmte er in die AZ-Redaktion: Hansi Hinterseer, Star und Liebling der Volksmusik-Anhänger. Am 14. Januar werden sie ihm in der Münchner Olympiahalle zujubeln. Eine halbe Stunde mit dem Phänomen Hinterseer.
AZ: Herr Hinterseer, der Skifahrer Hermann Maier hat gerade seine Karriere beendet und dabei ein paar Tränen verdrückt. Wie schwer ist Ihnen der Rücktritt damals gefallen?
HANSI HINTERSEER: Für jeden Sportler ist der Moment schwer, wenn man spürt, dass man aufhören muss. Irgendwann kommt der Punkt, wo man merkt, es geht nimmer.
Gibt es den Punkt beim Sänger Hansi Hinterseer auch?
Es wird ihn geben. Vielleicht wenn ich merke, dass ich bei den Leuten nicht mehr so ankomme, der Applaus nicht mehr so da ist.
Der Moment ist aber noch nicht da?
Ich möchte schon noch ein bisschen weitermachen, vorausgesetzt ich bleibe gesund.
Sie haben nach dem Skifahren ja mit dem Singen angefangen. Wie wär's mit einem Duett: Sie und Hermann Maier?
Ich glaube nicht, dass der Hermann bereit ist, so etwas zu machen. Aber um ihn mache ich mir keine Sorgen.
Sie sind Moderator, Skifahrer, Sänger, Schauspieler. Gibt es etwas, das Sie überhaupt nicht können?
Da gibt es viele Sachen. Kochen kann ich gar nicht. Zum Glück habe ich drei wunderbare Damen daheim, die mich sehr verwöhnen. Wo ich mich auch gerne verwöhnen lasse. Da will ich nicht reinpfuschen. Das ist wunderbar.
Wenn man Ihre Musik anhört, ist das schon ein bisschen heile Welt...
Einspruch!
Was ist es dann?
Es ist eine heilbare Welt. Es tut einem gut für die Seele. Es ist schön, wenn man so was zusammenbringt. Wenn man spürt, dass man mit dem was man macht, die Menschen erreicht. Wenn man abschalten kann, von den schlimmen Weltnachrichten. Ich lebe gerne in der Natur.
Möchten Sie auch mal über den Tod oder Ängste singen?
Ehrlich gesagt nicht. Aber man darf nicht immer das Klischee haben von der heilen Berge-Welt.
Werden Sie manchmal laut?
Mit dem Reden kommen die Leute zusammen, sagt man. Und deshalb muss man manchmal auch streiten. Aber ich mag streiten nicht. Ich mag nicht laut werden.
Haben Sie ein Ventil, um Dampf abzulassen?
Ich habe wenig Dampf abzulassen. Ich bin am Berg aufgewachsen, wo wir nichts außer Tieren und der Natur hatten. Du lernst anders zu leben, hast andere Werte, die wichtig sind. Man ist zufriedener, wenn man weiß, wo man herkommt. Wenn ich drei Tage in der Stadt bin, dann fahre ich schon wieder gerne heim.
Die meisten Leute denken, der Hansi Hinterseer ist immer gut drauf. Was war Ihr persönlicher Tiefpunkt?
In meiner sportlichen Karriere habe ich eine riesige Watschn bekommen. Ich war Favorit für die Goldene im Riesentorlauf bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck. Ich war toll in Form, dann hat mich eine Verletzung drausgebracht. Ich habe versagt. Von einer Sekunde auf die andere bin ich vom Liebling zum Buhmann der Nation geworden.
Was ist dann passiert?
Die Leute haben mich angespuckt, mit Schneebällen beworfen. Da ist für mich etwas zusammengebrochen, von dem ich nicht geglaubt habe, dass es passiert. In einem Lied würde ich so etwas nicht verarbeiten. Volksmusik ist etwas Lustiges.
Ihre Frisur ist zum Markenzeichen geworden.
Das sind einfach meine Haare, so sind sie. Ich stehe keine halbe Stunde vor dem Spiegel.
Gefärbt?
Gesträhnt.
Dass Sie oft als Messias bezeichnet werden, hören Sie wahrscheinlich nicht gern.
Nein. Jesus war Jesus. Ich glaube an Gott. Wenn ich eine Bergwanderung mit 10000 meiner Fans mache, ist das ein Kompliment für mich. Wenn ich zur Begrüßung die Arme ausbreite und dann heißt es hinterher in den Medien: Das ist der Messias, dann habe ich das gar nicht gern. Ich bin der Hansi und gebe den Leuten eine gute Unterhaltung. Aus, fertig, Amen.
Was war der höchste Berg, den Sie bestiegen haben?
In Kanada. Da sind wir aber mit dem Hubschrauber rauf auf 4800 Meter und dann Tiefschneegefahren. Ich bin gerne in den Bergen. Bergsteigen ist wie das Leben. Je weiter man zum Gipfel kommt, desto mehr Übersicht hat man. Nur die Luft wird ein bisschen dünner.
Warum haben Sie mehr weibliche Fans als männliche?
Gott sei Dank. Wenn lauter Männer vor mir stehen würden, müsste ich anfangen, nachzudenken. Mir sind die Dirndl lieber.
Was halten Sie von Schönheits-Ops?
Das Thema hat sich für mich noch nicht angeboten. Irgendwann muss man sagen, es war eine schöne Zeit. Ich werde auch älter und bekomme mehr Falten. Das ist ok. Sicherlich versucht man, äußerlich am Laufenden zu bleiben. Ich habe einige Frauen erlebt, die hergespritzt waren und mir gedacht: eigentlich ein armer Mensch.
Interview: Verena Duregger, Christoph Landsgesell
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